Alexander Schallenberg: "Das Außenministerium ist kein Reisebüro"

Was ist Ihnen 2020 nicht geglückt? Ihr politisches Vorbild? Außenminister Alexander Schallenberg beantwortet diese und andere Fragen.

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News Nachgefragt 2020 - Alexander Schallenberg: "Das Außenministerium ist kein Reisebüro"

2020 war und ist ein außerordentliches Jahr – die Corona-Pandemie stellt die Gesellschaft vor neue Fragen, Herausforderungen und Probleme. Was können wir von diesem Ausnahme-Jahr lernen und welche Erwartungen haben wir an 2021? News.at fragte bei ehemaligen und aktiven Politikern und Politikerinnen nach.

Den Fragebogen beantwortete Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP)

2020 war für mich…so wie wohl für uns alle ein sehr herausforderndes Jahr.

Darauf hätte ich heuer verzichten können…Ich denke, die Antwort liegt auf der Hand – die Pandemie.

Was haben Sie 2020 gelernt, was Sie vorher noch nicht wussten/konnten? Was ein PCR-Test ist.

Welcher Moment hat Sie 2020 besonders berührt? Der Moment als wir wussten, dass wir die meisten gestrandeten Österreicherinnen und Österreicher sicher aus dem Ausland heim geholt haben, und, als ich im Frühjahr nach vielen Wochen des Abstandnehmens meine ganze Familie endlich wiedersehen konnte.

Was ist Ihnen wichtig geworden, worauf Sie in den Jahren zuvor deutlich weniger Wert gelegt haben? Die selbstverständlichen Freiheiten unseres täglichen Lebens, die offenen Grenzen in Europa und der Wert der Nachbarschaft – unmittelbar und in Europa.

Was gibt Ihnen Hoffnung? Die spürbare europäische Solidarität in der Krise und Berichte über den Stand der Entwicklungen des Impfstoffs.

»Wenn es die EU nicht gäbe, müssten wir Österreicher sie erfinden«

Wann haben Sie sich zuletzt ohnmächtig gefühlt? Ohnmächtig nie. Aber das grausame Attentat vom 2. November war natürlich ein schockierender Weckruf.

Welche Rolle hat Europa für Sie nach 2020? Wenn es die EU nicht gäbe, müssten wir Österreicher sie erfinden. Die Welt wird komplexer und herausfordernder – umso mehr brauchen wir ein geeintes und selbstbewusstes Europa.

Was ist Ihnen 2020 nicht geglückt? Die Diplomatie lebt vom persönlichen Dialog, demensprechend viele Reisen absolviert man als Außenminister normalerweise. Das ging heuer natürlich nicht, mittlerweile sind Videokonferenzen daher zum Alltag geworden.

Worauf sind Sie stolz, das Sie heuer erlebt/geschafft haben? Das Außenministerium ist kein Reisebüro. Dennoch ist es uns im Frühjahr gelungen, tausende gestrandete Österreicher sicher nach Hause zu bringen. Das ist dem gemeinsamen Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums zu verdanken.

Was braucht die österreichische Politik 2021? So wie bisher, den Blick fürs Wesentliche, Durchhaltevermögen, Geduld und die Zuversicht, dass wir alles meistern können, wenn wir nur als Gesellschaft zusammenstehen.

Die Person des Jahres ist für mich…All jene, die im Großen, wie im Kleinen, im Beruf, wie im freiwilligen Engagement, dieses Land tagtäglich so großartig und lebenswert machen.

Wer sollte in der Politik mehr Mitspracherecht haben? Diese Frage beantworten die Wahlberechtigten mit ihrem Kreuz auf dem Stimmzettel.

Ihr größter Wunsch für 2021? Dass wir gemeinsam, wie es die Menschen in der bewegten Geschichte unseres Landes schon so oft bewiesen haben, erfolgreich den Weg aus der Krise schaffen.

Bei diesem Song kenne ich den Text auswendig… Imagine.

Ihr politisches Vorbild? Ich habe nicht das eine Vorbild. Es gibt eine Reihe großartiger Außenpolitiker, von denen man viel lernen kann.

Halbvoll oder halbleer? Ich bin Optimist durch und durch – jedenfalls halbvoll.

House Of Cards oder Vorstadtweiber? Weder noch – wenn ich Zeit habe zum Fernsehen, was sehr selten vorkommt, dann Dokus oder History Channel.

Was wünschen Sie sich für unsere Gesellschaft? Das Gemeinsame vor das Trennende stellen, Zusammenhalt, Solidarität und Weltoffenheit. Werte, die uns durch dieses schwierige Jahr gebracht haben.

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