Strache-Fans sauer:
"Sei endlich mal ruhig"

Ex-FPÖ-Chef fängt auf eigener Facebook-Seite Shitstorm ein - und kritisiert Nachfolger Hofer

Die FPÖ hat bei der gestrigen Nationalratswahl ein Debakel erlitten. Die Partei will sich neuordnen und in Opposition gehen. Der Grund, warum so viele freiheitliche Wähler abgesprungen sind, war zu großen Teilen der, warum sie die Partei früher gewählt haben: Heinz-Christian Strache. Dieser bekam nun auch auf Facebook, wo er sonst so geliebt wurde, sein Fett ab.

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Nach Wahldebakel - Strache-Fans sauer:
"Sei endlich mal ruhig"

Von etwa 26 Prozent fiel die FPÖ gestern auf etwa 16 Prozent zurück – ein Minus von zehn Prozent. Ein Total-Absturz. Nach dem Ibiza-Video schien es zunächst so, als würde das der FPÖ gar nicht allzu viele Stimmen kosten, doch die kurz vor der Wahl bekannt gewordene Spesenaffäre versetzte der FPÖ dann wohl doch den Stoß in den Abgrund. Viele Wähler gingen entweder gar nicht wählen, oder sie entschieden sich für Sebastian Kurz und die ÖVP.

Ärger auf Facebook

Auf Facebook machten enttäuschte FPÖ-Wähler ihrem Ärger Luft – und brachten dem Ex-FPÖ-Chef sowie nun Unheilsbringer Heinz-Christian Strache einen mächtigen Shitstorm ein. „Zu diesem schlechten Wahlergebnis haben besonders Sie, lieber Herr Strache beigetragen“, so noch ein netterer Kommentar. Andere User wurden da schon direkter und schrieben etwa: „Sei endlich mal ruhig für längere Zeit“, "Herr Strache hat die FPÖ verraten" oder „Raus mit dem Schmarotzer Strache!“ Kommentare, die Strache in der Vergangenheit so wohl nicht von seinen treuen Anhängern gewohnt war.

Wird Strache morgen suspendiert?

Letzterer Kommentar bezieht sich auf den Termin der FPÖ Wien am Dienstag, wo wohl über eine Suspendierung des ehemaligen Parteichefs aus der Partei diskutiert wird. Sollte dies so sein, wird gemunkelt, dass sich Strache entweder in der Privatwirtschaft ein neues Standbein aufbauen will oder aber eine eigene Liste gründen und damit bei der Wien-Wahl kommendes Jahr antreten will.

Kritik an Strache auch aus der Partei

Eine Suspendierung scheint auf jeden Fall nicht mehr ausgeschlossen, hört man auch Stimmen innerhalb der FPÖ am Tag nach der Wahl: "Hätte Strache nach Ibiza das gleiche getan wie Gudenus, wäre uns das erspart geblieben", sagte etwa der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl. Gudenus war direkt nach Ibiza aus der Partei ausgetreten und hatte sich im Wahlkampf nicht zu Wort gemeldet.

Der steirische Parteichef Mario Kunasek sprach sich überhaupt als erster offen für den Parteiausschluss Straches aus, sollten sich die Vorwürfe in der Spesenaffäre erhärten. "Wenn das stimmt, sehe ich keine andere Möglichkeit. So leid es mir tut."

Strache: "Ein trauriger Tag"

Selbst äußerte er sich ebenfalls via Facebook zu dem desaströsen Wahlergebnis seiner (vielleicht bald Ex-)Partei. Einerseits schrieb er kurz "Ein trauriger Tag.... Aber es geht weiter...." zur Botschaft Kunaseks.

»Wer sich so an die ÖVP anbiedert, und den konsequenten bisherigen Weg einer sozialen Heimatpartei verlässt, darf sich nicht wundern, wenn viele gleich ÖVP wählen«

Auch unter die User-Kommentare meldete er sich zu Wort und griff darin auch seinen Nachfolger als FPÖ-Chef, Norbert Hofer, indirekt an: „Wer sich so an die ÖVP anbiedert, und den konsequenten bisherigen Weg einer sozialen Heimatpartei verlässt, darf sich nicht wundern, wenn viele gleich ÖVP wählen oder verunsichert werden“, so Strache. Zu den Spesen nahm er ebenfalls Stellung und sah sich erneut als Opfer: „Es gab nämlich keinen Spesenwahn, sondern einen eingeschleusten der kriminellen Ibiza-Täter-Gruppe um fingierte Abrechnungen gezielt zu organisieren, zu konstruieren und sich selbst zu bereichern.“

Philippa: Verzicht auf Mandat?

Strache hätte am gestrigen Wahlabend eigentlich auch ein TV-Interview in der Hofburg am Programm gehabt, doch das sagte er kurzfristig ab. Vielleicht auch nachdem bekannt wurde, dass seine Frau, Philippa Strache, wohl doch nicht in den Nationalrat einziehen könnte. Ihr Mandat war nach dem schlechten Ergebnis zunächst nicht fix. Es dürfte sich nun zwar doch ausgehen, da Harald Stefan, der vor ihr gereiht ist wohl seinen Sitz im Regionalwahlkreis wahrnimmt, doch wie Medien bereits berichten, soll Philippa Strache aufgrund der "immer stärkeren innerparteilichen Anfreindungen gegen ihren Mann" auf das Mandat verzichten wollen. Auf der FPÖ-Homepage wurde Philippa Strache wohl schon entfernt. Wurde sie bislang immer unter der Rubrik Team aufgelistet, existiert die verlinkte Seite nun nicht mehr, wie orf.at berichtet.