Putins Leider-
nein-Dienstwagen

Mit dem Lada Vesta SW Cross will die russische Marke in Europa auf sich aufmerksam machen. Optisch gelingt das recht gut, technisch weniger.

von Motor - Putins Leider-
nein-Dienstwagen © Bild: Hersteller

Die russische Automarke Lada, das ist in unserer Wahrnehmungspsychologie noch immer einzig und allein der Taiga. Jener brettlharte Geländewagen, der eigentlich Niva heißt und noch heute im Großen Kaukasus alle modernen SUVs wie motorisierte Halbschuhtouristen aussehen lassen würde. Aber jetzt möchten die Russen auch mit anderen Modellen in Europa durchstarten; der Granta etwa fuhr unter dem kognitiven Radar selbst der PS-Schnäppchenjäger durch. Seit 2012 hält aber Renault-Nissan die Aktienmehrheit bei Lada und hat begonnen, die Modellpalette zu modernisieren und fit für den Europa-Export zu machen.

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Erstes Modell dieser westlichen Entstaubungsaktion ist der Vesta, der vor allem als SW Cross oder, wie ihn spitze deutsche Zungen nennen, Pseudo-Offroader einen guten optischen Auftritt hinlegt. Der höher gestellte Kombi verfügt über stolze 19,6 Zentimeter Bodenfreiheit, aber bei der logischen Frage nach Allradantrieb heißt es "njet". Allerdings ist das ja längst eine westliche Rosstäuscherei, die in seitlicher Beplankung und angedeutetem Unterfahrschutz weiter zelebriert wird und eben auch im Werk in Togliatti aufgegriffen wurde. Für das zeitgemäße Design, das durch eine X-Form in Flanken und Kühlergrill auffällt, zeichnet Ex-Volvo-Chefdesigner Steve Mattin verantwortlich.

Der einzig verfügbare Motor, ein turboloser Benzineinspritzer mit 1,6 Liter und 106 PS, stammt jedoch aus eigenem Haus und fährt sich auch entsprechend. Oder, etwas freundlicher ausgedrückt, jede Ausfahrt mit dem Vesta ist eine Reise in die frühen Achtziger. Denn hier ist Drehzahl gefragt, nicht Drehmoment, und so legt der Motor ab 2.500 Touren, russisch-entspannt, los. Die Gänge wollen manchmal mit etwas Nachdruck eingelegt werden, aber sonst ist das Fünfganggetriebe in Ordnung, außer dass es eben nur fünf Schaltstufen gibt. Während sich der Vesta in Kurven harmlos zur Seite neigt, ist das mit dem Geradeauslauf so eine Sache. Denn die Niederquerschnittsreifen und der positive (!) Radsturz, zuletzt bei Fuhrwerken in Sibirien beobachtet, sind eben nicht beste Freunde.

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Trotzdem fährt es sich kommod, an das Motorbrummen hat man sich längst gewöhnt, und vier Airbags, ABS, ESP und ein Bremsassistent sorgen für die Sicherheit. Innen herrscht der Look der Flower-Power-Ära, die Armaturen sind gut ablesbar und das Navi führt einen mitunter über Straßen, die eher für den Lada Taiga geeignet wären.

Die Vesta-Limousine hat Wladimir Putin schon getestet. Zeit, jetzt den Vesta SW Cross seinem Cortege-Dienstwagen vorzuziehen.

Daten

Lada Vesta SW Cross

Preis: € 18.250,- (Comfort)
Motor: 4 Zylinder, Benziner, 1.596 ccm
Leistung: 106 PS (78 kW)
Spitze: 180 km/h
0-100: 12,6 Sek.
Verbrauch: 7,2 l/100 km
Emission: 167 g CO2/km
Fazit: Wenn Lada weiter aufrüstet, kommt es noch zum Bruderzwist im Hause Renault- Nissan mit Dacia. Und der wird sicher brutal.