Handytarife: So können
Sie richtig Geld sparen [Tipps]

Ein neuer Handytarif will gut überlegt sein. Aber wann wechselt man am besten? Und ist ein Wechsel tatsächlich so kompliziert, wie oft behauptet wird? Wir haben beim Experten Maximilian Schirmer nachgefragt, wie Sie immer am besten aussteigen und richtig Geld sparen können. Eine Anleitung.

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Inhaltsverzeichnis


© Harald Lachner
Maximilian Schirmer ist Geschäftsführer von tarife.at. Das Portal hat sich auf den österreichischen Mobilfunk- und Telekommunikationsmarkt spezialisiert und ist Österreichs größtes Vergleichsportal in diesem Bereich.

Gibt es "den" besten Handytarif?
Jein. Aus der Vorgeschichte des Nutzers lässt sich der beste Tarif nicht ableiten, der aktuelle Vertrag ist aber durchaus relevant. Natürlich haben Mobilfunker kein Interesse daran, Kunden zu verlieren – und so ist es durchaus üblich, dass man im Zuge einer Kündigung doch noch ein besseres Angebot bekommt, das so nicht öffentlich ersichtlich ist

Abgesehen davon sind insbesondere die Tage rund um Ostern sowie die (Vor-) Weihnachtszeit ein sehr guter Zeitpunkt, sich nach neuen Tarifen umzusehen. Kinder- und Jugendtarife werden meistens rund um den Beginn eines neuen Schul- oder Universitätsjahres im August neu aufgelegt. Die Wochen und Monate vor einem vorhersehbaren Wechsel des Tarifportfolios wie Februar sowie September/Oktober (für Erwachsene) sollte man eher meiden. Auch der Hochsommer ist üblicherweise eine ruhige Zeit ohne Verkaufsschlager. Ausnahmen sind natürlich immer möglich, bei über 30 Mobilfunkern am Markt gibt es eigentlich ständig neue Angebote.

In den letzten Jahren haben Bestandskundenangebote stark an Bedeutung gewonnen. Wer also etwa bereits einen Internetvertrag bei einem Anbieter hat, bekommt einen Rabatt auf Handytarife, die ebenfalls in diesem Haushalt angemeldet sind (nicht zwangsläufig nur auf diese Person!). Ebenso gibt es bei manchen Anbietern das umgekehrte Spiel – wer bereits einen oder mehrere Handyverträge im Haushalt hat, bekommt das Internet günstiger. Damit erreicht man Ersparnisse von bis zu 14€ pro Monat und Vertrag. Das macht aufs Jahr bis zu 168€ pro Vertrag aus. Tipp: Nutzer können auf tarife.at angeben, welche Verträge sie bereits haben, dann werden diese Rabatte automatisch berücksichtigt.


Wann ist der beste Zeitpunkt, um den Handytarif zu wechseln?
Insbesondere Ostern und die Vorweihnachtszeit sind absolute Klassiker für neue Handytarife. Für Kinder und Jugendliche sind zusätzlich die Angebote zum Schul- oder Universitätsanfang sehr interessant.

Bei den Handypreisen ist es ähnlich – sobald neue Modelle eines Anbieters auf den Markt kommen, werden die bisherigen Geräte günstiger. Neue Geräte werden oft auf großen Elektronikmessen im Herbst vorgestellt. Zu Weihnachten gibt es die bekannten Rabattschlachten im Einzelhandel. Generell haben Spitzengeräte einen massiven Preisverfall – je nach Gerät sinkt der Neupreis innerhalb von nur 6 Monaten um bis zu 39 Prozent.


Wie oft sollte man kontrollieren, ob man noch einen günstigen Vertrag hat?
Wenn man einen Vertrag mit Bindung abgeschlossen hat, ist der Spielraum ohnehin begrenzt – wenn, dann erlauben Mobilfunkanbieter hier nur einen Wechsel zu einem teureren Tarif, oft auch nur unter einer neuerlichen Bindung von weiteren 24 Monaten. Hat man noch 6 Monate Bindung und wechselt den Tarif, addiert sich das bei manchen Anbietern sogar auf 30 Monate.

Ist das Ende der Bindefrist absehbar, oder hat man gar keine Bindung, wird es spannender. Bei über 30 Mobilfunkanbietern ist ständig Bewegung am Markt, sodass sich die Tariflandschaft binnen weniger Monate komplett drehen kann. Manche Anbieter bringen monatlich neue Tarife auf den Markt, im Regelfall aktualisieren Mobilfunker ihre Angebote aber 1-2x im Jahr nennenswert. Auch wenn ein Tarifvergleich in wenigen Sekunden erledigt ist, muss man es natürlich nicht zur täglichen Routine ernennen. Einmal im Quartal einen Vergleich zu machen – insbesondere rund um Ostern und im Dezember – finde ich aus Aufwand/Nutzen-Sicht sinnvoll.


