Neugründungs-Spektakel in Orange: Jörg Haider wie erwartet zum Parteichef gewählt

Angriffe gegen Strache - keine Grabenkämpfe mit FPÖ KLICKEN: Die BILDER von der teuren Gründungsfeier!

Die FPÖ-Abspaltung BZÖ hat sich am Sonntag in einem durch und durch orangen Gründungskonvent am Flughafen Salzburg konstitiuiert. Erster Bündnis-Chef ist der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, dessen Kür in offener Wahl mit einer Enthaltung, aber ohne Gegenstimme erfolgte. Sein geschäftsführender Obmann wird Vizekanzler Hubert Gorbach, stellvertretende Vorsitzende sind Justizministerin Karin Miklautsch und die Wiener Landtagsabgeordnete Heike Trammer. Angriffe setzte es in Salzburg gegen die in der FPÖ Verbliebenen, in der Regierung will man weitertun.

Durchgestylt war der Gründungs-Event gar nicht schlecht. Die Tagungshalle am Salzburger Flughafen symbolisierte Aufbruch, mit halbnackten Trapezkünstlern und kurzbeschürzten Geigerinnen versuchte man, vom Bieranstich-Image wegzukommen. Und nach Salzburg gereist waren auch immerhin gut 700 (offiziell sogar mehr als 900) Interessierte. Die meisten kamen freilich aus dem Haider-Land Kärnten - weiters auffällig: Zwar war die gesamte Regierungsmannschaft gekommen, aber nur der halbe Nationalrats-Klub der Freiheitlichen.

Abgestürzter Ikarus und "We are family"
Dass jetzt wirklich alles gut wird, versuchte man, mittels einer neuen Hymne zu belegen: Statt "Final Countdown" wie früher heißt es jetzt "We are family", unter anderem bekannt als Titelsong aus der US-Version des Komödien-Klassikers "Ein Käfig voller Narren". Eher nicht als Vorbild nimmt sich das BZÖ wohl den als Statue in Salzburg präsenten Ikarus, der ja laut Mythologie abstürzte, weil er gar zu keck an die Sonne heranflog.

Denn beim Bündnis steht trotz einer aktuellen "profil/OGM"-Umfrage, die dem BZÖ nur fünf Prozent gibt, alles auf Aufbruch. Haider zeigte sich in seiner eineinhalbstündigen Marathon-Rede "sehr erleichtert", dass ein Neubeginn angegangen worden sei. Aufs Korn nahm er seinen Hauptwidersacher, den künftigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, dem er - ohne ihn namentlich zu nennen, eine "starke Lippe" unterstellte, die aber schweige, wenn es darum gehe, sich mit dem eigentlichen politischen Gegner zu beschäftigen.

"Nicht einen einzigen Stein zurückwerfen"
Überhaupt verurteilte der BZÖ-Chef, dass es in der FPÖ "einige wenige politische Leichtmatrosen" gegeben habe, die versucht hätten, gegen den Ratschlag des Kapitäns das gemeinsame Schiff zu steuern und dabei riskiert hätten, "dass das Schiff auf Grund läuft". Er selbst habe hingegen nie Energien darauf verwendet, eigene Leute zu bekriegen, so Haider zur Überraschung so mancher Beobachter.

Gleichzeitig appellierte der BZÖ-Obmann an sein Publikum, sich nicht auf Grabenkämpfe mit der FPÖ einzulassen. Viele Steine seien ihm von dort nachgeworfen worden: "Wir sollten aber nicht einen einzigen Stein aufheben und zurückwerfen." An die ÖVP gewandt meinte Haider, diese solle den kleinen Regierungspartner fair behandeln. Eine Alleinregierung werde es sowieso auch in Zukunft nicht geben: "Die orange Farbe wird auch dem Herrn Bundeskanzler ins Auge stechen."

Kritk an Gusenbauer und Van der Bellen - Bekenntnis zur EU
Neben fester Kritik an Opposition - SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer schickte Haider rhetorisch "heim nach Moskau" und Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen machte er zum "Valiumtester" - versuchte der BZÖ-Chef auch eine inhaltliche Ausrichtung. Schwerpunkt dabei waren der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit sowie die Skepsis gegenüber der Globalisierung und der Einsatz für den Mittelstand.

Im mit überwältigender Mehrheit verabschiedeten Parteiprogramm sticht ein Bekenntnis zur EU mit der Erwartung einer "Avantgarde" in der Union hervor. Historisch sieht man sich beim BZÖ in der Tradition der Revolution von 1848. Eher konservativ gehalten ist das Parteistatut, das mehr oder weniger die gleichen Gremien wie bei allen anderen Parteien vorsieht. Der erste echte Bundeskonvent soll im Herbst stattfinden. (apa/red)