Neue Generationen nachhaltiger Investoren

Neue Generationen nachhaltiger Investoren © Bild: iStock

Sie gelten als erste Digital Natives. Sie sind die ersten, die den Klimawandel richtig zu spüren bekommen. Sie müssen die Digitalisierung meistern und die Folgen der Corona-Pandemie ausbaden. Sie suchen nach einem Weg, der es ihnen ermöglicht, Beruf, Freizeit und Familie besser unter einen Hut zu bringen als die Generationen vor ihnen. Und wollen dabei keine Kompromisse eingehen. Auch bei der Geldanlage nicht. Eine möglichst hohe Rendite ist dabei ebenso wenig das alles entscheidende Kriterium wie es der Beruf für den Lebenssinn ist.

Die Rede ist von den Millennials oder der Generation Y, den zwischen 1980 und den späten 1990er Jahren Geborenen und der ihr folgenden Generation Z (geboren ab ca. 1995 bis 2010), die nun drauf und dran sind, in das Berufsleben einzusteigen oder dort bereits die ersten Karriereschritte hinter sich haben. Und mit der althergebrachten Arbeitswelt mit festen Arbeitsplätzen und Arbeitszeiten zumeist ebenso wenig anfangen können wie mit den traditionellen Formen der Geldanlage. Über allem stehen die Fragen nach dem Sinn und den Konsequenzen von Entscheidungen. Und bei der Geldanlage sind die ESG-Kriterien dabei nicht nur ein nice-to-have sondern ein unbedingtes Must.

Nachhaltiges Denken auf breiter Ebene

Das lässt sich durch verschiedenste unabhängige Untersuchungen belegen. Einer Morgan Stanley Analyse aus 2019 zufolge sind 95 Prozent aller Millennials an nachhaltigen Investments interessiert. Drei Viertel (75 %) von ihnen sind überzeugt, dass sie mit ihren Investments einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten können und 84 Prozent glauben daran, dass es mit ihren Investments einen Beitrag zur Bekämpfung der Armut und für eine gerechtere Welt leisten können. Die jungen Erwachsenen der Generation Z schlagen in die gleiche Kerbe. Einer im Jahr 2017 erstellten Untersuchung Studie des Marktforschungsunternehmens Cone Communications zufolge ist diese Generation praktisch einhellig (zu 94 %) überzeugt, dass es die Pflicht der Unternehmen ist, gegen Missstände im Sozial- und Umweltbereich aktiv zu werden und Initiativen zur Förderung von Gleichheit und Gerechtigkeit zu setzen.

Das gleiche Nachhaltigkeitsdenken, das sie selbst an den Tag legen indem sich für Agenden wie den Klimawandel, Plastikmüll im Meer, der Abholzung von Regen- und Naturwäldern oder den Erhalt der Biodiversität einsetzen, indem sie beim täglichen Einkauf auf Nachhaltigkeit achten, weniger Fleisch essen und zu Gunsten des Weltklimas auf Flugreisen oder Autofahrten verzichten wo das nur möglich ist, fordern sie auch von Unternehmen ein. 57 Prozent der Millennial Investoren haben bereits Investments aus Unternehmen herausgezogen, weil deren Produkte, Angebote oder Policy nicht den Nachhaltigkeits-Kriterien entsprochen haben oder haben in diese Unternehmen bewusst nicht investiert.

Billionen für die Nachhaltigkeit

Und die Digital Natives gehen bei der Geldanlage daher auch neue Wege. „Swipe to invest“ hat MSCI Research die im März 2020 veröffentlichte Studie betitelt, in der untersucht wurde, wie Millennials mit höheren Einkommen zu ESG-Investments stehen. „Der Markt der nachhaltigen ESG-Investments wird von Millennials getrieben, die ihre Investments in Einklang mit ihren persönlichen Werten tätigen“, wird darin Julian Seelan, Experte für nachhaltige Investments bei Earnst & Young (EY) zitiert. Gleichzeitig bedeutet das auch:

Einer von der Bank of America Merrill Lynch im Jahr 2018 erstellten Studie kommt einer konservativen Schätzung zufolge zum Schluss, dass Millennial-Investoren – und besonders diejenigen mit höheren Einkommen – in den nächsten zwei Jahrzehnten 20 Billionen Dollar in ESG-Fonds investieren werden; annähernd so viel wie alle im S&P 500 Index gelisteten Unternehmen derzeit gemeinsam wert sind. Die Schätzung beruht auf der dynamischen Entwicklung der vorangegangenen 15 Jahre. In dem Zeitraum gab es bei nachhaltigen Investments ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 13,6 Prozent und im Zeitraum zwischen 1995 und 2018 hat sich das in nachhaltigen US-Fonds investierte Vermögen von 639 Milliarden Dollar auf 12 Billionen US-Dollar vervielfacht.

Angesichts der Corona-Pandemie und der Klimakrise gehen zahlreiche Fonds- und Assetmanager davon aus, dass diese Entwicklung noch weiter an Dynamik gewinnen wird. Hinter dieser Annahme steht eine weitere bemerkenswerte Kennzahl: Geschätzte 30 Billionen US-Dollar werden die Millennials und die Z-ler in den nächsten Jahrzehnten von ihrer Eltern- und Großelterngeneration erben. Ein gigantisches Vermögen, das sie – auch weil sie für das eigene Alter vorsorgen müssen – in zu großen Teilen gezielt in nachhaltige Finanzprodukte investieren werden. Denn wenn die Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllt werden, so bedeutet das für sie gleichzeitig, dass dahinter ein überholtes Geschäftsmodell ohne große Zukunft steht.