Ist ein Smartphone ohne Vertragsbindung und mit freier Tarifwahl günstiger als das gleiche Gerät mit Vertragsbindung bzw. mit Verlängerung?
Grundsätzlich stimmt das immer noch – unseren Daten zufolge ist es aktuell in rund 70 Prozent der Fälle günstiger, Handy und Vertrag getrennt voneinander zu beziehen. In den anderen 30 Prozent der Fälle wäre es günstiger, das gewünschte Handy im Zuge einer Vertragsanmeldung oder -verlängerung zu erwerben. Aber: Das günstige Handy wird durch eine höhere monatliche Grundgebühr erkauft. Wenn man länger bleibt als die vorgesehene Mindestvertragslaufzeit (24 Monate), zahlt man weiterhin die hohe Grundgebühr. Bleibt man also etwa drei Jahre bei einem teureren Tarif, ist das vermeintliche Schnäppchen doch teurer, als hätte man das Smartphone getrennt gekauft und einen günstigeren Tarif genommen.


Was spricht generell für ein Smartphone ohne Vertragsbindung (und freie Tarifwahl)?
Das Smartphone selbst zu kaufen hat zwei grundlegende Vorteile. Erstens führen in den meisten Fällen nur 3 oder 4 Mobilfunkanbieter das gewünschte Handy, wodurch man auch in der Auswahl der Tarife sehr eingeschränkt ist. Insbesondere günstigere Diskonter wie HoT, spusu, yesss! etc. bieten häufig nur sehr wenige Smartphones an – diese Optionen nimmt man sich also selbst, wenn man das Smartphone unbedingt vom Anbieter möchte.

Der zweite große Vorteil ist, dass schneller auf Marktveränderungen reagiert werden kann. Wer das Smartphone mit einem Tarif abschließt, ist im Regelfall 2 Jahre gebunden. Wenn es bessere Tarife gibt, man mehr Datenvolumen braucht etc., ist man dennoch an seinen Vertrag fixiert. Kaufe ich das Smartphone selbst und schließe einen Vertrag oder eine Wertkarte ohne Bindung ab, kann ich jederzeit meinen Tarif oder sogar meinen Anbieter wechseln. Dieser Aspekt ist insbesondere mit Blick auf 5G relevant. Möchte man sich jetzt noch für 2 Jahre auf einen LTE-Tarif ohne 5G-Zugang binden? Manche vermutlich schon, andere nicht.


Was spricht generell für ein Provider-Paket (Smartphone plus Tarif)?
Wie bereits anfangs erwähnt, in rund 30 Prozent der Berechnungen auf tarife.at der Preis.
Ein weiterer Vorteil ist die kostenlose Ratenzahlung, die alle größeren Provider anbieten – ich zahle also den gleichen Betrag, egal ob ich das Handy sofort bezahle, oder es auf 12 oder 24 Monate aufteile. Wer aber das iPhone 12 im Elektrohandel kaufen möchte, muss dafür etwa 900€ auf der hohen Kante haben. Wer das nicht hat, muss eine Finanzierung durch den Verkäufer (MediaMarkt etc.) nutzen, oder einen Mikrokredit bei der Bank aufnehmen. Je nach Shop oder Bank beträgt der effektive Zinssatz üblicherweise zwischen 10-15% p.a. Dadurch entstehen bei einem teureren Smartphone schon einmal Finanzierungskosten von mehreren hundert Euro, die bei einem Provider-Paket nicht anfallen.


Was ist bei einer Vertragsverlängerung zu beachten?
Eine Vertragsverlängerung zu den gleichen Konditionen ist in den seltensten Fällen eine schlaue Idee – meistens fährt man besser, wenn man auf einen der aktuellen Tarife wechselt, die üblicherweise mehr Datenvolumen inkludieren. Insbesondere raten wir davon ab, wegen eines „Einmal-Goodies“ den Vertrag blind zu verlängern. Solche Angebote bekommt man gerne per Telefon oder Brief nach dem Motto „5.000 Treuepunkte geschenkt“ oder „2 Monate keine Grundgebühr zahlen“. Im Kleingedruckten steht dann eine Vertragsverlängerung für 12-24 Monate. In Einzelfällen kann das sinnvoll sein, aber bitte nicht überrumpeln lassen.

Generell ist es aber nach wie vor bei den meisten Anbietern so, dass Neukunden bessere Konditionen erhalten, als es bei einer Vertragsverlängerung der Fall ist. Man sollte also vor einer Verlängerung auf jeden Fall die Neukundenangebote des eigenen Anbieters kennen und vergleichen. Steigt man schlechter aus als ein Neukunde, sollte man nachverhandeln und im Gespräch ruhig mal den Begriff „Kündigung“ fallen lassen.


