Neue Mozart-Partitur in Nantes entdeckt:
Werk trägt die Unterschrift "W.A. Mozart"

55 neue Takte: Skizzen zu Kyrie und Credo Experte: Praktischer musikalischer Wert gleich null

"Keine Frage, die Mediathek der französischen Stadt Nantes hat einen der zehn wichtigsten Mozart-Funde seit 1950 gemacht. Es handelt sich um eine 15-taktige Skizze für ein Credo in D-Dur sowie eine etwa 40-taktige Skizze für ein davor gesetztes Kyrie in d-Moll." Das sagte Ulrich Leisinger, wissenschaftlicher Leiter der Internationalen Stiftung Mozarteum.

Neue Mozart-Partitur in Nantes entdeckt:
Werk trägt die Unterschrift "W.A. Mozart"

Die Regional-Zeitung "Presse-Ocean" aus Nantes berichtete von lediglich 15 Takten, die von Forschern eines deutschen Institutes entdeckt worden sein sollen. Leisinger, der von der Mediathek vor etwa einem Jahr beauftragt wurde, das gefundene Notenblatt zu begutachten, entgegnete, dass die "zweifellos echten" Mozart-Skizzen bei normalen Inventurarbeiten der Mediathek gefunden worden seien. "Es ist also davon auszugehen, dass die Nachricht in den nächsten 48 Stunden einmal über die ganze Weltkugel schwappt und dann rasch wieder vergessen wird."

Praktischer Wert gleich null
Der praktische musikalische Wert dieser Partitur-Skizzen seien nämlich gleich null, so Leisinger. "Wir wissen ja nicht, was Mozart aus diesen Skizzen gemacht hätte. Im Kyrie gibt es zwar eine vollständige Melodie, allerdings keine Harmonien und keine Instrumentierung. Und mit den 15 Takten des Credo werden die Musiker vermutlich noch weniger anfangen können."

Leisinger schätzt den Fund aus wissenschaftlichen Gründen jedoch hoch ein. "Die Partitur stammt aus den letzten Lebensjahren Mozarts. Die These, dass sich der Komponist nach 1787 verstärkt mit Kirchenmusik beschäftigt hat, weil er die Stelle des musikalischen Leiters im Dom von St. Stephan angestrebt hat, ist nun durch einen wichtigen Beweis gestärkt", so der Mozartwissenschafter aus Salzburg. Sobald die Mediathek in Nantes die Bildrechte freigibt, wird das Salzburger Mozarteum diese neue Partitur als Ergänzung zur neuen Mozart-Ausgabe online veröffentlichen.

(apa/red)