Busfahrer hofft auf Hilfe

Johann H. ist chronisch krank, aber die Versicherung will, dass er weiterarbeitet

Ein kleiner Spaziergang mit Ehefrau und Hund, der Lebensmitteleinkauf in der Nachbarortschaft oder ein gemütlicher Abend beim Heurigen sind Szenen des Alltags, über die man nicht weiter nachdenkt. Johann H. wäre froh, wenn er das auch von sich behaupten könnte und sich nicht jedes Mal vor dem Verlassen der eigenen vier Wände den Kopf darüber zerbrechen müsste, ob er es im Fall der Fälle auch bis zur nächsten Toilette schaffen würde.

von NEWS kämpft für einen chronisch kranken Busfahrer. © Bild: Daniela Klemencic/NEWS

Der Grund für seine permanenten Sorgen ist eine chronische Darmerkrankung, an der er schon seit über zehn Jahren leidet und die sich laufend verschlechtert. Nach zahlreichen Krankenhausaufenthalten und unterschiedlichsten Therapien musste sich Johann H. im Mai 2010 operativ 40 Zentimeter des Dickdarms entfernen lassen. „Doch mein Zustand hat sich auch danach nicht gebessert. Mittlerweile ist es so schlimm, dass ich meinem Job nicht mehr nachgehen kann.“

Vier Stunden ohne Pause.

Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Johann H. ist seit 1992 als Postbuslenker tätig. Ein Job, der für Menschen mit einer chronischen Darmerkrankung äußerst problematisch ist, wie H. erklärt: „Mit dem Bus bin ich bis zu vier Stunden am Stück ohne Pause unterwegs und habe daher auch keine Gelegenheit, eine Toilette aufzusuchen. Es ist eine Utopie, dass ich mir bei meinem Krankheitsbild die WC-Besuche einteilen kann.“

Neben der Darmerkrankung leidet Johann H. auch unter Klumpfüßen – das Bundessozialamt bescheinigt ihm eine Invalidität von 70 Prozent. Sein im November 2011 eingebrachter Antrag auf Berufsunfähigkeitspension wurde von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) dennoch abgelehnt.

Mitfahren verboten, lenken ok.

Jürgen Holzinger vom Verein „Chronisch krank“, der Herrn H. juristisch berät, kann die Entscheidung der PVA nicht nachvollziehen: „Laut Bundessozialamt ist es Herrn H. nicht zumutbar, ein öffentliches Verkehrsmittel als Fahrgast zu benützen. Trotzdem soll er weiterhin als Busfahrer arbeiten? Das ist doch skurril!“ Johann H. ergänzt: „Ich habe den Job 22 Jahre lang gerne gemacht und möchte auch nicht aus Faulheit daheim bleiben. Es geht gesundheitlich einfach nicht mehr – ich trage ja auch Verantwortung für meine Fahrgäste.”

Berufsschutz nicht anerkannt.

Mittlerweile wird die Causa am Landesgericht St. Pölten verhandelt. Doch auch hier hat Johann H. mit Hürden zu kämpfen: „Das Gutachten des Berufs-Sachverständigen war meiner Ansicht nach nicht korrekt. Man hat mir den Berufsschutz nicht zuerkannt und wollte mich zu minderwertigen Arbeiten zwingen.“ Da der Gutachter bei der Verhandlung am 2. August nicht anwesend war, wurde vertagt. Johann H.: „Ich bin verzweifelt und hoffe, dass der Prozess bald fortgesetzt wird, und die Richterin meine Situation richtig beurteilt.“

Und so hilft NEWS.

NEWS fragte beim Landesgericht St. Pölten nach, wann das Verfahren fortgesetzt wird. Ein neuer Termin steht allerdings laut Auskunft des Gerichts noch nicht fest. Wir werden weiter über den Fall berichten. NEWS bleibt dran!

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