Schieder & Ludwig:
2 Männer, ein Amt

Wer wird SPÖ-Chef in Wien und danach Bürgermeister? Michael Ludwig oder Andreas Schieder? In News zeigen die beiden fünf Orte der Stadt, die für ihre Person, ihre Politik und ihr Programm stehen

von
Nächster Häupl? - Schieder & Ludwig:
2 Männer, ein Amt

Jüngere Delegierte in der Wiener SPÖ kennen gar keinen anderen Parteichef und Bürgermeister als Michael Häupl. Beinahe 25 Jahre stand dieser an der Spitze der mächtigen Stadt-Roten, nur wenig kürzer, nämlich seit November 1994, ist er Bürgermeister. Nun zieht er sich zurück, doch im Gegensatz zu den Langzeit-Landeshauptmännern von Nieder-und Oberösterreich, die im Vorjahr "übergaben", verzichtete er darauf, einen "Erben" zu benennen. Und darum haben die knapp 1.000 Delegierten aus Bezirksparteien, Gewerkschaft und roten Teilorganisationen am 27. Jänner eine seltene Wahl. Sie entscheiden, ob ihr nächster Chef der bisherige Wohnbaustadtrat Michael Ludwig oder der SPÖ-Klubobmann im Parlament, Andreas Schieder, sein wird. Und bedenkt man, was bisher an Amtszeiten Usus war, kann das eine Entscheidung mit Langzeitwirkung sein.

Ludwig, der seine politische Basis in der SPÖ Floridsdorf hat, ließ Ende 2016 seine Ambition auf das Bürgermeisteramt erkennen. Schieder, der auch Bezirksparteichef in Penzing ist, wurde immer wieder als Kandidat ins Spiel gebracht, beworben hat er sich erst letzten November. Rund um sie ist in der SPÖ ein Flügelkampf im Gang: links gegen rechts, Flächenbezirke gegen Innenbezirke. Doch laufen die Entscheidungsgrenzen quer durch Bezirke und Organisationen. Daher versuchen beide, in internen Gesprächen und Hearings die Delegierten auf ihre Seite zu ziehen.

Was jedoch die Wienerinnen und Wiener vom neuen Bürgermeister erwarten dürfen, zeigt sich bei zwei "Stadtrundfahrten", die News mit den Kandidaten unternommen hat. Ludwig und Schieder haben jene Orte ausgesucht, die Einblicke in ihre Persönlichkeit und ihr Programm bieten.

Im Video: Studiogespräch mit Andreas Schieder

Back to the roots!

"Hier habe ich meine ersten Bücher gekauft." Michael Ludwig strebt auf eine winzige Buchhandlung in der Lerchenfelder Straße zu. Reinhold Posch ist hier seit 40 Jahren der Nahversorger für Bibliophile, Ludwig kauft ebenso lange hier ein. Er ist im Grätzel aufgewachsen, die Mutter arbeitete in einer der Fabriken in den Hinterhäusern der Gründerzeitbauten. Später zog die Alleinerziehende mit den Kindern nach Floridsdorf in einen Gemeindebau. Er trug neben der Schule Pakete aus, half beim Abräumen in Wirtshäusern oder der Mutter bei der Heimarbeit und verdiente in den Ferien sein Geld am Bau.

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. Buchhandlung Posch: In der Buchhandlung in der Lerchenfelder Straße kauft Michael Ludwig seit 40 Jahren ein. Den Kontakt zu Literaten pflegt er zudem im Kulturverein Floridsdorf, wo er mit Literaturabenden neue Zielgruppen für sich und die Schriftsteller erschließt. "Man trifft Menschen mit anderen Zugängen. Das ist wichtig, weil es den Blick verengt, wenn man immer nur die eigenen Mitarbeiter trifft"

"Herr Posch hat seit damals die gleiche Frisur", witzelt der Stadtrat, als er den Buchhändler begrüßt. Dieser wiederum versichert, dass er sich an die ersten Einkäufe seines Langzeitkunden sehr wohl erinnern kann. "Wir hatten damals gerade erst aufgesperrt. Jeder Kunde war noch ein Ereignis, die Tür ist ja nicht so oft aufgegangen." Eine Stunde fachsimpeln, mit mindestens fünf Büchern nach Hause gehen -so hat Ludwig diese Zeit in Erinnerung. Auch heute nimmt er ein Sackerl Bücher mit: Daniel Kehlmanns "Tyll", Wolfgang Kos' "99 Songs. Eine Geschichte des 20. Jahrhunderts" liegen schon bereit. Eines seiner Lieblingsbücher, "Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss, habe er hier gekauft, erzählt Ludwig. Posch zaubert ein antiquarisches Exemplar aus einem Regal hinter dem Ladentisch hervor. "Das nehm ich auch noch", sagt Ludwig.

