Neuer Text für unsere Hymne: Rauch-Kallat steht weiterhin zu ihren Text-Vorschlägen!

VP-Ministerin: "Ich habe ja die Söhne drin gelassen"<br>Präsident schaltet sich ein: Fordert "breiten Konsens" "TV-Total": Raab macht sich über Österreich lustig<br><b>MEINUNG POSTEN:</b> Was halten Sie vom neuen Text?

In dem Textvorschlag für eine auch den Leistungen der Frauen entsprechende Hymne will Rauch-Kallat statt "Heimat bist du großer Söhne" künftig "Heimat großer Töchter Söhne" haben. Was das weitere Procedere betrifft, werde sie "selbstverständlich die Frauen der anderen Parteien einladen und bitten, ihre Ideen einzubringen". Einen konkreten Termin für ein Brainstorming mit den anderen fünf Ministerinnen gibt es noch nicht.

Rauch-Kallat will "ernsthafte Diskussion"
Jedenfalls "bestehe ich nicht auf meine Version. Das ist ja auch nicht meine, sondern das, was Frauen an mich herangetragen haben. Und wir brauchen ja nicht neu dichten". Auf Skepsis innerhalb der Bevölkerung angesprochen sagte Rauch-Kallat, ein gleichberechtigter Text sei auch "zur sprachlichen Sichtbarmachung der großen Töchter des Landes" notwendig. "Das sind ja nicht nur die berühmten Töchter, sondern die Frauen, die nach dem Krieg oft allein unter schwierigsten Bedingungen das Land aufgebaut und Kinder großgezogen haben, ohne Männer". Sie glaube auch nicht, dass "dieses Land noch nicht in der Lage ist, ernsthaft zu diskutieren". Man solle dieses Thema "nicht verulken, ich will eine ernsthafte Diskussion".

Sie hätte sich "gefreut, wenn über all die anderen wichtigen Dinge für Frauen in den letzten zweieinhalb Jahren eine ebenso große mediale Aufmerksamkeit" vorhanden gewesen wäre wie über die Bundeshymne.

Fischer für "breiten Konsens"
In der Diskussion um die von der Regierung geplanten geschlechtsneutralen Textierung der Bundeshymne spricht sich Bundespräsident Heinz Fischer für einen "breiten Konsens" aus. Das teilte Fischers Pressesprecher, Bruno Aigner mit. Grundsätzlich unterstütze der Bundespräsident "alle Schritte, die darauf abzielen, eine echte und wirksame Gleichstellung und Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herbeizuführen". Das gelte auch für Sprache und Symbole.

Was die Österreichische Bundeshymne betrifft, sei diese weder die Hymne der Regierung noch die Hymne der Opposition, "sondern die Hymne aller Österreicherinnen und Österreicher". Und daher sollte eine Änderung des Textes oder der Musik nach Meinung des Bundespräsidenten nur auf einer Vorgangsweise beruhen, "die einen wirklich breiten Konsens sicherstellt".

Nach Ansicht des Präsidenten wäre zum Beispiel eine einhellige parlamentarische Entschließung eine geeignete Grundlage, "um sicherzustellen, dass in Melodie und Text der Hymne nur dann eingegriffen wird, wenn dies auf breiter Basis geschieht."

"Konkrete Schritte in der Lebenswirklichkeit und in der Arbeitswelt müssen aber Vorrang haben", sagte der Pressesprecher des Bundespräsidenten, wobei auf den jüngsten Bericht des Wirtschaftsforschungsinstitutes zu verweisen ist, wonach das Fraueneinkommen im Jahre 2003 durchschnittlich nur 67,3 Prozent des Männereinkommens betrug.

Grüne: "Elchtest für Frauenministerin"
Die Textänderung ist für die Grünen ein "kleiner Elchtest für die Frauenministerin". Frauensprecherin Brigid Weinzinger rät ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat, "sich durch den heftigen Gegenwind nicht beirren lassen". Gerade die negativen Reaktionen zeigten, dass der "symbolische Schritt der Anerkennung der Gleichberechtigung von Frauen notwendig und längst überfällig" sei. Nun werde sich zeigen, ob sich Rauch-Kallat durchsetzen könne.

Vor allem bei den Parteikolleginnen der Frauenministerin sei noch Bewusstseinsbildung nötig, so Weinzinger. So beharre etwa die steirsche Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (V) auf dem Titel "Landeshauptmann", was nicht auf ein Bewusstsein für Gleichberechtigung schließen lasse. Wenn Rauch-Kallat diesen "kleinen Elchtest" bestanden habe, könnten danach auch "Änderungen bei den schwerwiegenden Problemen der Frauen wie größer werdende Einkommensschere und steigende Arbeitslosigkeit" angegangen werden, so Weinzinger. Bei diesem "großen Elchtest" habe die Frauenministerin nämlich bisher versagt.

Bures will "Frauenpolitik statt Frauenchor"
Grundsätzlich positiv ist für SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures eine geschlechtsneutrale Umtextung der Bundeshymne. Gleichzeitig warf sie Frauenministerin Rauch-Kallat "jahrelange schwere Versäumnisse" vor. Wenn Rauch-Kallat nun die fünf anderen Ministerinnen und die Frauen der anderen Parteien einlade, um gemeinsam ein Brainstorming zur Umtextung der Bundeshymne vorzunehmen, sei "viel Arbeit angesagt, aber sicher nicht singen: Frauenpolitik statt Frauenchor".

Jelinek gegen Änderung
Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hält nichts von einer Änderung der Bundeshymne in Richtung Geschlechtsneutralität. "Ich finde es lächerlich!", sagte sie in der "Kleinen Zeitung". "Es steht ja keine Substanz, sondern bloße Behauptung dahinter. Die Frau ist verachtet, alles andre ist Lüge. Außerdem ist das ein historischer Text, in den man nicht eingreifen sollte. Da habe ich auch Respekt vor dem Werk der Paula v. Preradovic. Bei einem Mann würde man nicht dermaßen willkürlich eingreifen", so Jelinek.

Stefan Raab macht sich über Österreich lustig
Die österreichische Hymnen-Diskussion hat auch den Weg ins deutsche Privat-TV gefunden. Moderator Stefan Raab zog die "Ösis" in seiner Nacht-Show "TV-Total" durch den Kakao. Mit Kommentaren wie, "Österreich hat eine eigene Hymne, ich dachte, die hätten die gleiche", hatte er die Lacher des Saalpublikums auf seiner Seite. Er schlug vor den Song "Hey Baby" von DJ Ötzi als neue Bundeshymne zu verwenden, oder die Hymne von Sarah Connor singen zu lassen, da dann ohnehin ein anderer Text rauskommen würde. Die deutsche Sängerin hatte erst kürzlich die deutsche Hymne falsch gesungen.

Initiative im Internet
Eine steirische Werbe-Agentur hat unter www.rettetdiehymne.at bereits eine Inititative gestartet, die mit der Forderung "Finger weg von unserem Kulturgut" auftritt. (apa/red)