"Mr. Saliera" wandert ins Gefängnis: Fünf Jahre Haft für den prominenten Kunstdieb

Strafe im zweiten Rechtsgang um ein Jahr erhöht "Verbrechen mit extrem hohen Schadenssummen"

"Mr. Saliera" wandert ins Gefängnis: Fünf Jahre Haft für den prominenten Kunstdieb

Der Schöffensenat berücksichtigte bei der Strafbemessung die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten, dessen reumütiges Geständnis sowie die Bereitschaft zur Schadensgutmachung als Milderungsgründe. "Das waren allerdings zwei Verbrechen mit extrem hohen Schadenssummen", verwies der Vorsitzende Wolfgang Fahrner demgegenüber auf den mit mindestens 36 Millionen Euro bezifferten Wert der Saliera sowie auf die "Lösegeldforderung" von zehn Millionen Euro, die Mang wiederholt an die Uniqa-Versicherung gerichtet hatte.

Sollte nicht bezahlt werden, hatte er mit dem Einschmelzen des vom Renaissance-Künstler Benvenuto Cellini gefertigten Salzfasses gedroht, das er am 11. Mai 2003 nächtens aus dem Kunsthistorischen Museum (KHM) entwendet hatte. Dabei hatte Mang nach eigenem Bekunden gar keinen dringenden Geldbedarf: Mit 19 hatte der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Mann eine Firma für Alarmanlagen gegründet und diese zu einem florierenden Geschäft aufgebaut. "Finanziell ist es mir so gut gegangen wie nie zuvor. Bei uns war Hochkonjunktur. Ich hab' mir zur Tatzeit 180.000 Euro für die Altersvorsorge aufs Sparbuch gelegt gehabt", erzählte der 51-Jährige.

"Betrunken am Gerüst gestanden"
Über ein Baugerüst weit nach Mitternacht ins Museum einzudringen, indem er nach oben kletterte und ein Fenster aufzwängte, sei ihm spontan nach einem Disco-Besuch eingefallen, versicherte Mang: "Ich bin betrunken am Gerüst gestanden und hab' mir keine Gedanken gemacht, was ich nehmen soll. Es ist mir ums Reinkommen und ums Denen-Zeigen gegangen." Die Saliera habe er an sich genommen, ohne zu wissen, um welches Kunstwerk es sich dabei handelte: "Ein Gemälde hätte ich nicht abtransportieren können." Danach habe er "wochenlang in Angst gelebt und mich in eine Isolation hinein gesteigert. Ich hab' ja mit niemandem drüber reden können."

Den Zeitungen entnahm er den Wert des Salzfasses und die zuständige Versicherung, worauf er sich entschloss, dieser Erpresserbriefe zu schreiben: "Die Medien haben mich auf die Idee gebracht." In der Zwischenzeit hatte Mang die Saliera in einem Waldstück bei Zwettl vergraben, nachdem er sie fachmännisch in eine Kiste verpackt hatte. Im Jänner 2006 konnte er ausgeforscht und verhaftet werden und führte die Polizisten zur Saliera. "Ganz unbeschädigt ist sie nicht geblieben. Im Goldbereich hat sie kleine Kratzer, auch im Email. Die Restaurierung im Kunsthistorischen Museum ist nicht abgeschlossen", berichtete Petra Eibel, Leiterin der Abteilung Kunstversicherung bei der Uniqa.

Verteidiger ersuchte um Verständnins
Verteidiger Richard Soyer ersuchte um Verständnis für den Angeklagten, der den Coup begangen habe, um sich zu "beweisen". Die Scheidung von seiner zweiten Ehefrau sowie eine Krebserkrankung hätten bei Mang eine Lebenskrise ausgelöst. "Innerlich hat ihn das sehr getroffen. Äußerlich hat er mit seinen 50 Jahren so getan, als wär' er 20. Er war an den Wochenenden in Lokalen und hat viel getrunken. In ihm war ein Gefühl der Gleichgültigkeit, der Wurschtigkeit", stellte der Anwalt fest. Soyer wies nachdrücklich darauf hin, dass sein Mandant die Ansprüche des KHM und der Versicherung befriedigt habe, indem er diesen zur Abgeltung ihrer mit dem Einbruch bzw. der Suche nach der Saliera verbundenen Ausgaben 10.000 bzw. 50.000 Euro zukommen ließ: "Der Schaden ist damit zur Gänze gutgemacht."

(apa/red)