Kennen Sie die Leopoldauer Straße in Wien-Floridsdorf? Nicht? Oder vielleicht doch, nämlich seit rund zwei Wochen? Erraten! Es ist genau jene Straße, in der sich die Hinrichtung des abtrünnigen Tschetschenen Umar Israilov zutrug. Ausgeführt von einem Killerkommando, das auf offener Straße und am helllichten Tage mit insgesamt acht Schüssen ans tödliche Werk ging. Dem Zufall und nichts sonst ist es zu verdanken, dass keine Passanten in den unmittelbaren Kugelhagel geraten sind. Ein Kollateralschaden, den die Täter allem Anschein nach in Kauf genommen hätten.
Die folgende Debatte, warum Israilov keinen Personenschutz bekommen hatte, obwohl er bei der Polizei diesbezüglich vorstellig geworden war, ist im Nachhinein gesehen lediglich politisch relevant. Und sie zeigt bestenfalls, dass in Maria Fekters Innenministerium offensichtlich ein babylonisches Kompetenzengewirr herrscht, was die Eiserne Mizzi unlängst auch kleinlaut eingestehen hat müssen.
Dem heimischen Stammtisch geht es in Wirklichkeit um ganz was anderes. Wer seine Ohren abseits von intellektuellen Debattierzirkeln dorthin hält, wo das Volk spricht, hört sinngemäß Folgendes: Wäre Israilov gleich abgeschoben worden, hätte es diese Hinrichtung erst gar nicht gegeben. Zumindest nicht in Wien. Und, eine Stufe höher in der Emotionsskala: Und was heißt Personenschutz? Wie kommen die Steuerzahler dazu, eine Polizeigarde für irgendeinen ohnehin halbkriminellen Tschetschenen zu finanzieren?
Zugegeben: Das klingt nicht gut, aber es ist Realität. Realität ist aber auch, dass Wien mitnichten Moskau wird, wo praktisch schon fast im Monatsrhythmus missliebige Journalisten, Anwälte und Regimegegner wie Hasen im Feld abgeknallt werden. Erst recht gemessen daran, dass praktisch die Hälfte aller Asylwerber in Traiskirchen Tschetschenen sind, denen irgendwelche Rachekommandos auf den Fersen sein könnten.
Ich weiß schon: Die Statistik zählt bei dergleichen emotionalen Ausbrüchen kaum. Aber der letzte vergleichbare politische Mafiamord in Wien war jener am Georgier David Sanikidse 1996. Also vor mittlerweile mehr als zwölf Jahren. Auch das muss man sehen.
Und trotzdem den Ärger der Menschen vom Stammtisch verstehen. Denn nur so funktioniert eine für den Bürger verständliche Ausländerpolitik.