Franco Foda ist
neuer ÖFB-Teamchef

Deutscher will Arbeit von Vorgänger Marcel Koller fortführen

Franco Foda hat bei seiner offiziellen Präsentation als neuer österreichischer Fußball-Teamchef große Zuversicht verbreitet. Er blicke der kommenden Herausforderung erwartungsfroh entgegen und sei überzeugt davon, mit der ÖFB-Auswahl erfolgreich sein zu können, erklärte der Deutsche am Dienstag in Wien.

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"Es ist mir eine Ehre und erfüllt mich mit Stolz, dass ich heute hier sitze. Mein Trainerteam und ich freuen uns auf die neue Aufgabe, wir können mit der Mannschaft sehr viel erreichen", sagte Foda in seinem Eingangs-Statement. Der Deutsche bedankte sich beim ÖFB für das Vertrauen und bei seinem Noch-Arbeitgeber Sturm Graz für das Entgegenkommen bei den Vertragsverhandlungen.

Für seine Premiere am 14. November im Happel-Stadion gegen Uruguay samt dem davor stattfindenden Lehrgang in Marbella wird Foda von den Steirern freigestellt. Sein Teamchef-Vertrag beginnt am 1. Jänner 2018 und endet am 31. Dezember 2019 mit Option auf Verlängerung bis Sommer 2020, sollte sich das ÖFB-Team für die EM qualifizieren.

Teilnahme an Endrunde nicht einziges Ziel

Die Teilnahme an der Endrunde ist ein großes, aber nicht das einzige Ziel Fodas. "Daneben ist es auch wichtig, dass sich die Mannschaft gut entwickelt, gut spielt und die Leute begeistert."

Mit welchen Maßnahmen das erreicht werden soll, darüber sollen die Spieler im am Montag beginnenden ÖFB-Trainingscamp informiert werden. "Jeder Trainer hat seine eigene Ideen und Pläne. Meine Aufgabe ist es jetzt, ihnen das in kurzer Zeit zu vermitteln", sagte Foda.

Konkrete Angaben zu seinen Plänen vermied der 51-Jährige. Wie entscheidend etwa die Spielpraxis für eine Einberufung sei, wollte Foda nicht wirklich bewerten. "Es ist wichtig, dass ein Spieler einen Rhythmus hat, aber es kann auch Ausnahmesituationen geben."

Position von David Alaba

Zur Position von David Alaba im Nationalteam meinte Foda: "Er ist ein hervorragender Fußballer, der beim FC Bayern spielt. Er kann auf mehreren Position eingesetzt werden und wird dort spielen, wo ich glaube, dass es für die Mannschaft am besten ist." Der gebürtige Mainzer deutete an, dass für seinen Star-Spieler je nach Gegner und Matchplan verschiedenste Rollen vorgesehen sein könnten.

Ob es in seinem ersten Kader, der nach Absprache mit Sportdirektor Peter Schöttel und U21-Teamchef Werner Gregoritsch am Donnerstag veröffentlicht wird, viele Änderungen geben wird, ließ Foda ebenfalls offen. "Es ist durchaus möglich, dass der eine oder andere Neue dabei sein wird", verriet Foda lediglich.

»Es ist durchaus möglich, dass der eine oder andere Neue dabei sein wird«

Mehr Spieler heimischer Clubs

Fix scheint nur, dass es in Zukunft wieder mehr Spieler von heimischen Clubs in der ÖFB-Auswahl geben wird. "Wir machen oft den Fehler, dass wir die österreichische Liga schlechtreden", meinte der Neo-Nationaltrainer.

Als Kritik an Marcel Koller wollte Foda dies aber nicht verstanden wissen - seinen Vorgänger lobte der Deutsche in höchsten Tönen. "Er hat in den letzten Jahren eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Man soll nicht vergessen, was er in Verbindung mit Willi Ruttensteiner für den österreichischen Fußball geleistet hat."

Der Schweizer hinterlasse ihm eine "charakterlich intakte Mannschaft. Das sind gute Jungs, die ihre Meinung vertreten", betonte Foda, der mit den ÖFB-Internationalen in Spanien viele Einzelgespräche führen will.

Foda wird von Szabics und Kristl unterstützt

In Marbella wird Foda im Trainerstab von Imre Szabics unterstützt. Sein zweiter Assistent bei Sturm, Thomas Kristl, bleibt während Fodas November-Tätigkeit für das Nationalteam bei Sturm und stößt mit Jahresbeginn zum ÖFB. Es sei eine Bedingung von ihm gewesen, Szabics und Kristl zum Nationalteam mitzunehmen, so Foda. "Sie wissen, wie ich ticke."

Dafür gehören Mentaltrainer Thomas Graw und Conditioning Coach Roger Spry dem ÖFB-Betreuerstab nicht mehr an. Der Rest des Staffs bleibt zumindest vorerst unverändert.

Eine große Veränderung wartet auf Foda selbst - nach vielen Jahren als Clubtrainer stehen nun als Teamchef deutlich weniger Spiele pro Jahr auf dem Programm. "Man wird sehen, ob es mich befriedigt oder nicht", sagte der 51-Jährige über die bevorstehende Umstellung.

"Österreichisch-deutsche Zwischenlösung"

Foda beschrieb sich als "sehr direkt, geradlinig, offen. Man kann auch viel Spaß mit mir haben", meinte der erste österreichische Teamchef mit deutschem Reisepass. "Aber ich bin eine österreichisch-deutsche Zwischenlösung", beteuerte der Coach, der schon seit rund 20 Jahren in Graz wohnt und sich nun um eine Bleibe in Wien umschaut.

Der Abschied von Sturm mit Jahresende wird Foda schwerfallen. "Sturm ist neben meiner Frau meine ganz große Liebe." Ab Mittwoch gilt die Konzentration wieder den "Blackys", die am Samstag als Tabellenführer Rapid empfangen.

»Sturm ist neben meiner Frau meine ganz große Liebe«

Vermutungen, er sei nur zweite Wahl hinter Köln-Trainer Peter Stöger gewesen, wies Foda zurück. "Sie sehen, dass ich die erste Wahl bin, sonst würde ich hier nicht sitzen", antwortete er auf eine diesbezügliche Journalisten-Frage. Sportdirektor Schöttel sprach von "sehr großer gegenseitiger Wertschätzung" und betonte: "Er ist in diesem Moment der richtige Mann, davon bin ich überzeugt."

Dieser Meinung schloss sich auch ÖFB-Präsident Leo Windtner an. "Er ist im Zusammenhalt aller Argumente der klar beste Teamchef. Er hatte eine gewaltige Karriere als Spieler und Trainer in Österreich und auch in Deutschland." Das Trainingslager in Spanien könnte das "Basislager für die Aufrüstung zum neuen Aufstieg des österreichischen Fußballs, speziell des Nationalteams" sein, vermutete Windtner.