Vor Kurzem lockte mich der Gusto auf ein morgendliches Avocadobrot nach Langem wieder mal ins Kaffeehaus Zur Rezeption. Statt der mittlerweile verpönten Frucht gab es verschlossene Türen.
Der Schriftzug des Lokals war noch da, drinnen sah es leicht anders aus. Italienischer. Also nicht wie die verkitschte Hollywood-Variante, sondern so, wie nette, kleine Restaurants bei unseren Lieblingsnachbarn tatsächlich sind. Weiße Tischtücher, unprätentiöser Möbelmix, leicht zugeramschte Theke.
Einen Tag später hatte ich einen Tisch in der Trattoria Triestina ergattert. Glück gehabt, ohne rechtzeitige Reservierung geht eigentlich wenig. Seit Herbst letzten Jahres bietet hier das Ehepaar Veronica und Peter Ivancich Triestiner Lebensgefühl. Sie schmeißt das Service, er kocht in der Küche auf, was die gemeinsame Heimat zu bieten und auf der kleinen, handgeschriebenen Karte Platz hat. Das Ganze läuft völlig unaufgeregt ab.
Genauso entspannt sollten auch die Gäste sein. Zeit? Spielt keine Rolle. Da wird mal ein wenig länger mit den einen Gästen geplaudert, während die anderen schon sehnsüchtig auf den herrlichen Prosciutto mit Grana oder die herzhafte Pasta mit Sardellen, Oliven und Paradeisern warten.
Gut Ding braucht Weile, und wenn wir schon Italien- Feeling hinter dem Karmelitermarkt haben wollen, dann nehmen wir das so in Kauf. Wer sich daran stößt, dass der Nebentisch seine Gespräche mithören kann - das legt sich. Zwei Gläser Hauswein, und die Chancen sind groß, dass Sie bereits mit den Nachbarn über das hausgemachte Tiramisu fachsimpeln. Ich habe dem Avocadobrot übrigens keine Träne nachgeweint.
Trattoria Triestina
Große Sperlgasse 6
1020 Wien
01/890 58 56
Mi., Do. 18 bis 22 Uhr
Fr. bis Mo. 11.30 bis 15 Uhr und 18 bis 22 Uhr
Di. geschlossen