Auch Andreas Schieder hat eine Station seiner Wien-Rundfahrt in "seinen" Bezirk Penzing gelegt. Hier ist er am Wolfersberg aufgewachsen. In einer politischen Familie, sein Vater Peter Schieder war Zentralsekretär der SPÖ, Umweltstadtrat in Wien, Nationalratsabgeordneter und außenpolitischer Sprecher seiner Partei. Nun steht er im Wirtschaftspark Breitensee, für dessen Entstehung er sich starkgemacht hat. "Wenn man wo aufgewachsen ist, dann prägt einen das. An jeder Ecke lauern Erinnerungen: die erste Zigarette, irgendwelche Verrücktheiten, die Freunde."

Hier hatte Schieder seine Jugendgruppe. "Wir haben viel politisiert, viel agitiert, viel unternommen, haben uns umeinander gekümmert, wenn es Probleme in der Pubertät oder Schulmisserfolge gab. Wir haben die bekanntesten Feste gemacht. Sogar die New Kids on the Block (eine US-Popgruppe der 80er-Jahre, Anm.) sind zu uns zum Tanzen gekommen." Damals war es ein Abenteuer, mit der neuen U-Bahn zum Karlsplatz zu fahren, über die Kärntner Straße zu flanieren und sich Pommes frites bei McDonald's zu kaufen. Sein erstes Geld verdiente Schieder übrigens als Schichtarbeiter am Schrottplatz der Voest.

Was sein Angebot an die Jugendlichen heute wäre? "Der weitere Ausbau des öffentlichen Verkehrs, vor allem an die Stadtrandgebiete, ein offenes Klima, Freiräume, wo Jugendliche ohne finanziellen Druck etwas erleben können. Wien als Ausbildungsort erster Güte zu erhalten."

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. Wo früher der alte Südbahnhof stand, gibt es heute den Hauptbahnhof und einen neuen Stadtteil. Für Andreas Schieder ein Beispiel dafür, wie man das Wachstum der Stadt planen muss. "Keine Ghettos zulassen, eine vernetzte Stadt, wo man von jedem Winkel das Zentrum erreichen kann." Und die Wiener?"Sind diskussionsfreudig, motschkern gern - und sind nachher happy"

Visionen für Wien

Schieders nächste Station: der Wiener Hauptbahnhof und das Sonnwendviertel. Hier ist in den letzten Jahren ein Stadtteil für rund 13.000 Menschen entstanden. Und hier will Schieder zeigen, wie er das Wiener Wachstum sieht: "Wien hat das Glück, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts schon auf eine Zwei-Millionen-Stadt ausgelegt war. Jetzt haben wir die Chance und die Herausforderung dazu - vor allem auf dem Wohnungsmarkt, der sich durch die Finanzkrise und Spekulanten zum Nachteil vieler Menschen hier entwickelt hat." Ein Viertel neu zu gestalten heiße, geförderten Wohnbau, Schulen, Parks und Arbeitsplätze zu planen, "und nicht das Leben in der Stadt Developer-Interessen und dem Profit unterzuordnen".

Dass neue Stadtteile auch Diskussionen mit "älteren" Anrainern bedingen: "Überzeugungsarbeit und Diskussion schaden einer Stadt nie", ist Schieder überzeugt. Wichtig sei für das Lebensgefühl: "Dass man bei der Entwicklung keine Ghettos zulässt, eine vernetze Stadt baut, dass von jedem Winkel das Stadtzentrum oder andere Bereiche erreichbar sind, dass man kulturell an allem teilnehmen kann, dass man in Bildung und übergreifende Berufsausbildung investiert."

