NEWS exklusiv - Die Seele eines "Satans":
Das ganze Gutachten über die Psyche Fritzls

Psychiaterin: Fritzl gilt als „voll zurechnungsfähig“ Was der Täter nun über seine Verbrechen sagt

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Das ganze Gutachten über die Psyche Fritzls

Josef Fritzl, jener Mann, der seine Tochter Elisabeth 24 Jahre lang in einem Kellerverlies seines Hauses in Amstetten gefangen gehalten, ihr unsägliche Qualen zugefügt, mit ihr sieben Kinder gezeugt hat, wovon er eines nach dessen Tod verbrannte, drei mit seiner Ehefrau Rosemarie großzog und drei davon bis zum Bekanntwerden des „Jahrhundertkriminalfalls“ ebenfalls in dem Bunker in Geiselhaft hielt – Josef Fritzl, dessen Name mittlerweile rund um den Globus zu einem Synonym für das Grauen geworden ist, gilt als „voll zurechnungsfähig“. Zu diesem Schluss kommt nun jedenfalls die Linzer Psychiaterin Adelheid Kastner, die den Täter in den vergangenen Monaten im Auftrag des Gerichts ausgiebig untersucht, seine Seele durchleuchtet hat; in sechs mehrstündigen Gesprächen und mithilfe zahlreicher klinischer Tests.

Meister der Verdrängung
Das fast 140 Seiten umfassende Gutachten, das NEWS als einzigem Medium zur Gänze vorliegt, offenbart psychische Abgründe, die schier unvorstellbar scheinen, für die nicht einmal Adelheid Kastner eine letztendlich gültige Erklärung findet – und die trotzdem Realität sind, in der absurden Welt des Josef Fritzl, diesem „Meister der Verdrängung und der Verleugnung“. Sein irres Doppelleben – in der geheimen Schreckenskammer „unten“, im Keller, und in seinem offiziellen Dasein, „oben“, bei seiner Familie, im Beruf, bei gesellschaftlichen Anlässen – ist ein „Spiegelbild seines Innersten“, so die Analyse der Psychiaterin.

Horrible Kindheit
„Als Alibikind“, wie er Psychiaterin Adelheid Kastner erklärte: „Meine Mama bekam mich nur, weil ihre einzige Liebe, ihr Ex- Gatte, ihr immer vorgeworfen hatte, sie wäre unfruchtbar – und mit einem neuen Partner wollte sie ihm beweisen, dass das nicht so war.“ Was erzählt Josef Fritzl noch über seine Mutter, über seine Beziehung zu ihr? „Sie hat mich alleine großgezogen, Liebe bekam ich von ihr nie, sie prügelte und trat mich, bis ich am Boden lag und blutete. Ich fühlte mich dabei so erniedrigt, so schwach. (…)“. Und trotz all der Qualen, die ihm seine Mutter angetan habe, habe er sie doch geliebt.

Er kerkerte auch seine Mutter ein
Später, Josef Fritzl und Rosemarie waren da schon längst verheiratet und Eltern von ein paar Kindern, zogen sie zurück in den Heimatort des Mannes, nach Amstetten. Zu seiner Mutter, in das Haus in der Ybbsstraße 40, „das ich nach und nach vergrößert und ausgebaut habe“. Die verhasste, geliebte Mama, sie wohnte nun wieder mit ihm unter einem Dach. Aber langsam verdrehten sich die Rollen. Der Sohn wurde zunehmend zum Despoten. Und die Frau, die ihm einst so wehgetan hatte, kam laufend mehr in die Opferrolle. Den Aussagen von Familienmitgliedern zufolge hat Fritzls Mutter sich, im gleichen Maße, wie sie gebrechlicher wurde, vor ihrem Sohn gefürchtet. Er habe sie beschimpft, in ein Zimmer im Obergeschoß eingesperrt, das Fenster ihres Raumes zugemauert, damit sie kein Tageslicht sehen konnte. Sie wie eine Gefangene behandelt. Bis zu ihrem Tod 1980.

‚Seitensprünge waren Notventil‘
Josef Fritzl zufolge war die Frau, die bis jetzt seine Gattin ist, die erste Frau, mit der er sexuell verkehrte. Mit 18, über einen Lehrlingskollegen, habe er Rosemarie, „damals ein ganz junges Mädchen“, kennen gelernt, bei einem Fest ihrer Eltern. Josef Fritzl: „Ich bildete mich weiter und arbeitete viel, um uns die Grundlage für eine sichere Existenz zu schaffen.“ 1963 ging er für 18 Monate „auf Montage“ ins Ausland, nach Ghana: „In Ghana unterhielt ich kurze sexuelle Erlebnisse, einmal da, einmal dort, nichts Fixes. Ich habe mich gegen Bezahlung oder Geschenke mit Einheimischen eingelassen, war aber vorsichtig, weil ich Angst vor Geschlechtskrankheiten hatte, zu Prostituierten ging ich nicht.“ Der Grund für die Seitensprünge? „Sie waren ein Notventil, es war ein Stau in mir, ich wollte wahrscheinlich einfach jemanden im Arm halten.“

Nach seiner Rückkehr aus Afrika begann Josef Fritzl, Opfern in Parks aufzulauern und sich vor ihnen zu entblößen, 1968 stieg er in eine Wohnung in Linz ein und verübte eine Vergewaltigung. Anfang 1969 wurde Josef Fritzl wegen „schweren sexuellen Missbrauchs“ zu zwei Jahren Haft verurteilt, seine Frau trennte sich dennoch nicht von ihm: „Rosi kam mich regelmäßig im Gefängnis besuchen, wir redeten aber nicht über mein Verbrechen.“ Und nach der Entlassung ging alles weiter wie zuvor. Er machte Karriere, sie wurde wieder und wieder schwanger.

‚Ich bin ein zerrissener Mensch‘
Das Leben „oben“, in Josef Fritzls „offizieller Welt“ – es soll für seine Familie ein Alptraum gewesen sein. Er, der übermächtige Vater, der Despot, der die Gattin und die Kinder aufs Schlimmste beherrschte und kontrollierte, der sie schlug und quälte, der sie „scheitelknien“ ließ, oft stundenlang, genauso wie er in seiner Jugend hatte büßen müssen, für nichts. Sie, die hilflose Mutter, die zwar versuchte, sich schützend vor ihre Söhne und Töchter zu stellen, aber letztlich zu schwach war, ihren Mann in die Schranken zu weisen oder sich von ihm zu trennen; die alles tat, was er verlangte; die keine seiner Handlungen hinterfragte. Er, der smarte, eloquente Geschäftsmann, der ständig neue Immobilien kaufte, renovierte und vermietete. Sie, die brave und doch auch chaotische Hausfrau, die sich wenig zutraute, die glaubte, ohne Josef Fritzl nicht existieren zu können. Der Täter selbst leugnet, jemals Gewalt über seine Gattin oder die Kinder ausgeübt zu haben: „Das sagen sie jetzt alle, weil sie manipuliert werden. Fakt ist: Ich bin immer ein guter Ehemann und Vater gewesen. Aber wahr ist auch: Ich bin ein zerrissener Mensch mit Leidenschaften, die ich nicht beherrschen kann. (…)“

Die ganze Story lesen Sie im NEWS 44/08!