Mühseliger Prozess um Madrid-Terror fortgesetzt: Angeklagte bestreiten Schuld

Nur Zougam ließ sich von Staatsanwalt befragen 'Unmöglich, dass ich da war. Ich lag zu Hause im Bett'

Mühseliger Prozess um Madrid-Terror fortgesetzt: Angeklagte bestreiten Schuld

Der Prozess war am Donnerstag eröffnet worden. Dabei hatte bereits der als einer der mutmaßlichen Drahtzieher geltende Rabei Osman jegliche Schuld bestritten. Den sieben Hauptangeklagten drohen Haftstrafen von jeweils bis zu 40.000 Jahren.

"Ich möchte auf keine Frage antworten", sagte Youssef Belhadj am Freitag. "Ich bin ein normaler Muslim. Ich verurteile alle Angriffe und jegliche Art der Gewalt." Er habe keine Verbindung zu extremistischen Gruppen und kenne die anderen Hauptangeklagten nicht. Seine Familie habe lediglich aus Angst vor den Behörden ausgesagt, er sei ein Al-Kaida-Mitglied in Europa, erklärte Belhadj. Seinen Angehörigen sei gedroht worden, sie würden nach Marokko zurückgebracht.

Der 30-jährige soll derjenige sein, der auf einer Videoaufzeichnung als Sprecher der Al-Kaida in Europa erklärt, das Terrornetzwerk habe die Anschläge verübt. Er bestreitet dies. Das Video von "Abu Dujanah, dem Afghanen" wurde am 13. März 2004 in der Nähe der Großen Moschee von Madrid gefunden. Belhadj soll im Oktober 2003 nach Madrid gereist sein, um der dortigen Zelle des Netzwerks die Vorbereitung der Anschläge aufzutragen.

Er habe keinerlei Verbindung zu den Anschlägen, sagte auch Haski. "Ich kenne niemanden in Madrid." Auch er verurteilte die Anschläge. Das Terrornetzwerk Al-Kaida nannte er "fiktiv". Es existiere ebenso wie die Terrorgruppe Islamische Kämpfer Marokkos (GICM) nicht. Haski soll zu den führenden Köpfen der GICM gehört haben, die im Mai 2003 in Casablanca Anschläge mit 45 Toten verübte.

Jamal Zougam, der als einziger einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft zustimmte, wies ebenfalls jegliche Verbindung zurück. Er sei entgegen den Vorwürfen keiner der Attentäter. "Es ist unmöglich, dass ich da war. Ich lag zu Hause im Bett", sagte der 33-Jährige. Mehrere Augenzeugen hatten ausgesagt, ihn in einem der vier Vorortzüge gesehen zu haben, die später durch Sprengsätze in die Luft flogen. Zougam unterhielt in Madrid einen Callshop. Er soll Bauteile von Handys geliefert haben, mit denen die Zeitzünder der Bomben gebastelt wurden.

Der im Fernsehen übertragene Prozess findet unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt. Insgesamt verhandelt das Gericht gegen 29 Angeklagte, unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes. 20 Verdächtige stammen aus arabischen Ländern, neun aus Spanien. Die Richter wollen rund 600 Zeugen und 100 Fachleute anhören. Der Prozess soll im Juli zu Ende sein, im Oktober wird mit der Verkündung der Urteile gerechnet. Einer der vier mutmaßlichen Chefideologen der terroristischen Gruppe hatte sich mit sechs anderen Hauptverdächtigen rund drei Wochen nach den Anschläge auf die Pendlerzüge in die Luft gesprengt, um einer Festnahme zu entgehen.

(apa/red)