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. "Gründerväter des Roten Wien". Victor Adler, Jakob Reumann und Ferdinand Hanusch - drei wichtige Reformer aus den Reihen der SPÖ. Hier werde jedem bewusst, wie klein er gegen diese Männer ist, meint Schieder. Und: "Wie schnell verantwortungslose Politiker etwas heraufbeschwören können, das sie gar nicht wollen." Schieders politische Vorbilder: Kreisky, Willy Brandt und Nelson Mandela

Mit Wirtschaftsparks wie in Breitensee will Schieder "Viertel, die hinten nach sind, ankicken und Jobs und Leben dorthin bringen". Er will Erdgeschoßzonen mit leer stehenden Geschäften wieder beleben und Kaffeehäuser und Beisln vor Vermieter-Schikanen bewahren. Und: "Wien muss mittelfristig eine CO2-neutrale Stadt werden, durch einen guten Mix aus öffentlichem Verkehr, Nachschärfungen bei neuer Energie und Senkung des Verbrauchs."

Michael Ludwig ist inzwischen in der Sternwarte der Urania angekommen. Ex-Science-Buster Werner Gruber macht als Chef des Planetariums und der Sternwarten Wiens das Begrüßungskomitee und führt zum Ausguck in die Kuppel. Hier findet Ludwig nicht nur Gelegenheit, in die Zukunft zu blicken, sondern auch in seine Vergangenheit. Die Urania gehört nämlich zu den Wiener Volkshochschulen, deren Chef er als Vorsitzender des Verbandes Wiener Volksbildung ebenfalls ist. Der studierte Historiker und Politikwissenschaftler war schon zuvor Kurs- und Projektleiter sowie pädagogischer Leiter der Volkshochschulen. Erwachsenenbildung, so macht er im Gespräch deutlich, ist noch immer eines seiner Anliegen.

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. "Utopie: unsere Stellung ausbauen". Ein Blick in die Zukunft Wiens: "Meine Utopie ist, dass wir unsere Stellung in Europa weiter ausbauen, zu einer der wichtigsten Metropolen, zugleich das Miteinander der Menschen, die hier leben, stärken." Wien zähle zu jenen Städten, die sich am konsequentesten zu einer "Smart City" entwickeln. "Ich glaube, dass die Menschen das Gespür haben, dass sie in einer attraktiven Stadt leben"

Im Video: Michael Ludwig im Interview

Was seine Vision für Wien ist?"Ich will zwei Dinge miteinander verbinden. Die Internationalisierung, die wir an Wien sehr schätzen - wir sind UNO-Sitz und gelten als besonders moderne Stadt -, aber auf der anderen Seite will ich einen besonderen Schutz für die schon hier lebende Bevölkerung in allen Lebensbereichen ausbauen." Als Beispiel dafür nennt der Wohnbaustadtrat die bevorzugte Vergabe von geförderten Wohnungen an Menschen, die schon länger in Wien leben als andere Bewerber. Das gebe den Menschen "die Sicherheit, sich nicht ständig neuer Konkurrenz stellen zu müssen. Das war parteiintern umstritten, ist mittlerweile aber akzeptiert und ein Beispiel dafür, dass man in der Politik einen langen Atem braucht."

Bei der Stadtentwicklung und dem Wachstum der Stadt habe er, erzählt er von Gesprächen mit Wienerinnen und Wienern, seine Haltung nachjustieren müssen.

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. "Ankick für Grätzel". Am Beispiel Breitensee: Firmen und Jobs in ein Grätzel zu holen, bringt Leben in die Stadt. "Um einen Leitbetrieb entstehen heute viele Arbeitsplätze"

"Ich merke schon sehr stark, dass das nicht auf allgemeine Zustimmung der Bevölkerung trifft. Viele machen sich Sorgen, wenn ein neuer Wohnbau kommt, dass dieser ein Verkehrserreger ist und die eigene Lebensqualität beeinträchtigt. Da muss man viel erklären."