Wo lauern die größten Gefahren bei der Wahl des richtigen Handytarifs?
Wichtig ist, eine informierte Entscheidung zu treffen. Wer in einen Handyshop geht, ohne Vorstellung von dem, was er eigentlich braucht und möchte, wird selten gut aussteigen. Man sollte grob wissen, wie der monatliche Verbrauch aussieht und wie man das Handy nutzt. Dafür reicht schon ein Blick auf die monatliche Rechnung, auf der die verbrauchten Minuten/SMS/Datenvolumen aufgeschlüsselt sind. Kritisch ist etwa das Thema „Roaming“ – also die Nutzung des Handys außerhalb Österreichs. Manche Anbieter sperren Roaming gänzlich, andere bieten weniger Roaming-Datenvolumen als marktüblich. Wer sich kaum im Ausland aufhält, hat damit vermutlich weniger Probleme als ein Vielflieger. Natürlich werben Mobilfunker nicht mit derartigen Einschränkungen – seriöse Vergleichsportale zeigen sie aber selbstverständlich an oder bieten die Option, solche Tarife direkt auszublenden.

Wer weiß, welche Leistung der Tarif bieten muss, welches Handy er gerne hätte und welche Ausschlusskriterien er hat, wird in der Regel eine gute Wahl treffen. Idealerweise sollte er dabei möglichst alle Anbieter berücksichtigen, und sich nicht nur auf die ihm seit langem bekannten Anbieter fixieren.


Welchen Handy-Tarif sollte man derzeit für sein Kind abschließen?
Das sollte man davon abhängig machen, wie alt das Kind gerade ist. Im Kinderalter sollte das Hauptaugenmerk als Elternteil darauf liegen, für das Kind erreichbar zu sein und es auch selbst bei Bedarf kontaktieren zu können. Nur die wenigsten wollen, dass es in dem Alter den ganzen Tag am Smartphone hängt. Hier wäre etwa der Tarif „HELP 2“ von HELP mobile, einer Schwestermarke von spusu, in der engeren Auswahl: 100 Minuten, 100 SMS und 2 Gigabyte Datenvolumen im Netz von „Drei“ um 4,90€ pro Monat, ein höherer Verbrauch kann über die Kostenkontrolle verboten werden. Der Tarif inkludiert kein Handy, weshalb man beispielsweise das Samsung Galaxy A51 um etwa 237€ dazu kaufen könnte. Auf 2 Jahre gerechnet entstehen dadurch Gesamtkosten von 355€, oder 14,78€ pro Monat (Link zum Vergleich).

Im Jugendalter des Kindes würde auch dessen Datenverbrauch massiv ansteigen – die Gründe dafür heißen Instagram, Snapchat, YouTube, TikTok oder Netflix. Gleichzeitig wird es auch einen gesteigerten Wert auf hübsche Selfies legen, weshalb ein Smartphone mit besserer Kamera für den Hausfrieden unabdingbar ist. Hier könnte man etwa zum Tarif „Connect L“ von Lidl Connect im Drei-Netz greifen: 15 Gigabyte Datenvolumen und 1.500 Einheiten, die beliebig für Telefonie oder SMS verwendet werden können – um monatlich 9,50€. Auch hier sollte man das Smartphone selbst kaufen, etwa das Apple iPhone SE 2020 um einmalige 479€. In den ersten 2 Jahren entstehen dadurch Gesamtkosten von etwa 700€, oder 29,17€ pro Monat (Link zum Vergleich)


Ist ein Tarifwechsel bürokratisch wirklich so eine Herausforderung wie oft behauptet wird?
Wie so oft im Leben: Wenn man weiß, wie es geht, dann nicht. Zuerst muss eine Kündigung gegen den alten Anbieter erstellt und an diesen übermittelt werden. Hier ist relevant, ob man seine Rufnummer behalten und mitnehmen möchte: Im Zuge dieser Kündigung kann eine „Rufnummernübertragungsinformation“, kurz „NÜVI“, angefordert werden. Das ist ein langes Wort für einen A4-Zettel mit einem langen Code, der den neuen Anbieter dazu ermächtigt, die Rufnummer zu übernehmen. Der alte Anbieter übermittelt daraufhin die NÜVI und nennt das Datum, ab dem die Kündigung wirksam ist. Oftmals hat man Kündigungsfristen von „einem Monat zum Monatsletzten“. Wenn ich etwa Mitte März kündige, tritt sie mit 30. April in Kraft.

