Nach Attacken gegen Hickersberger:
Pogatetz fliegt aus dem Nationalteam

Stickler: "Benötigen verschworene Gemeinschaft" PLUS: Pogatetz bereut Kritik an Hickersberger nicht

Er war sich der Konsequenzen bewusst und sie folgten auf dem Fuß. Emanuel Pogatetz hat unter der derzeitigen ÖFB-Führung keine Zukunft mehr im österreichischen Nationalteam. Nach seiner geäußerten Kritik an Teamchef Josef Hickersberger und den Strukturen im Verband, meinte Präsident Friedrich Stickler: "Natürlich ist nach seiner verbalen Entgleisung die Tür zum Nationalteam zu."

Großes Unverständnis herrschte in Österreich unter Fußball-Experten ob der Vorgehensweise von Pogatetz. So auch bei Stickler: "Das Verhalten, das Herr Pogatetz an den Tag legt, ist nicht zu akzeptieren und belegt einen gehörigen Mangel an Respekt. Ich bin fassungslos und entsetzt. Pogatetz hätte in der Schweiz zehn Tage lang die Möglichkeit gehabt, seine Vorwürfe intern zu besprechen, dies aber nicht getan." Die Reaktion des ÖFB kommt erwartet: "Gerade jetzt benötigen wir eine verschworene Gemeinschaft im und um das Nationalteam, leider hat sich Pogatetz aus dieser selbst eliminiert."

Pogatetz hatte u.a. das taktische Verständnis des früheren Rapid-Meistermachers in Frage gestellt: "Im Nationalteam gehen wir ohne taktische Vorgaben ins Spiel, wie ein Schüler, der für eine Schularbeit nichts gelernt hat." Die nach der blamablen 0:1-Niederlage gegen Venezuela getätigten Aussagen von Hickerberger haben den 23-jährigen ehemaligen GAK-Akteur zum Reden bewogen: "Die Mannschaft steht unter großem Druck, die Heim-EM ist auch eine hohe Belastung. Und es gibt keinen, der uns auf diese große Aufgabe vorbereitet. Es macht mich traurig und zornig, dass vom ÖFB nicht daran gedacht worden ist."

Teamchef Hickersberger hat noch mit Pogatetz telefoniert: "Er ist überzeugt, mit seiner Vorgehensweise richtig zu liegen und wirkt sehr beleidigt. Somit bleibt nur die Konsequenz, dass Emanuel Pogatetz in Zukunft nicht mehr im Nationalteam spielen wird. Er hat gegen eines der fundamentalsten Gesetze im Mannschaftssport verstoßen. Es ist in keiner Weise akzeptabel, dass ein Spieler den Trainerstab und/oder Mitspieler öffentlich in dieser Art und Weise attackiert", stellte er unmissverständlich fest.

Ivanschitz steht zu Hickersberger
Der von Pogatetz ebenfalls kritisierte Teamkapitän Andreas Ivanschitz steht zum Teamchef: "Ich möchte klarstellen, dass die Attacken von Emanuel Pogatetz auf Teamchef Hickersberger für mich absolut unnachvollziehbar sind und völlig überraschend kommen. Die Mannschaft und ich stehen voll zu unserem Trainer und wir wollen gemeinsam und als Team aus unserer derzeitigen Krise herausfinden", meinte der Panathinaikos-Legionär, über den Pogatetz gesagt hatte: "Er hat momentan Probleme und ist derzeit sicher kein Kapitän. Da gehören andere her, zu denen man aufschaut, wie zum Beispiel Martin Stranzl, der die Dinge so anspricht, wie sie sind."

Der Steirer Pogatetz war sich der Konsequenzen seiner Aussagen bewusst. "Ich glaube einfach, es ist notwendig, dass Einer diese Dinge anspricht. Ich bin bei der EURO ohnehin die ersten beiden Spiele gesperrt, also muss halt ich die Krot' fressen", sagte er und betonte, dass er diese Äußerungen nicht im Auftrag anderer tätigte. "Mir ist es lieber, ich bin bei der EURO nicht dabei, als wir machen so weiter wie bisher. Auf dem Weg, auf dem wir uns befinden, haben wir keine Chance. Wenn das für mich Folgen hat, akzeptiere ich sie. Wenn es das Nationalteam nur einen Schritt nach vorne bringt, hat es sich ausgezahlt."

"Viel faules Obst in der Kiste"
Hickersberger bekommt auch von außerhalb des ÖFB den Rücken gestärkt. So meinte etwa August Starek, für den Reaktionen von Teamspielern wie Paul Scharner und Pogatetz nicht nachvollziehbar sind: "Man sieht jetzt, wie viel faules Obst in der Kiste ist. Einige Spieler gehören rasiert." Und Premiere-Experte Heribert Weber hatte von einer "unglaublichen Entgleisung" von Pogatetz gesprochen. "Solchen Spielern fehlt es an Persönlichkeit. Denn wenn er diese hätte, dann geht er zu Hickersberger und sucht ein Vier-Augen-Gespräch."

Pogatetz bereut Kritik nicht
Pogatetz steht weiterhin zu seiner scharfen Kritik an Hickersberger. "Ich wollte Missstände aufzeigen, und das geht nicht, ohne dass dem einen oder anderen auf den Schlips getreten wird", erklärte der Middlesbrough-Verteidiger im ORF-Kurzsport. Es tue ihm Leid, dass er nicht mehr für die ÖFB-Auswahl berücksichtigt werde. "Ich halte dem Nationalteam weiterhin die Daumen."

(apa/red)