Die Maus ist
erwachsen geworden

Der Nissan Micra hat die Vergangenheit als Sondermodell Mouse hinter sich gelassen und sich zu einem veritablen Kleinwagen gemausert

von Motor - Die Maus ist
erwachsen geworden © Bild: Nissan

Die Marketingidee, dem kleinen Nissan Micra, der freilich Anfang der Achtzigerjahre des letzten Jahrtausends noch unter Datsun firmierte, als Sondermodell Mouse zu branden, war einfach unschlagbar. Der kleine Stadtflitzer, der einst gerade 3,72 Meter Länge vorzuweisen hatte, wurde eben als Micra Mouse zum geflügelten Wort. Er hatte sich nämlich, weil präferierter Weise Liebling weiblicher Singles, zum Verkaufsschlager entwickelt. Kein Wunder also, dass die Sonderedition partout nicht in die Mausefalle gehen wollte - und immer wieder neu aufgelegt wurde.

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Aber jetzt dürfte der PS-Nager tatsächlich ausgedient haben: Mit gerade um Haaresbreite verfehlten vier Metern, nämlich exakt 3.999 Millimetern, ist er in der nunmehr fünften Auflage endgültig dem verniedlichten Gehabe entwachsen. Anders ausgedrückt: Der Nissan Micra hat sich zu einem selbstsicheren Vertreter in der Kleinwagen-Gilde gemausert. Das moderne, wenngleich etwas verschnörkelte Styling und eine Armada an Assistenzsystemen (Active Ride Control für komfortableres Bodenwellen-Überwinden und Active Trace Control für vermindertes Untersteuern) belegen den Reifeprozess.

Den Aufstieg zum Viermeterauto merkt man drinnen nur in Reihe eins. Dort überblickt man auch das aufgeräumte Cockpit, das (in unserem Testwagen) mit Alcantara überzogen ist. Außerdem ist eine Smartphone-Anbindung über Apple CarPlay und Android Auto an Bord. In Reihe zwei geht es um Welten beengter zu, und wenn man den Fond entern will, empfiehlt es sich, den Kopf tunlich einzuziehen.

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Bei den Motoren war anfangs noch etwas Luft nach oben, was allerdings kürzlich mit einem Doppelschlag bereinigt wurde. Die beiden Ein-Liter-Benziner mit 100 und 117 PS sollen das Problem des zurückhaltenden Tempomachens entscheidend verbessern. Wir haben uns für die etwas schärfere Version in Form des Sondermodells N-Sport entschieden. Und waren gleich zu Teststart skeptisch, so ganz unter dem Motto: Was kann man von einem schnapsglasgroßen Hubraum in Verbindung mit nur drei Zylindern schon groß erwarten? Trotz 117 PS.

Und tatsächlich, gleich bei der ersten Ausfahrt war es brütend heiß, die Klimaanlage folglich voll aufgedreht und Stop-and-Go-Verkehr. Keine idealen Bedingungen, den Micra kennen und lieben zu lernen. Entweder gaben wir zu wenig Gas und der Motor starb ab beziehungsweise rettete uns nur abruptes Runterschalten (das manuelle Sechsganggetriebe nahm's nicht übel). Bei zu viel Gas heulte der Motor wenig nobel auf, und die Reifen quietschten in C-Dur. Aber mit der Zeit stimmten sich Auto und Fahrer aufeinander ab; der Ampelstart funktioniert jetzt klaglos, Überlandpartien passen dito.

  • Preis: € 20.490,-
  • Motor: 3 Zylinder, Turbobenziner, 999 ccm
  • Leistung: 117 PS (86 kW) Spitze: 195 km/h 0-100: 9,9 Sek.
  • Verbrauch: 6,9 l/100 km
  • Emission: 164 g CO2/km

Fazit: Ein bisschen straffer ausgelegt und eine etwas direktere Lenkung machen in Kombination mit 117 PS noch keinen Sportwagen aus. Aber der Auftritt im N-Sport ist dank LM-Felgen und Bose-Sound cooler als damals in der Mouse