Großherzog Jean
von Luxemburg ist tot

Altgroßherzog Jean von Luxemburg ist im Alter von 98 Jahren verstorben.

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Im Kreis des Hochadels war sein Platz immer in der ersten Reihe - jetzt ist Altgroßherzog Jean von Luxemburg im Alter von 98 Jahren nach einer Lungenentzündung gestorben. Von 1964 bis zu seiner Abdankung im Jahr 2000 war er Staatsoberhaupt Luxemburgs. Jeans Sohn und Amtsnachfolger Henri teilte den Tod am Dienstag mit.

Als Mitglied des Hauses Nassau-Weilburg und "Königliche Hoheit" war er zeitlebens einer der diskretesten und unauffälligsten Royals. Ein Mann ohne Skandale. Jean war der Neffe der letzten österreichischen Kaiserin Zita (gestorben 1989) - über seinen Vater Felix, der wie Zita aus dem Haus Bourbon-Parma stammte. Seine Mutter war Charlotte, Großherzogin von Luxemburg. Felix war ihr Prinzgemahl. Zita war auf diese Weise lange Zeit nach ihrem Bruder Jean die Nummer zwei der Thronfolge im Großherzogtum Luxemburg.

Beziehung zu Queen Elizabeth II.

Als 19-Jähriger floh Jean 1940 unmittelbar vor der deutschen Besetzung Luxemburgs nach England und trat 1942 in das Regiment der Irish Guards ein. Dieses galt als der "katholische Teil" der britischen Streitkräfte - was seiner Mutter, einer strengen Katholikin, auch zu Kriegszeiten wichtig war. Wenn Jean später bei Trooping the Colour, der jährlichen Geburtstagsparade zu Ehren der britischen Königin Elizabeth II., in der Uniform eines Obersts der Irish Guards in London direkt hinter der Queen ritt, zeigte dies die ganz besonders engen Beziehungen dieser beiden Königshäuser. Später wurde er sogar Ehrengeneral der britischen Armee.

Schon vor seiner Thronbesteigung kämpfte der Erbprinz für die Interessen seines Landes: In der Armee der Alliierten landete er im Juni 1944 in der Normandie, nahm kurz darauf an der Schlacht von Caen und an der Befreiung Brüssels teil. Bei seiner Rückkehr nach Luxemburg im September 1944 feierte das ganze Land den Prinzen in der britischen Uniform als Helden: Die Bevölkerung hatte Jean als Garanten für Freiheit und Unabhängigkeit ins Herz geschlossen. Ende 1944 kämpfte er noch gegen die deutsche Ardennen-Offensive. "Für mich war die Begegnung mit meinen Landsleuten vom September 1944 zweifellos eines der großen Ereignisse meines Lebens", schrieb Jean 1999 in einem Artikel für das Magazin der Irish Guards. Flucht, Exil, Widerstand und Heimkehr waren für Großherzogin Charlotte und deren Sohn Jean prägende Erfahrungen.

36-jährigen Regentschaft

Im April 1953 heiratete Jean die belgische Prinzessin Josephine Charlotte, die Schwester der belgischen Könige Baudouin I. und Albert II. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter der derzeit amtierende Großherzog Henri. 1964 bestieg Jean dann den Thron, nachdem seine Mutter Charlotte abgedankt hatte. Josephine Charlotte starb 2005 nach einem schweren Krebsleiden.

In seiner 36-jährigen Regentschaft entwickelte sich Luxemburg vom Agrar- und Industriestandort zum modernen Dienstleistungszentrum. So siedelten sich ab Ende der 1960er Jahre die ersten internationalen Banken in Luxemburg an; ein 350 Hektar großes Areal für Einrichtungen der Europäischen Gemeinschaft wurde erschlossen. Diese Entwicklung Luxemburgs lag "Seiner Majestät" stets am Herzen.

Private Verschwiegenheit

Im Großherzogtum war Jean ungemein beliebt. Immer wieder wurden seine Jubiläen königlich gefeiert: Etwa das 50. Jahr nach seiner Thronbesteigung (2014) oder der 95. Geburtstag (2016). Er lebte in einem Schloss oberhalb des kleinen luxemburgischen Ortes Fischbach. Der Altgroßherzog, der mit "Monseigneur" angeredet wurde, übte sein Amt mit äußerster Diskretion und ohne politische Äußerungen aus.

Privates gelangte kaum über die Palastmauern nach außen. Die privaten Vorlieben von Großherzog Jean wurden bereits in einem englischen Internat geprägt, in das er als 13-jähriger geschickt worden war: Reiten, Fechten, Schwimmen und Skifahren. Außerdem war er ein begeisterter Pfadfinder, der noch kurz vor der Thronbesteigung 1964 in kurzen Hosen die Ernennung zum "Silver Wolf" der Boy Scouts entgegennahm.

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