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. Die SPÖ heute?"Wir werden moderner werden müssen. Doch die neuen Herausforderungen zeigen: Die SPÖ wird so dringend gebraucht wie schon lange nicht"

Die Vorbilder

Weiter geht es ins Bruno-Kreisky-Archiv. Ludwig steht an der Spitze von Stiftung und Verein und natürlich schlägt zwischen Tagebüchern, Fotoalben und im "Geschenkekeller" der Historiker und Volksbildner in ihm durch. "Kreisky ist ja weit über die Sozialdemokratie hinaus eine der prägenden Persönlichkeiten der Zweiten Republik. Er hat einen unglaublichen Modernisierungsschub ausgelöst. Alle Lebensbereiche mit Demokratie zu durchfluten, ist ein Appell, der auch heute umgesetzt werden muss. Bei manchen Lebensbereichen hat man ja Sorge, dass diese aufgrund der Ansagen der neuen Bundesregierung gefährdet sind." Er verweist auf eine Tagung über Kreisky und die Südtirol-Frage: "Wenn ich mir anhöre, was die Regierung heute vorhat und wie vorausschauend Kreisky gedacht hat: Da merkt man schon einen qualitativen Unterschied."

Andreas Schieder hat indessen das "Denkmal der Republik" neben dem Parlament als nächstes Ziel ausgewählt. Drei Büsten stehen da - Victor Adler, Jakob Reumann und Ferdinand Hanusch: "Gründerväter der Sozialdemokratie und des Roten Wien. Man sieht hier die enge Verbindung der Sozialdemokratie mit der Republik, ihr ist immer die Republik vor der Partei gegangen." Das Denkmal wurde im Austrofaschismus und in der Nazi-Zeit verhüllt. Und: "Es zeigt, dass der Glaube, im Blick nach vorne, dass sich alles stetig in die richtige Richtung entwickelt, nicht immer richtig ist. Die Gesellschaft steht immer wieder vor Weggabelungen, manchmal biegt sie ins Gute ab, manchmal ins Schlechte. Verantwortungslose Politiker können schnell etwas heraufbeschwören, das sie gar nicht wollen."

Die Vergangenheit ist groß. Doch ist die SPÖ auch für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet? Ludwig: "Die Sozialdemokratie ist immer stark geworden, wenn es besondere Herausforderungen für die Arbeiterschaft gegeben hat. Vor 150 Jahren war die Lebenssituation katastrophal und die Sozialdemokratie hat viel erreicht. Jetzt gibt es neue Herausforderungen und ich bin sicher, dass man die Sozialdemokratie heute so dringend braucht wie schon lange nicht mehr." Andreas Schieder: "Für eine Organisation, die 120 Jahre alt ist, ist es eine Herausforderung, sich auf die Veränderungen in der Gesellschaft einzustellen. Die Herausforderungen sind: Digitalisierung und was heißt Sozialstaat im 21. Jahrhundert. Was muss man tun, um ihn zu retten, wenn es Scharlatane gibt, die sagen, dass sei überkommene Sicherheit? Da ist die Sozialdemokratie nach wie vor Nummer eins, wenn es um solche Themen geht. Und zukunftsfit."

Zurück zur Natur

Eigentlich hätte Schieder als Präsident der Naturfreunde als nächste Station den Leopoldsberg vorgesehen gehabt. Hier zieht der Mountainbiker am Wochenende gerne seine Runden. "In 15 Minuten ist man mit dem Rad von der Stadt im Wienerwald. Und es ist ein geiles Gefühl, wenn man nach der Tour verschwitzt und gatschig wieder auf die Stadt zurollt." Auf einen Berg zu steigen (allerdings auf höhere als im Wienerwald),"sich der Tortur auszusetzen, da gibt es keine Abkürzung. In unserer komischen Welt braucht man das als Ausgleich", sagt er. "Natur erleben ist etwas, das nicht vom Geldbörsel abhängen darf."

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved.

"Ich erlebe auch gern das Wetter", sagt Schieder, und das, was man daraus lernt. Dass man auch bei Regen eine Tour beginnen kann, "weil am Ende dann doch die Sonne scheint -oder auch nicht." Doch weil über Wien gerade der berühmt-berüchtigte Hochnebel hängt und feiner Regen sprüht, blickt man nun eben nicht vom Berg auf die Stadt, sondern an der Alten Donau auf die schemenhaften Hochhäuser am anderen Ufer.

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved.

