Natascha Kampusch seit März 1998 spurlos verschwunden: Polizei tappte im Dunkeln!

Exekutive blieb trotz intensiver Suche erfolglos

Eine Zwölfjährige wollte beobachtet haben, dass das Mädchen auf dem Weg zur Schule vom Rennbahnweg in der Donaustadt zur Brioschigasse in einen weißen Kleinbus gezerrt wurde. Dafür gibt es sonst offenbar keine Zeugen, obwohl die Strecke zu diesem Zeitpunkt sehr belebt war. Die Polizei überprüfte erfolglos mehr als 700 Kleinbusse in ganz Österreich. Taucher durchsuchten Schotterteiche, Kriminalisten gingen tausenden Hinweisen nach, von Hubschraubern aus wurde mit Wärmebildkameras nach dem vermutlich meist gesuchten Kind Österreichs geforscht.

Da Natascha ihren Reisepass bei sich hatte und mit ihrem Vater öfters zu Besuch bei Bekannten in Ungarn gewesen war, wurden die Ermittlungen auch in dieses Land ausgedehnt. Öffentlichkeit und Exekutive standen damals noch unter dem Eindruck des knapp zwei Jahren zuvor aufgeflogenen Dutroux-Skandals in Belgien. Befürchtet wurde deshalb, dass die Zehnjährige von einem Kinderschänder entführt worden sein könnte. Nachdem der Fall Thema der Fernseh-Sendung "Aktenzeichen XY - Ungelöst" war, ging ein Hinweis ein, wonach sich das Kind in Ungarn befinde. Die Überprüfung ergab aber, dass es sich nicht um Natascha handelte.

Der Fall Natascha hat 2001 sogar einem oststeirische Politiker eine Verurteilung eingebracht. Martin Wabl - kurzzeitig Präsidentschaftskandidat - hatte nach Eigenrecherchen seine Version der Tat kundgetan, in der er die Mutter Nataschas mit deren Verschwinden in Zusammenhang brachte. Die Frau klagte auf Widerruf und Unterlassung, Wabl wurde in erster Instanz verurteilt.

Ein Wiener Detektiv ist nach eigenen Ermittlungen überzeugt, dass zwei bestimmte Personen mit dem Verschwinden des Kindes in Zusammenhang stehen und die Kriminalisten von einem falschen Zeit-Weg-Diagramm ausgegangen seien. Eine der von ihm verdächtigten Personen besitze ein Grundstück mit Teich in Niederösterreich. Der Detektiv urgierte dort Grabungen. Das fragliche Areal wurde nach Angaben des Bundeskriminalamts dann netzförmig abgebaggert, ohne Erfolg. Mit den Erhebungen im Fall Natascha, die zunächst das damalige Sicherheitsbüro führte, hatte das Bundeskriminalamt vor einigen Jahren die Kriminalabteilung Burgenland beauftragt.

Obwohl eine "heiße Spur" seit langem fehlte, ist der Fall nie ganz aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden. Im Jahr 2004 hatte das Bundeskriminalamt auf dem Amtshilfeweg sogar überprüfen lassen, ob es beim Verschwinden Nataschas einen Zusammenhang mit den Taten des Serienmörders Michel Fourniret gibt, der gestanden hat, in Belgien und Frankreich neun Frauen- bzw. Mädchenmorde begangen zu haben. (apa/red)