Großbrand: Hunderte
Betroffene brauchen Hilfe

Caritas startete Spendenaktion

370 Menschen können nach einem Großbrand in einer Wohnhausanlage in Wien-Simmering vorläufig nicht in ihre Wohnungen zurück. Am Montag wurden weitere umfangreiche Sicherungsmaßnahmen in Angriff genommen, damit die Bewohner nach und nach wenigstens ihre wichtigsten Habseligkeiten holen können. Was die Feuerkatastrophe ausgelöst hat, ist noch unklar: Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen.

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Wien - Großbrand: Hunderte
Betroffene brauchen Hilfe

Das Feuer dürfte im Bereich der Stiege 4 in einem der oberen Bereiche des mehrstöckigen Gebäudes - Erdgeschoß, erster bis vierter Stock und Dachgeschoß - in der Simmeringer Hauptstraße/Ecke Enkplatz ausgebrochen sein. Das aus zehn Stiegen bestehende ältere Haus war erst vor einigen Jahren rundum saniert worden.

Die zentrale Brandermittlungsgruppe des Landeskriminalamts arbeitet seit Montag ihre "Checkliste" ab, von der Sichtung des potenziellen Tatorts und der Prüfung, ob womöglich eine Vorsatztat vorliegen könnte, über die Spurensicherung bis zur Begutachtung baulicher Maßnahmen, die eine Rolle für die Brandentstehung gespielt haben könnten. Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs sei nach ersten Erkenntnissen jedenfalls keine größere Baustelle in dem Gebäude eingerichtet gewesen, sagte Polizeisprecher Harald Sörös auf APA-Anfrage. "Ob es in einer Wohnung Bauarbeiten gab, ist derzeit nicht bekannt."

Gebäude muss gesichert werden

Seit dem "Brand aus" in der Nacht auf Sonntag, knapp zwölf Stunden nach der Alarmierung der Feuerwehr am Samstagvormittag, lag der Schwerpunkt auf der Sicherung des Gebäudes, dessen Dach großteils in Flammen aufgegangen und teilweise eingestürzt ist. Zahlreiche Arbeiter einer Brandsanierungsfirma bauten rundherum ein Stützgerüst auf, weitere einsturzgefährdete Teile des Daches mussten gesichert oder entfernt werden.

"Einige Hausbewohner konnten seither in Begleitung von Feuerwehr oder Polizei kurzzeitig in einige Wohnungen zurück, in denen ein sicherer Zustand für das Betreten hergestellt werden konnte", berichtete Feuerwehrsprecher Lukas Schauer. Sie durften Wichtiges wie Ausweise, Medikamente und Geld holen. Weiteren Betroffenen soll dies am Montag und in den nächsten Tagen laufend ermöglicht werden. Vorerst war aber nur ein Teil des Gebäudes für solche Unternehmungen sicher genug.

Betroffene in Notquartieren untergebracht

150 Betroffene kamen nach dem Brand in einem Notquartier auf der Triester Straße unter. Viele hatten sich selbst um eine vorläufige Bleibe gekümmert, meist bei Verwandten oder Freunden, für einige weitere waren Hotelzimmer gefunden worden. Eine 87-Jährige sowie eine vierköpfige Familie waren verletzt ins Spital gekommen.

Die Menschen aus den 190 Wohnungen in dem Komplex Simmeringer Hauptstraße 68-74 mussten über das verrauchte Stiegenhaus fliehen, viele hatten nur Handy und Geldtasche bei sich. Die meisten haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die Caritas startete mit dem Verein "Leiwandes Simmering" eine Hilfsaktion. "Wer die Bilder der Brandkatastrophe gesehen und wer die Verzweiflung der Menschen gehört hat, weiß: Wir müssen hier rasch helfen", sagte Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien, die zudem 10.000 Euro aus ihrem Inlandskatastrophenfonds zur Verfügung stellt.

"Wir haben darüber hinaus ein Krisenteam eingerichtet, das rasch prüfen soll, welche besonders tragischen Schicksale auch über einen längeren Zeitraum Hilfe benötigen werden - mit Beratung, mit Möbeln, mit finanzieller Hilfe", sagte Schwertner. "Unser Verein ist nicht nur in guten Zeiten da. Gerade jetzt brauchen uns diese Menschen und wir wollen ihnen zur Seite stehen", sagte Katharina Krammer, Obfrau des Vereins "Leiwandes Simmering".

Sicherungsarbeiten dauern noch an

Wie lange die Sicherungsmaßnahmen andauern werden, ließ sich vorerst nicht abschätzen. Diese Arbeiten seien sehr aufwendig, der Verlauf auch von Umständen wie Wind und Regen abhängig, sagte Feuerwehrsprecher Schauer. Zeit- und personalintensiv sind für die Feuerwehr ebenfalls die Kontrollen der Wohnungen unmittelbar nach Einsatzbeginn gewesen: Für alle 190 Einheiten musste sichergestellt werden, dass die Bewohner in Sicherheit waren. Bei ihrem Eintreffen hatten die Einsatzkräfte "bereits einen ausgedehnten Brandherd" vorgefunden, schilderte Schauer. Anders als bei einem vorangegangenen Großbrand heuer in Wien, dem Feuer im Donauzentrum, das vor dem Aufsperren der Geschäfte ausgebrochen war, hatten sich am Samstagvormittag viele Bewohner im Gebäude befunden.

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