Neuer Voest-General: Die Pläne von Wolfgang Eder

Eder im FORMAT-Interview: "Börsegang war mein Meisterstück" voestalpine-Deal: Tochter VAE kauft französische Firma

Seit Anfang Jänner ist Wolfgang Eder de facto Voest-General. Kein schriller Manager, aber einer, der den Stahlkonzern eisern auf Erfolgskurs trimmt. Die Ära des Wolfgang Eder beginnt in der Voest gleich mit einem Weltrekord. In dieser Woche bekommt der 51-jährige Voest-Manager, der mit Jahresbeginn offiziell die Agenden des Vorstandsvorsitzenden übernahm, das schriftliche Okay für ein monströses Investitionsprogramm namens "Linz 2010".

Bis kurz vor Weihnachten stand das Projekt wegen Problemen bei der Umweltverträglichkeitsprüfung auf des Messers Schneide, bevor die Behörden grünes Licht gaben. Im Juli wird der große Hochofen der Voest, eines der Symbole für Österreichs Industrie, demontiert und bis zum Herbst noch größer wieder aufgebaut - innerhalb von nur 90 Tagen. "Das ist Weltrekordzeit", schwärmt der neue General Eder.

Aufsichtsratspräsident Rudolf Streicher über Eder: "Er war immer fixer Bestandteil unserer Personalplanung." 2006 hätte der Kronprinz direkt auf seinen Mentor Strahammer folgen sollen. Dessen Unfalltod 2001 eröffnete aber zunächst Struzl die Chance. Nach dessen Insideraffäre kommt Eder jetzt zweieinhalb Jahre früher als geplant an die Spitze von Österreichs sechstgrößtem Unternehmen. Hier wird er mit rund 680.000 Euro Jahresgehalt inklusive Bonus zu Österreichs bestverdienenden Managern zählen.

Streicher über den neuen Voest-Lenker: "Er ist gescheit und hat sich in Krisenzeiten bewährt." Als Mann für alle Fälle wickelte Eder auch Sonderprojekte wie die Restitutionszahlungen an frühere Zwangsarbeiter erfolgreich ab. Böhler-Boss Claus Raidl, Weggefährte aus alten Voest-Tagen, streut Rosen: "Eder sucht nicht nur das Problem, sondern auch gleich die Lösung." Ludwig Scharinger, Chef des Voest-Großaktionärs Raiffeisen OÖ, schätzt die neue Nummer eins als "scharfen Analytiker und ideale Persönlichkeit für den Konzern".

Voest Neu trägt Eders Handschrift
Bis auf ein knappes Jahr beim Meinungsforscher IMAS hat Eder sein ganzes Berufsleben in der Voest verbracht, über 25 Jahre schon. Er ist der strategische Kopf des Konzerns. Während die Stärken von Franz Struzl im operativen Geschäft lagen, denkt Eder in längerfristigen Visionen. Die Wandlung der Voestalpine vom reinen Stahlkocher zum Stahlverarbeiter vor allem für die Autoindustrie trägt seine Handschrift. So sind die Linzer heute Top-Zulieferer von BMW.

200 Firmen mit über einer Milliarde Euro Umsatz in der Weiterverarbeitung wurden in den letzten Jahren zugekauft. 2004 steht die Entscheidung an, "ob wir auch was in China machen" (Eder).

1995 managte Eder den ersten Voest-Börsengang und wurde dafür mit einem Vorstandssitz belohnt. Schon Mitte der achtziger Jahre gehörte er unter den Vorständen Raidl und Strahammer zum engsten Kreis derer, die nach der Beinahe-Pleite die Voest auf neue Beine stellten. "Da haben wir ein Kapitel Industriegeschichte geschrieben", erinnert sich Raidl. Mittlerweile zählt die Voest mit 6,5 Prozent Betriebsgewinn vom Umsatz im ersten Halbjahr 2003/04 zu den profitabelsten Stahlunternehmen Europas.

Seinen Konzern will der Voest-Topmann schnellstens vom Einfluss der öffentlichen Hand gänzlich befreit sehen. Nachdem die ÖIAG ihre letzten 15 Prozent Voest-Aktien via Wandelanleihe quasi schon verkauft hat, tritt Eder vehement gegen jede Art der Verländerung auf. Denn Erich Haider, Chef der SPÖ Oberösterreich, hat diesbezügliche Bemühungen noch nicht aufgegeben und fordert, dass ein Landesfonds 15 Prozent an der Voest erwirbt. Haider: "Eder wird ein exzellenter Generaldirektor mit gesellschaftspolitischer Verantwortung sein. Nur bei der Eigentümerstruktur sind wir gar nicht seiner Meinung."

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