Knalleffekt in der Affäre Aiderbichl

Ermittlungen gegen Michael Aufhauser: Hat er Senioren um ihr Geld gebracht?

von Michael Aufhauser © Bild: Heinz Tesarek

Die Justiz geht einem schweren Betrugsverdacht nach. Vier Monate lang haben die Ermittler Telefone überwacht. Es wurden Bankkonten geöffnet, Häuser durchsucht und im Juni sogar ein Aiderbichl-Mitarbeiter in Untersuchungshaft genommen haben. Da der Schaden laut Verdachtslage 5 Millionen Euro übersteigt, ist das Verfahren mittlerweile bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien gelandet. Aufhauser und Ehrengruber stehen unter Verdacht, gemeinsam mit anderen Personen einem alten Mann und seiner Schwester Millionen herausgelockt zu haben. Unter anderem sollen hohe Spendengelder zweckwidrig verwendet worden sein.

Vier Millionen entlockt

Laut dem Ermittlungsakt werden Michael Aufhauser und Dieter Ehrengruber konkret verdächtigt „im bewussten und gewollten Zusammenwirken mit anderen Mittätern“ 2010 den damals 87-jährgen Gerd V. durch eine Täuschung zur Schenkung von vier Millionen Euro veranlasst zu haben. Dem alten Mann sei vorgemacht worden, dass „die Verantwortlichen der Gut Aiderbichl Stiftung Österreich“ im Gegenzug für diese Schenkung seinen heruntergekommenen Hof im Innviertel renovieren und als „Gnadenhof“ erhalten würden. Inwieweit das tatsächlich passiert ist, darüber gehen die Angaben im Akt jedoch weit auseinander.

Ein weiterer Verdacht lautet, Aufhauser und Ehrengruber hätten dazu beigetragen, dass nach dem Tod des Mannes im November 2011 bei Gericht „ein ungültiges Testament“ vorgelegt worden sein soll. Der gesamte Nachlass von rund 1,3 Millionen Euro ging daher möglicherweise zu Unrecht an die Aiderbichl-Stiftung.

Dringender Geldbedarf für notleidende Tiere

Außerdem stehen Aufhauser und Ehrengruber im Verdacht, „eine Mitbeschuldigte dazu bestimmt“ zu haben, dass diese Herrn V. zwischen Juli und Oktober 2011 „wiederholt vorspiegelte“, dringend Geld für Bauprojekte von Gut Aiderbichl zugunsten notleidender Tiere zu benötigen. Dadurch sollen V. Spenden über insgesamt mindestens 800.000 Euro herausgelockt und das Geld „zweckwidrig verwendet“ worden sein.

Aiderbichl-Geschäftsleiter Dieter Ehrengruber weist im Gespräch alle Vorwürfe von sich: „Von uns ist alles erfüllt worden, was damals besprochen wurde.“ Außerdem sei das Testament rechtsgültig und „im Sinne von Herrn V. abgewickelt worden“, erklärt er weiter.

»Von uns ist alles erfüllt worden«

Doch nicht nur dem reichen V. soll von der Aiderbichl-Führung Geld herausgelockt worden sein. Auch seine Schwester Ursula aus Stuttgart machte Bekanntschaft mit Gut Aiderbichl. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Verdacht, dass Aiderbichl-Gründer Aufhauser und sein langjähriger Vertrauter Ehrengruber eine Frau angestiftet hätten, Ursula V. zu verleiten, ein Bankdepot aufzulösen und rund 500.000 Euro an die Aiderbichl-Stiftung zu überweisen. Der alten Frau soll vorgemacht worden sein, dass hinter der Aiderbichl-Stiftung eigentlich ihr Bruder Gerd stehe.

Aufhauser noch nicht vernehmungsfähig

Auch den Verdacht bezüglich Ursula V. dementiert der Aiderbichl-Manager Ehrengruber vehement: Es sei kein Depot zugunsten der Aiderbichl-Stiftung aufgelöst worden und die Frau sei nicht im Auftrag von Gut Aiderbichl, sondern „nur mit unserem Namen“ in Stuttgart gewesen. Aiderbichl habe von Ursula V. nur knapp 270.000 Euro aus ihrem Nachlass erhalten. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, betont Ehrengruber. Er habe der Justiz vor knapp zwei Wochen eine schriftliche Stellungnahme übergeben. Michael Aufhauser sei nach seiner Herzoperation noch nicht vernehmungsfähig.

Der im Juni festgenommene Aiderbichl-Mitarbeiter hat mittlerweile ein Teilgeständnis abgelegt – er habe vom Geld des Gerd V. einen sechsstelligen Betrag ohne dessen Zustimmung für sich verwendet. Alle anderen Vorwürfe bestreitet er. Für den Mitarbeiter und alle anderen Betroffenen, die sämtliche Vorwürfe bestreiten, gilt die Unschuldsvermutung.

»Wir haben uns nichts vorzuwerfen«

Michael Aufhauser gründete 2000 den ersten Aiderbichl-„Gnadenhof“ für leidende Tiere in der Nähe von Salzburg. Heute umfasst Gut Aiderbichl insgesamt 26 Höfe in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Über 6000 Tiere werden von 300 Mitarbeitern betreut. Allein 2014 nahm der Aiderbichl-Komplex über 18 Millionen Euro ein. Darunter waren die regelmäßigen Spenden von rund 56.000 Tierpaten. Zusätzlich konnten rund 2,2 Millionen Euro aus 27 Erbschaften verzeichnet werden. Seit Aufhausers Herzoperation im Mai 2015 leitet Dieter Ehrengruber die Geschäfte.

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Kommentare

Aus Tierarztkreisen und von Betroffenen weiß ich, dass nicht alles lupenrein über die Bühne gegangen ist, dass es Tierfreunde gibt, die ihr gesamtes Vermögen (Bargeld, Häuser) übergeben haben, damit sich die Stiftung Aiderbichl nach ihrem Tod um ihre Tiere kümmert. Leider wurde in Verträgen auf gewünschte Angaben "vergessen"....
abgesehen von der Tierhaltung auf dem Gut - auch Tierarztberichte...

Meine ganze Familie, wir sind alle aktive *Aiderbichler*, nur wenn das stimmt, wonach es zumindest jetzt so einmal klingt, dann sind wir es die längste Zeit gewesen, aber - immer noch! - im Zweifel FÜR die Angeklagten !

Oberon


Sollte es tatsächlich so sein, dass M.Aufhauser den alten Leuten mit einem rührseligen und miesen Trick das Geld aus der Tasche gelockt hat, dann soll er seine gerechte Strafe bekommen, die hoffentlich nicht zu knapp ausfällt.

Einige tierliebende Menschen werden es sich Zukunft überlegen, wieder für Gut Alderbichl zu spenden, und wer leidet darunter? Die Tiere.

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