Herr Fischer, wer sollte
mehr mitsprechen?

Perspektiven nach dem Krisenjahr 2020: Zum Jahreswechsel beantwortet Heinz Fischer in der Serie "News nachgefragt" diese und andere Fragen.

von News Nachgefragt 2020 - Herr Fischer, wer sollte
mehr mitsprechen? © Bild: Ricardo Herrgott

2020 war und ist ein außerordentliches Jahr – die Corona-Pandemie stellt die Gesellschaft vor neue Fragen, Herausforderungen und Probleme. Was können wir von diesem Ausnahme-Jahr lernen und welche Erwartungen haben wir an 2021? News.at fragte bei ehemaligen und aktiven Politikern und Politikerinnen nach.

Den Fragebogen beantwortete Heinz Fischer. Er war von 2004 bis 2016 Bundespräsident Österreichs, seit 2017 steht Fischer dem Vereinsvorstand des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) als Präsident vor.

2020 war für mich…
eigentlich ein „unösterreichisches“ Jahr, mit unangenehmen Überraschungen, vielen Konflikten, einem Terroranschlag und zu wenig Interesse an Konsens.

Darauf hätte ich heuer verzichten können…
… auf Terror und COVID-19.

Was haben Sie 2020 gelernt, was Sie vorher noch nicht wussten/konnten?
Wie hart und uneinsichtig eine österreichische Regierung gegenüber dem Leid von Flüchtlingskindern in einer menschenunwürdigen Situation auf europäischem Boden sein kann, obwohl man mit Leichtigkeit helfen könnte.

Welcher Moment hat Sie 2020 besonders berührt?
Das behalte ich für mich.

Was ist Ihnen wichtig geworden, worauf Sie in den Jahren zuvor deutlich weniger Wert gelegt haben?
Das Thema Gesundheit.

Was gibt Ihnen Hoffnung?
Die Wahlniederlage von Trump und ein Impfstoff gegen COVID-19.

»Der Umgang mit dem Projekt Europa ist für mich ein Prüfstein unserer Politikfähigkeit«

Wann haben Sie sich zuletzt ohnmächtig gefühlt?
Ziemlich oft, seit ich aus der aktiven Politik ausgeschieden bin.

Welche Rolle hat Europa für Sie nach 2020?
Eine sehr große Rolle. Der Umgang mit dem Projekt Europa ist für mich ein Prüfstein unserer Politikfähigkeit.

Was ist Ihnen 2020 nicht geglückt?
Unmögliches zu verwirklichen.

Worauf sind Sie stolz, das Sie heuer erlebt/geschafft haben?
„Stolz“ ist keine Kategorie, auf die ich „stolz“ bin.

Was braucht die österreichische Politik 2021?
Das was sie immer braucht: Menschlichkeit, Sachlichkeit, Ehrlichkeit, Klugheit.

Die Person des Jahres ist für mich … weil …
Nicht jene, die am häufigsten im Fernsehen ist, sondern jemand, der über sich selbst hinausgewachsen ist, auch wenn niemand darüber berichtet.

Wer sollte in der Politik mehr Mitspracherecht haben?
Es sollten alle in gleicher Weise die Chance haben mitzusprechen und Gehör zu finden

Ihr größter Wunsch für 2021?
Ist meine Privatsache.

Was wünschen Sie sich für unsere Gesellschaft?
Friede, mehr soziale Symmetrie und gute Fortschritte bei den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs).

Ihr politisches Vorbild?
Mein politisches Ideal setzt sich aus mehrere Personen zusammen.

Bei diesem Song kenne ich den Text auswendig…
Beim „g‘schupften Ferdl“ von Gerhard Bronner

Halbvoll oder halbleer?
Zwei Drittel voll.

House Of Cards oder Vorstadtweiber?
Weder noch