Nächste Runde im BAWAG-Prozess: Die
Bank wollte wertlose Uni-Bonds verkaufen

Geschäft mit israelischen Banken scheiterte aber Thomas Hackl: Wusste damals nichts von Verlusten

Im BAWAG-Prozess wurde der frühere Leiter der Wertpapier-Abteilung (Treasury) der Bank, Thomas Hackl, rund sechs Stunden lang als Zeuge einvernommen. Hackl erklärte, dass er von den Verlusten in den zeitweise in der Bank von ihm als Kontaktperson betreuten "Uni-Bonds" von Wolfgang Flöttl erst lange nach seinem Ausscheiden aus der Bank erfahren habe. Weiters wurde eine BAWAG-Mitarbeiterin aus der Beteiligungs-Abteilung, Sabine Sorf-Mastny, als Zeugin befragt. Sie hatte im Jahr 1995 eine Liste mit Auflagen für neue Karibik-Geschäfte mit Flöttl verfasst.

Hackl betreute die Uni-Bonds im Umfang von rund 350 Mio. Euro als Kontaktperson in der Bank. Mit dieser Veranlagung sollten die ersten großen Verluste von Flöttl aus dem Jahr 1998 zurückverdient werden. Als im Herbst 2000 die regelmäßigen Performance-Meldungen zu den Bonds von Flöttl ausblieben habe er dies gemeldet, der damalige BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner habe ihm versichert dass sich Peter Nakowitz darum kümmern werde, erklärte Hackl. Dass Flöttl damals auch dieses Geld verspekuliert hatte, habe er damals nicht gewusst.

Nach dem Ausbleiben der Meldungen zu den Uni-Bonds flog Hackl mit Nakowitz nach Israel. Ziel der Reise war es, die Uni-Bonds als Repo-Geschäft mit Rückkaufverpflichtung der BAWAG an eine große israelische Bank vorübergehend zu verkaufen, schilderte Hackl. Dieser Verkauf sei aber nicht zustande gekommen, weil die angesprochenen israelischen Banken, die Bank Leumi und die Bank HaPoalim, nähere Angaben über den Inhalt der Bonds haben wollten. Da die BAWAG aber nicht bereit war, diese Informationen zu liefern, sei das in Aussicht genommene Geschäft nicht realisiert worden, schilderte Hackl.

"Wussten Sie, dass man jetzt Verluste verdaut?", fragte Richterin Claudia Bandion-Ortner, "Nein, in keinster Weise", antwortete Hackl. Dass die Uni-Bonds nichts mehr wert waren, habe er erst nach Oktober 2005 erfahren, als im Zuge der Refco-Affäre die BAWAG-Verluste bekannt wurden. Das Geschäft mit israelischen Banken sollte im Zuge der "Umstrukturierung" der Uni-Bonds aus "bilanztechnischen Gründen" erfolgen. Reisepartner Nakowitz stützte Hackls Angaben, er und der Vorstand hätten damals von der Wertlosigkeit der Uni-Bonds gewusst, Hackl aber nichts davon erzählt.

Hackl schilderte auch den bereits mehrmals zur Sprache gekommenen Zwischenfall mit dem damaligen BAWAG-Vorstand Christian Büttner. Büttner habe ihn 1997 gebeten, eine Aufstellung über die Sondergeschäfte der BAWAG mit Wolfgang Flöttl zu machen. Er habe daraufhin Generaldirektor Helmut Elsner informiert, "weil ich mich sehr unwohl gefühlt habe, den Geheimdienst in der Bank zu spielen", meinte Hackl. Als Folge sei er Elsners Personalhoheit unterstellt worden.

Der 42-jährige Hackl arbeitete von 1991 bis 2002 in der BAWAG, von 1997 bis 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung. Von 2002 bis 2004 war er beim 2005 insolvent gewordenen US-Broker Refco tätig. Bereits "Geschichte" ist laut Hackl die Acies Asset Management SA, für die er nach seiner Tätigkeit bei Refco gearbeitet hat. Seine derzeitige Tätigkeit gab er mit "privater Vermögensverwalter" an. Eigentümer von Acies sei eine Offshore-Holding gewesen, an der Refco mit 26 Prozent beteiligt war, die Bank Frick mit rund 5 Prozent und der Rest von zwei Privatstiftungen gehalten wurde. Wer die Begünstigten dieser Stiftungen waren, wollte Hackl unter Berufung auf das Schweizer Bankgeheimnis nicht sagen. Den Unternehmer Martin Schlaff und Elsner selbst schloss er auf Nachfrage dezidiert aus. Hackl ließ sich die ihm zustehenden Flugkosten für die Anreise aus der Schweiz vom Gericht erstatten.

Die BAWAG-Angestellte Sabine Sorf-Mastny wurde zu einer von ihr unterzeichneten Aktennotiz aus dem Jahr 1995 zu den Karibik-Geschäften befragt. Sie habe darin die Erkenntnisse aus dem OeNB-Prüfbericht und einem Schreiben des Finanzministeriums zu den Mängeln bei den 1994 beendeten "Karibik I"-Geschäften mit Flöttl zusammengefasst. Ob diese Anforderungen bei den 1995 wieder aufgenommenen Flöttl-Geschäften eingehalten worden seien, könne sie nicht sagen, da sie in deren Abwicklung nicht eingebunden gewesen war, berichtete Sorf-Mastny.

(apa/red)