Die Ambros-Attacke:
Ein Schuss ins Blaue

Das Ganze rangiert zwischen Sommergroteske und gesellschaftspolitischem Konflikt: Nachdem Wolfgang Ambros in der FPÖ "braune Haufen" ortete, nannten ihn maßgebliche Vertreter der Regierungspartei "alt und abgehalftert". Nun machen die namhaftesten Künstler Österreichs in News für ihren Kollegen mobil

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Protest - Die Ambros-Attacke:
Ein Schuss ins Blaue

Unbequem, unkäuflich, aufrichtig: Die Eigenschaften, die Hubert von Goisern seinem Musikerkollegen Wolfgang Ambros attestiert, gehören grundsätzlich zum Rüstzeug großer Künstler. Doch: Nun sorgen sie für ein ausuferndes Zerwürfnis mit der Regierungspartei FPÖ. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" wurde Ambros -derzeit auf ausgedehnter Tournee durch Deutschland und Österreich -gefragt, warum er sich von jeher in seinen Liedern auch gesellschaftspolitischen Themen widmet. Daraufhin wurde der 66-Jährige deutlich: "Wir sind mitten drinnen im gesellschaftlichen Wandel, das gilt auch für rechte Tendenzen. Mir wird angst und bange, wenn ich daran denke, was die österreichische Regierung in den nächsten drei Jahren noch so alles anstellen wird", so Ambros. Fast jede Woche gebe es "einen kleinen oder größeren Hammer in Verbindung mit FPÖ-Personal" wie etwa die Affäre um das Burschenschafter-Liederbuch. Von den Distanzierungen seitens Vizekanzler Heinz-Christian Strache halte er nichts, sagte Ambros weiter: "Ich glaub dem kein Wort. Ich bin mir sicher, dass es viele braune Haufen in der FPÖ gibt."

Und: "Weil die Regierung die ganze Zeit nur über Ausländer redet, fällt vielen Österreichern gar nicht auf, wohin die Reise geht. Die Pläne dieser Regierung bekommen nicht nur die Flüchtlinge zu spüren, sondern bald auch ärmere Österreicher." Kritik übte er übrigens auch an Sozialministerin Hartinger-Klein und an Kanzler Kurz. ("Der schweigt immer, wenn es unangenehm wird. (..) Er ist abhängig von der FPÖ.")

Während sich die ÖVP in Schweigen hüllte, reagierte die FPÖ rasch. FPÖ-General Harald Vilimsky bezeichnete Ambros gegenüber der Tageszeitung "Österreich" als "grantigen alten Mann, der mit seinem Bedeutungsverlust nicht zurechtkommt und deshalb keinen richtigen Überblick über die Politik hat". Vilimskys Generalsekretärskollege Christian Hafenecker nannte Ambros und den ebenfalls regierungskritischen Sänger Rainhard Fendrich "abgehalfterte Musiker, die in der Kritik an der Regierung wetteifern", und deutete an, beide hätten von Zuwendungen linker Parteien profitiert. Gleichzeitig schlug er ein Aussöhnungsgespräch bei "einem Gulasch und einem Seidl Bier" (so der Titel eines Ambros-Songs) vor. Ambros lehnte ab. Dann wurde es schmutzig: FPÖ- Anhänger riefen zur Zerstörung von Ambros-CDs auf, der Sänger bekam Morddrohungen.

Aufstehen für "Wolferl"

Daraufhin formierten sich auch die "Wolferl"-Fans: In den sozialen Medien startete die #ambroschallenge, die dazu aufrief, den 42 Jahre alten Hit "Schifoan" zu kaufen und Ambros so als Antwort auf die FPÖ-Angriffe auf Platz eins der Charts zu bringen. Die Übung gelang fürs Erste: Tagelang war "Schifoan" - just im heißesten Sommer seit Langem -an der Spitze der iTunes-Charts.

In News stellen sich nun Österreichs Musikgranden hinter den Austropop-Star. "Wolferl hat recht", sagt Jazz Gitti. Auch Willi Resetarits alias Ostbahn Kurt unterstützt seine Aussagen, ebenso EAV-Mastermind Thomas Spitzer und STS-Liedermacher Gert Steinbäcker. Darüber hinaus sorgen sich Musikerkollegen wie Seiler und Speer oder Boris Bukowski um die Meinungsfreiheit, und Rainhard Fendrich sieht die demokratischen Grundwerte gefährdet. Und Paul Pizzera bringt sein Unverständnis in der Causa Ambros mit dessen Worten auf den Punkt: "Zwickt's mi!"

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    BORIS BUKOWSKI, Musiker

    „Hier hat man sich den Falschen ausgesucht. Ambros hat mehr Glaubwürdigkeit, als alle blauen Funktionäre zusammen. (…) Der Umgangston ist nicht nur äussere Form, sondern auch Programm. Medien und bei Gelegenheit auch Höchstgerichte sollen unglaubwürdig gemacht werden, um die selbstkreierte Wahrheit durchzubringen."

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    ALEXANDER GOEBEL, Schauspieler

    „Von einem Teil der Regierung, nämlich dem türkisen, hört man gar nichts. Als Kanzler hat man die Verpflichtung das politische Geschehen im and zu kommentieren. Tut er das nicht, heisst das entweder: „Ich bin d’accord“ oder „Mir fällt nix ein."

Der Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 33/2018) erschienen!