Breaking Beck

von Julia Ortner © Bild: News

Teuflische Drogen und Adolf Hitler in einem saftigen Titel, das muss man erst einmal schaffen. Die „Bild“-Zeitung kann das. „Grüner mit Hitler-Droge erwischt!“ schreit sie den verstörten Lesern am Mittwoch entgegen. Unterzeile: „Volker Beck hatte Crystal Meth bei sich“.

Einmal abgesehen davon, dass man noch nicht so genau weiß, was der langjährige deutsche Grünen-Politiker da bei sich hatte, denn alle Fakten beruhten auf „Informationen“ der „Bild“, laut der es „vermutlich“ 0,6 Gramm Crystal Meth waren, den journalistischen Hütern vom Boulevard der öffentlichen Ordnung aber war gleich klar: Das geht nicht und Hitler muss etwas damit zu tun haben.

Die Staatsanwaltschaft bestätigt nur, dass Beck bei einer Polizeikontrolle mit einer „betäubungsmittelähnlichen Substanz“ aufgefallen sei, die man erst untersuchen müsse. Der Grüne Bundestagsabgeordnete selbst legte in einer persönlichen Erklärung gleich seine Funktionsämter nieder und will nur sein Bundestagsmandat behalten – so flott treten auch nur deutsche Politiker zurück, wie wir hierzulande ja alle wissen.

Jetzt erregt sich natürlich die Öffentlichkeit über den gestrauchelten Politiker. Und mit Ausnahmen der Vernunft gibt es Empörung, Häme oder klebriges Mitleid für Beck. Wie der schlaue Satiriker Jan Böhmermann auf Twitter schreibt: „Wer das Meth hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.“ Nur logisch, dass es jetzt schon lustige „Breaking Beck“-Witze über den Grünen gibt – als Anspielung auf „Breaking Bad“, die US-Serie über einen braven Lehrer, der nebenberuflich im großen Stil Crystal Meth produziert und verkauft.

Das Theater um Beck ist vor allem scheinheilig. Natürlich ist er als Politiker ein Vorbild, der keine kleinen Tiere quälen oder verbotenen Substanzen konsumieren sollte. Aber er ist trotz seines Jobs eben auch ein Mensch, einer, der vielleicht ein Suchtproblem hat. Bei einer illegalen Droge finden das viele gleich pfui, aber Alkoholmissbrauch ist ihnen egal. In unserer Kultur der Zeltfeste und Winzerkönige hat man als Politiker ja erst ein Alkoholproblem, wenn man von der Bühne plumpst.

Wenn ein Politiker einen Fehler macht und die Konsequenzen daraus zieht, sollte man sein Privatleben achten. Beck hat sich immer für eine liberale Drogenpolitik eingesetzt, man kann ihm also kein doppeltes Spiel vorwerfen. Wir sehen wieder: Das politische Geschäft ist mitleidlos und kann seine Protagonisten ganz schön in die Mangel nehmen. Beck wird wohl nicht der einzige Politiker sein, der es ohne Drogen nicht schafft. Am Ende bleibt, was die „Süddeutsche Zeitung“ als Antithese zur „Bild“ schreibt: „Nicht richtig wäre es jetzt, den Menschen Volker Beck abzuurteilen.“ Mit anderen Worten: Moralapostel, haltet einfach die Pappn.

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