Nestroy-Preise: Hafner und
Riegner bester Nachwuchs

Spezialpreis für Doris Uhlich und Michael Turinsky

Im Wiener Ronacher hat die Verleihung der Nestroy-Preise begonnen. Zum 18. Mal werden die besten Leistungen der vergangenen Theatersaison in Österreich sowie die beste deutschsprachige Produktion ausgezeichnet. Moderiert wird die Gala überraschenderweise nicht von Regina Fritsch, Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm, sondern von Michael Niavarani und Peter Fässlacher (ORFIII).

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Ausgezeichnet - Nestroy-Preise: Hafner und
Riegner bester Nachwuchs

Die Autorin Julya Rabinowich habe statt das bestellte Textbuch zu einer Bühnenshow zum Thema "Wie gefährlich ist die Kunst?" ein veritables kleines Theaterstück abgeliefert, das in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu realisieren gewesen sei, sagte Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann eingangs. "Künstler haben immer Recht - und letztendlich verantwortlich ist der Theaterdirektor." Der heutige Abend werde daher eine Improvisation, sie habe sich aber Unterstützung von Profis geholt. Als ihr Assistent trat daher sogleich Michael Niavarani auf und holte sich die ersten Lach-Salven des Abends.

Die erste Auszeichnung des Abends, den ORF III-Publikumspreis, bekam Maximilian Simonischek überreicht. Er stürzte beim Betreten der Bühne, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, telefonierte vor dem Mikrofon mit seiner Mutter und animierte das Publikum zu einem "Hallo, Charlotte!"-Chor.

Auszeichnung für Hafner und Riegner

Die Nachwuchs-Preise moderierte Niavarani im Duo mit Otto Schenk. Der 1992 geborene Steirer Felix Hafner erhielt den Preis für den besten männlichen Nachwuchs. Seine fulminante Regie von Molières "Der Menschenfeind" am Volkstheater Wien hatte die Jury begeistert - vier weitere Nominierungen in Schauspieler-Kategorien zeugen davon. Der bisher jüngste Regisseur, der auf der Hauptbühne des Volkstheaters inszenieren durfte, bedankte sich mit einer kurzen Rede und einem abschließenden "Danke, Bussi!"

Bester weiblicher Nachwuchs wurde die 26-jährige Maresi Riegner für ihre Rollen der Helen Keller in "The Miracle Worker" im Theater der Jugend und als Hedvig in "Die Wildente" im Theater in der Josefstadt. Riegner, die auch im Film überzeugen konnte (in Dieter Berners "Egon Schiele - Tod und Mädchen" spielt sie Schieles Schwester Gerti, in Barbara Alberts jüngst angelaufenem "Licht" eine Kammerzofe), kam direkt von einer (vorverlegten) "Wildente"-Vorstellung ins Ronacher und bekannte, sehr aufgeregt zu sein: "Deshalb sage ich nur: Danke!"

Maria Happel übernahm die Übergabe der Nebenrollen-Auszeichnung. Volkstheater-Ensemblemitglied Birgit Stöger (42) erhielt für ihre Arsinoe in "Der Menschenfeind" und dem Merkl Franz seine Erna in "Kasimir und Karoline" den Nestroy. Die bereits vor drei Jahren als Beste Schauspielerin nominierte Grazerin bedankte sich und erinnerte an den nach Österreich geflüchteten Schauspieler, der die im Vorjahr ausgezeichnete "Lost and Found"-Produktion des Volkstheaters inspiriert habe und seither zu einem guten Freund geworden sei. Heute morgen habe dieser einem negativen Asyl-Bescheid erhalten. "Wenn der österreichische Staat ihn abschiebt, kommt dies einem Todesurteil gleich." Das Publikum reagierte mit langen Standing Ovations.

Spezialpreis für Uhlich und Turinsky

Die Choreographin Doris Uhlich und der sich in der Aufführung kurzfristig vom Rollstuhl lösende Tänzer Michael Turinsky wurden "für Inklusion auf Augenhöhe" in der Performance "Ravemachine" mit einem Spezialpreis bedacht. Die Koproduktion von brut und WUK mit dem Theaterverein insert habe "eine soghafte Dynamik" erzeugt, "die beide Künstler völlig befreit von jeglichen Körperklischees zeigt", befand die Jury. "Das ist berührend, betörend, intensiv und schlicht hinreißend." Turinsky warnte davor, "dass es in diesem Land wieder salonfähiger geworden ist, der Ausgrenzung das Wort zu reden". Auch er erhielt für seine Rede langen Applaus und Standing Ovations.

Der weltweit erfolgreiche US-Autor und Schauspieler Ayad Akhtar (47) wurde für sein in der vergangenen Saison am Burgtheater und am Schauspielhaus Graz aufgeführtes Drama "Geächtet" mit dem Autorenpreis ausgezeichnet.

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