Mütter sind die besseren Manager

Mütter sind die besseren Manager

Darüber hinaus geht es um die passende Bewirtung, das Verschicken der Einladungen und nicht zuletzt um Deko und Unterhaltung. Doch, einen Unterschied gibt es, und selbst der spricht eher für die Qualitäten einer Mutter: Die Gäste einer Kindergeburtstagsparty sind wesentlich unberechenbarer.

Tatsächlich wären Frauen, die Kinder haben, für die meisten Anforderungen des Managements bestens gerüstet. Die wenigsten Mütter jedoch sind sich ihres enormen Potenzials auch wirklich bewusst – und verzichten deshalb entweder auf berufliche Karriere. Oder eben auf Kinder.

Ein Faktum, das auch die Job-Statistik untermauert: Über 90 Prozent aller Männer in Top-Positionen sind verheiratet und haben Nachwuchs. Dagegen haben 40 Prozent aller Frauen, die Karriere machen, keine feste Partnerschaft und keine Kinder.

Härtetest: Kindererziehung
„Dabei entwickeln Mütter gerade durch den Spagat zwischen Job und Familie ungeahnte Fähigkeiten, die manch ein Mann erst mühsam in teuren Managementseminaren erlernen muss“, bestätigt Claudia Puschina, Officemanagerin beim Wiener Kunsthandelsunternehmen „Artwareconsulting“ und Mutter von Lukas, 7, und Hannah, 5. Immerhin stehen Frauen mit Kindern, die Privates und Berufliches erfolgreich vereinbaren wollen, ganz schön unter Druck.

Jeden Tag aufs Neue werden ihre Qualitäten unter Beweis gestellt – in der Arbeit ebenso wie zuhause. Liebevoll zu den Kindern sollen sie sein, wertvolle Unterstützung, Freundin und Geliebte für den Mann, kompetente Arbeitskraft und starke Persönlichkeit im Job-Alltag.

Und dennoch kriegen immer mehr Frauen all das auf die Reihe. Trotz des chronisch schlechten Gewissens, ihre Kinder zu vernachlässigen. Trotz des zu kurz kommenden Beziehungslebens. Und trotz des quälenden Anspruchs, es allen stets recht machen zu müssen.

Ungeahnte Fähigkeiten
Es kommt bloß darauf an, diese Leistung auch für die Karriere zu nutzen. Wichtigste Voraussetzung dafür: mehr Selbstbewusstsein. Konkret: Mütter sollten von sich und den eigenen Fähigkeiten überzeugt sein. „Schließlich kommt die Aufgabe, einen Haushalt zu führen und Kinder zu erziehen, mindestens einer Tätigkeit im mittleren Management gleich“, schreiben Petra Preis und Sylvia Rothblum, beide erfolgreiche Business Frauen und engagierte Mütter, in ihrem neu erschienenen Buch „Mütter sind die besseren Manager“. Allein: „Leider neigen viele Mütter, die sich zwecks Kinderbetreuung eine berufliche Auszeit genommen haben, dazu, sich selbst abzuwerten und sich als Nur-Mutter oder Nur-Hausfrau zu bezeichnen“, bedauert das Autorinnen-Duo.

Was umgekehrt nicht bedacht wird: Die erfolgreichsten Manager, in ihren Unternehmen für Millionenbeträge verantwortlich, drohen oft schon an einem einzigen „freien“ Tag mit ihren Kindern im Chaos zu versinken.

Managerqualitäten
Insgesamt verfügt eine Mutter, die abgesehen vom Beruf auch den Haushalt managen muss, zumindest über folgende Kompetenzen:

- Sie kann vorausschauend planen und organisieren,
- behält ihr Budget stets im Auge und weiß mit ihren finanziellen Mitteln ziemlich effektiv auszukommen,
- ist es gewohnt,die Erwartungen anderer zu berücksichtigen, und kann dementsprechend kreativ denken,
- ist innovativ und phantasievoll,
- weiß, wie und an wen sie diverse Arbeiten delegieren kann,
- reagiert flexibel auf unvorhergesehene Situationen,
- hat Führungsqualitäten,
- verfügt über jahrelange Erfahrung, was Gruppendynamik und Teamwork anbelangt,
- und ist Meisterin in der Konfliktbewältigung.

Top-Annoncen.
Blättert man die aktuellen Zeitungen durch, sind das alles Fähigkeiten, die – abgesehen vom fachlichen Wissen – auch in Top-Stellenangeboten gesucht werden. Sie werden bloß anders formuliert. Die erwünschten Qualifikationen heißen dort „Soziale Kompetenz“, „Kommunikations- und Teamfähigkeit“ in einem „verantwortungsvollen Aufgabenbereich“, „perfekte selbstorganisation“, „unternehmerisches Denken“ oder „Flexibilität“.

Soziale Infrastruktur.
Dennoch ist selbst mit den besten Voraussetzungen das Erklimmen der Karriereleiter noch nicht gesichert. Worauf es zusätzlich ankommt, ist ein möglichst gut strukturiertes soziales Netz. Konkret: viele zuverlässige und höchst flexible HelferInnen und Babysitter bzw. Kindermädchen. Claudia Fischl-Lubinger, 40, selbständige Unternehmensberaterin und Mutter des eineinhalbjährigen Clemens: „Ich habe ein Kindermädchen, das auch tagsüber, je nach Bedarf, einspringen kann. Darüber hinaus helfen mir meine Eltern, die immer für Clemens da sind. Mit ihrer Hilfe ist es weiterhin möglich, meinen Lehrauftrag in Kärnten – auf einer Fachhochschule – zu erfüllen.“

Die Großeltern reisen dann dreimal im Jahr für jeweils eine Woche mit Clemens und seiner Mama einfach mit. Fischl-Lubinger: „Während ich unterrichte, passen sie auf ihn auf.“

Für angestellte Frauen kommt eine Anforderung hinzu: ein verständnisvoller Arbeitgeber, der flexible Arbeitszeiten akzeptiert. „Zweimal die Woche arbeite ich mit ,Open End‘, da sind die Kinder versorgt“, erzählt Officemanagerin Claudia Puschina, „an den anderen Tagen muss ich dafür etwas früher gehen.“

Wichtig findet Puschina, dass Frauen ihren Perfektionsanspruch ablegen. „Man kann nicht alles 100-prozentig tun. Irgendwo muss auch die Beste zurückstecken können – bei mir hängt eben der Haushalt ein bisschen nach. Der wird meist abends erledigt, wenn die Kinder im Bett sind.“