Herr Mitterlehner, was
braucht Politik 2021?

Perspektiven nach dem Krisenjahr 2020: Zum Jahreswechsel beantwortet Reinhold Mitterlehner in der Serie "News nachgefragt" diese und andere Fragen.

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News Nachgefragt 2020 - Herr Mitterlehner, was
braucht Politik 2021?

2020 war und ist ein außerordentliches Jahr – die Corona-Pandemie stellt die Gesellschaft vor neue Fragen, Herausforderungen und Probleme. Was können wir von diesem Ausnahme-Jahr lernen und welche Erwartungen haben wir an 2021? News.at fragte bei ehemaligen und aktiven Politikern und Politikerinnen nach.

Den Fragebogen beantwortete Reinhold Mitterlehner. Seit seinem Rücktritt aus der Politik im Jahr 2017 ist Mitterlehner Unternehmer, Aufsichtsratspräsident der Oberösterreichischen Versicherung und Präsident der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG).

2020 war für mich...
wie für viele durch Corona ein außergewöhnliches Jahr das gezeigt hat wie schnell alles anders sein kann und wie verletzlich diese Welt und unsere Gesellschaft sind.

Darauf hätte ich heuer verzichten können…
wohl alle auf Corona und den Lockdown,persönlich auf jede Ambition jetzt politisch verantwortlich zu sein

Was haben Sie 2020 gelernt, was Sie vorher noch nicht wussten/konnten?
mit mir selber auszukommen ohne ablenkende Außenereignisse und besseres Einbringen in den familiären Haushalt.

Welcher Moment hat Sie 2020 besonders berührt?
das Bild mit den Toten die in Militärlastwagen in Bergamo abtransportiert wurden und positiv wie Dominik Thiem das eigentlich vollkommen verkorkste Finale bei den US Open buchstäblich im letzten Moment gewonnen hat.

Was ist Ihnen wichtig geworden, worauf Sie in den Jahren zuvor deutlich weniger Wert gelegt haben?
2020 hat mir gezeigt wie wichtig für das emotionale Wohlbefinden der regelmäßige Kontakt mit Mitmenschen und Freunden ist.

Was gibt Ihnen Hoffnung?
Dass der globale Vernetzungswahn hinterfragt wird,es nicht um nur um mehr Effizienz sondern um mehr Resilienz geht. Die Chancen für die lokale Region werden größer.

Wann haben Sie sich zuletzt ohnmächtig gefühlt?
Gar nie ,weil es ja nicht in meiner Hand liegt etwas abzuwenden.Generell hat die ganze Welt monatelang der Ausbreitung des Virus ohnmächtig zugeschaut,bis heute haben die Virologen ja keine schlüssige Erklärung. Das ist für alle kein gutes Gefühl.

Welche Rolle hat Europa für Sie nach 2020?
Eine hoffentlich eigenständigere Rolle in allen Bereichen.

Was ist Ihnen 2020 nicht geglückt?
Es ist – schon wegen der reduzierten Aktivitäten-nicht so viel schief gelaufen,sehe es als Glück einigermaßen gesund bis jetzt durch das Jahr gekommen
zu sein.

Worauf sind Sie stolz, das Sie heuer erlebt/geschafft haben?
Viele Wanderungen haben mir gezeigt wie schön es bei uns in nächster Umgebung (Mühlviertel) ist

Was braucht die österreichische Politik 2021?
Mehr Managementqualität und weniger Marketing,Umstrukturierung statt Geldzuschüssen,Bewusstsein dass wir Geld nicht nur ausgeben sondern Staatsschulden auch einmal zurückzahlen müssen.

Die Person des Jahres ist für mich … weil …
politisch Angela Merkel weil sie die Krise in diesem Jahr unaufgeregt,sachlich und balanciert Richtung Grundwerte gemanagt hat.

Wer sollte in der Politik mehr mitsprechen?
Joe Biden hat hoffentlich Gescheites zu sagen und bringt wieder mehr Respekt und Kontinuität in die Politik

Ihr größter Wunsch für 2021?
Neue Normalität ohne weitere Wellen,mit funktionierender Impfung und wirtschaftliche Erholung

Was wünschen Sie sich für unsere Gesellschaft?
Lernfähigkeit,also nicht Hochfahren des alten Systems,sondern mehr Regionalität und gelebten Klimaschutz. Weg von Konsum -und Urlaubswahnsinn.

Ihr politisches Vorbild?
Leopold Figl

Bei diesem Song kenne ich den Text auswendig…
Sailing von Rod Stewart

Halbvoll oder halbleer?
Halbvoll

House Of Cards oder Vorstadtweiber?
Jedes Fußballspiel ist mir lieber