Zumindest 2-3 Wochen vor diesem endgültigen Kündigungstermin sollte man den neuen Tarif abschließen, und dem neuen Anbieter diese NÜVI übermitteln. Nach 3-5 Werktagen hat dieser dann die Rufnummer portiert, und der alte Vertrag läuft einfach aus. Mühsam wird es, wenn man vergisst, eine NÜVI zu beantragen oder mit dem Abschluss des neuen Tarifs zu lange wartet, um keine 2 Tarife parallel laufen zu haben. Wenn es dann zu Verzögerungen kommt, wird es knapp. Grundsätzlich sind die Verbraucherrechte hier aber recht erfreulich – der Worst-Case, seine Rufnummer zu verlieren, tritt also sehr selten ein.

Mit dem Kündigungs-Generator stellt tarife.at einen kostenlosen Service zur Verfügung, der einen Schritt-für-Schritt durch den Prozess führt und alle notwendigen Dokumente anfordert. Auch die Möglichkeiten, wie die Kündigung rechtsgültig übermittelt werden kann, werden hier angegeben. Einige Anbieter übernehmen auch Teile des Wechsel-Prozesses für einen, etwa indem sie die NÜVI für einen beantragen. Der Anbieter spusu kümmert sich sogar um den ganzen Wechsel, das beinhaltet Kündigung des Altvertrages inkl. Rufnummermitnahme.


Klassiker: Wie bekommt man das neueste iPhone (iPhone 12, schwarz, 128GB) am günstigsten?
Für Power-User mit 1.500 Minuten, 500 SMS und 30GB Datenvolumen wäre der Anbieter „yesss!“ mit dem Tarif „yesss! Complete XXL+“ am günstigsten. Der Tarif kostet 14,65€ pro Monat – das iPhone kauft man sich um aktuell etwa 888€ selbst. Die Gesamtkosten auf 2 Jahre betragen hier rund 1.230€ (Link zum Vergleich). Der erste Tarif, der das Smartphone inkludiert, würde mit „Drei Perfect M Plus“ hingegen 24,9€ pro Monat kosten, und das iPhone bei diesem Tarif sogar teurere 900€. Das entspricht Gesamtkosten von 1.480€ (Link zum Vergleich). Die Ersparnis beträgt also hier bereits 250€ in 2 Jahren.

Für mittlere Nutzung mit 500 Minuten, 500 SMS und 10GB wäre „spusu“ mit dem „Jahrestarif 10“ am günstigsten. Der Tarif kostet 94€ pro Jahr, das iPhone kauft man wieder um 888€ selbst im Geschäft. Auf 2 Jahre gerechnet ergeben sich Effektivkosten von 1.076€ oder aliquot 44,83€ pro Monat (Link zum Vergleich). Der erste Vertragstarif wäre der Tarif „Perfect M“ von Drei um effektiv 59,74€ pro Monat, wodurch auf 2 Jahre Gesamtkosten von 1.434€ entstünden (Link zum Vergleich). Die Ersparnis in 2 Jahren beträgt hier also sogar 358€.

Für Wenignutzer reichen meist 200 Minuten, 50 SMS und 5GB. Hier wäre spusu mit dem „Jahrestarif 5“ die günstigste Wahl, der jährlich 79€ kostet. Das iPhone wird abermals um 888€ selbst erworben. Die Effektivkosten betragen dann 43,58€ pro Monat (Link zum Vergleich). Der günstigste Tarif mit dem iPhone wäre abermals der „Perfect M“ von Drei, mit Effektivkosten von 59,74€ (Link zum Vergleich). In zwei Jahren spart man hier also 388€.


Was sind in der österreichischen Tariflandschaft kurz- bis mittelfristig die größten Trends?
Auf der technischen Seite ist natürlich 5G ein enormes Zugpferd und Alleinstellungsmerkmal für die Hauptmarken der Netzbetreiber (A1, Drei, Magenta). Zumindest in der näheren Zukunft ist nicht damit zu rechnen, dass Diskont-Anbieter eine überregionale Versorgung mit 5G anbieten werden.

Weiters decken durch die Zukäufe von UPC (durch Magenta) bzw. Tele2 (durch Drei) mittlerweile alle großen Netzanbieter ein sehr breites Produktspektrum ab, das unterschiedliche Technologien vereint. Das hebt sie vom Diskont-Mitbewerb ab, die oftmals nur Mobilfunk anbieten können. Die Netzbetreiber haben bereits Bestandskundenangebote, wenn man etwa Internet und Handy kombiniert, die allerdings recht kompliziert und undurchsichtig sind. Hier kann man davon ausgehen, dass zukünftig deutlich mehr Fokus darauf liegen wird, Gesamtpakete für ganze Haushalte anzubieten, die dennoch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse jedes Einzelnen eingehen.