Über den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau lernt man gemeinhin im Biologie-Unterricht, Kapitel: Genetik. Demnach besitzen sowohl Männer als auch Frauen unter ihren 46 Chromosomen zwei Geschlechtschromosomen.
Während Mann neben einem X- ein viel kleineres Y-Chromosom besitzt, sind Frauen mit XX ausgestattet. Doch während das männliche Aktenzeichen XY keineswegs ungelöst ist die Wissenschaften haben seit jeher fast ausschließlich das männliche Geschlecht untersucht und dessen Perspektive eingenommen , so ist das in Bezug auf die weibliche Hälfte der Menschheit gänzlich anders.
Bis in die Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts hinein schenkte man einer typisch weiblichen Physiologie, Neuroanatomie oder Psychologie kaum wissenschaftliche Aufmerksamkeit, konstatiert die US-Neurobiologin und Neuropsychiaterin Louann Brizendine. So ging die Wissenschaft fast während des gesamten 20. Jahrhunderts davon aus, dass Frauen neurologisch gesehen und in praktisch allen anderen Aspekten mit Ausnahme der Fortpflanzungsfunktion kleine Männer seien, ergänzt Brizendine. Folge: Jahrzehntelang gab es nur Studien, in denen weder Frauen noch weibliche Tiere berücksichtigt wurden.
Kein Unisex-Gehirn. Erst die Fortschritte der Genetik und die neuesten bildgebenden Methoden in der Gehirnforschung wie Positronen-emissionstomografie (PET) und Kernspinresonanz (MRI) haben einen neuen Blick auf die Wirklichkeit eröffnet. Und über diese neurologische Sicht der Dinge und vor allem die entdeckten geschlechtsspezifischen Unterschiede hat Louann Brizendine ein Buch geschrieben, das in den USA zum Bestseller wurde und heiße Diskussionen auslöste: Denn in The Female Brain die deutsche Ausgabe Das weibliche Gehirn. Warum Frauen anders sind als Männer erscheint Mitte Februar erklärt die 53-jährige Neuropsychiaterin, die eine fundierte Ausbildung in Berkeley, Yale und Harvard genoss, warum Frauen anders ticken als Männer. Sie räumt darin gründlich mit der Vorstellung auf, dass es ein Unisex-Gehirn gäbe.
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PLUS: ,Diese Sichtweise ist reiner Biologismus, der nur die alten Stereotype festschreibt. - Was Psychoanalytikerin Rotraud Perner am Buch stört.