Auch Michael Ludwig bezieht die Erholung in der Stadt in seine Tour ein. Nahe der Kleingartensiedlung, in der er wohnt, steuert er den Marchfeldkanal an. "Wir holen uns einen Schwan zum Mittagessen", scherzt er, als ihn eine Spaziergängerin erkennt. Die hat allerdings ganz andere Sorgen: "Hier wird aber nichts hergebaut, oder?" So ist das, wenn der Wohnbaustadtrat im Grünen auftaucht. Dabei will dieser - vor allem am Wochenende - hier ganz einfach laufen gehen. Und darüber staunen, was so ein kleiner Biber, oder viele Biber, am Kanalufer anrichten können. Manchmal weicht Ludwig zum Laufen in die Weinberge aus. "Wien ist die einzige Millionenstadt mit gutem Weinbau, unsere Winzer gewinnen Preise. Und das sind tolle Naherholungsgebiete, die man mit der Straßenbahn erreicht."

Die Wiener Gemütlichkeit

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. Kaffeehausgeher Schieder sorgt sich um diese Wiener Institution: "Kaffeehäuser und Beisln werden von mietgierigen Hausbesitzern rauskarnifelt." Nun will er die Wirte unterstützen. Weiters im Grätzelplan: "Die Belebung der kleinen, leer stehenden Geschäftslokale. Da gibt es Raum für kleine Designer oder Nischenprodukte"

Letzte Station: das Schutzhaus Frohes Schaffen in einem Floridsdorfer Kleingartenverein. Es ist Freitagmittag, die Gaststube ist gut gefüllt. Es gibt Hausmannskost. Der Stadtrat entscheidet sich für Fleischlaberln und Erdäpfelpüree. Hier schlägt der jahrzehntelange Kommunalpolitiker durch. Vor dem Essen wird eine Runde durch das Lokal gedreht, an fast jedem Tisch sitzt jemand, den er kennt und mit dem er plaudert. "Der Herr dort drüben hängt mich jedes Mal beim Rebenlauf ab", deutet er auf einen deutlich älteren Gast. Ein anderer nähert sich und will Ludwig in seine Weinritterschaft aufnehmen. "Jeder Bürgermeister war bisher dabei." Kein Wunder, dass Ludwig da gleich den Kalender zückt. Dabei sagt er: "Ich habe nie eine Funktion oder ein Mandat direkt angestrebt: Bezirksrat, Gemeinderat, Bundesrat, Vizebürgermeister." Auch jetzt nicht?"Erst ab dem Zeitpunkt, wo Michael Häupl für sich entschieden hat, nicht mehr für die Funktion zur Verfügung zu stehen, und große Teile der Partei mich ermuntert haben, diese Verantwortung zu übernehmen." Und davor? "Eigentlich nicht. Ich habe auch die Tätigkeit des Wohnbaustadtrates sehr gerne."

© Copyright 2018 Matt Observe - all rights reserved. Eine Cremeschnitte im Bürgermeister-Format im Schutzhaus Frohes Schaffen. "Es gibt in Wien keinen Bezirk, in dem ich nicht gerne leben oder meine Zeit verbringen möchte. Das ist eine hohe Qualität." Die Vielfalt der Stadt sei etwas besonders, meint Ludwig. "Welche Weltstadt kann sich mit Gemüse oder mit Wein selbst versorgen?"

Andreas Schieder ist hingegen im Café Bellaria angekommen. Ein Gespräch mit dem Chef an der Kuchenvitrine und dann eine Melange und ein Apfelstrudel. Schieder fachsimpelt über die (erfreuliche) Tatsache, dass die Wiener Küche eine der wenigen ist, die die warme Mehlspeise als Hauptspeise kennen. Und erweist sich als aktiver Experte in Sachen Kaffeehäuser. Früher war das Dommayer sein Stützpunkt, dann wurden es das Eiles und das Bräunerhof ("wegen Thomas Bernhard, der dort Gast war"). Seit wann er Bürgermeister werden will?"Wenn man in der Zeitung bei Spekulationen den eigenen Namen liest, verdrängt man das. Als dann klar war, in welche Richtung sich die Innenpolitik entwickeln wird, dass Schwarz-Blau diesmal wohl noch ärger wird als beim ersten Mal, habe ich mir überlegt: Wo kann mein sinnvoller Platz sein, um Wien gegen Schwarz-Blau zu verteidigen? Die Entscheidung war nicht leicht, aber ich glaube, ich kann einen guten Beitrag für die Stadt leisten." Was nun in der SPÖ ansteht, sei keine Entscheidung für oder gegen eine Person, sondern für eine Richtung. "Und Gewinnerin ist auf jeden Fall die SPÖ."

Diese Geschichte erschien im News Nr. 1-2/18

Kommentare