Misslungene Revolution bei Veilchen: Toni Polster plante im Sommer eine "Austria neu"

Gespräche mit Prohaska und auch Kraetschmer Team-Rekordschütze dementiert Initiatorrolle

"Kurier" (www.kurier.at und Sonntag-Ausgabe) sowie der "Standard" (www.derstandard.at) berufen sich auf ein ihnen zugespieltes dreiseitiges "Geheimhalteabkommen", auf dessen Deckblatt es heißt: "Zweck dieser Vereinbarung ist die gegenseitige Verpflichtung zur Geheimhaltung aller wirtschaftlichen und fachlichen Informationen zu dem Bereich/im Rahmen des Projekts 'Stadionerrichtung und Neuformierung des FK Austria Wien'. Das Abkommen bezieht sich auf jede Information, egal welcher Natur oder Form, die einem Vertragspartner im Zusammenhang mit dem genannten Bereich übermittelt wird." Unterschrieben hätten das Dokument neben Polster, Prohaska und Kraetschmer auch Kicker-Anwalt und Polster-Berater Skender Fani, Robert Leither, der erst danach für die Austria als Sponsor-Konsulent arbeitete, sowie der "Bauherr" (Kurier) und "angebliche Raiffeisen-Mitarbeiter" (Standard) Michael Wall.

Letzterer hätte, wie Kraetschmer im "Kurier" erklärte, das neue Stadion bauen sollen. Prohaska wäre als Präsident und Polster als Generalmanager vorgesehen gewesen. Die Teilnahme von Kraetschmer an diesem Gespräch entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, wie auch der Austria-Manager selbst zugibt. "Erst im Nachhinein wurde mir richtig bewusst, welche Konsequenzen die Unterschrift haben könnte. Es war ein Akt der Naivität. Das habe ich mir schon beim Rausgehen gedacht. Heute würde ich so etwas nicht mehr unterschreiben."

Kraetschmer, nach dessen Angaben die Initiative von Polster ausging, rechtfertigte sich für sein Vorgehen. "Ich fuhr zum Plachutta, um auszuloten, ob das Projekt auf seriösen Beinen steht. Ich wusste nicht, dass es um ein Abkommen gehen würde. Dann leitete Polster das Vertragsthema ein. Meine Reaktion war: Ihr wisst, dass ich ein Dienstverhältnis mit Austria Magna habe!" Laut "Kurier" und "Standard" weiß Magna-Boss und Austria-Mäzen Frank Stronach bereits über das Treffen und dessen Teilnehmer bescheid, Kraetschmer drohen angeblich aber keine Konsequenzen.

Folgen könnte das Auftauchen des Schriftstücks dagegen für Polster haben. Wie beide Medien berichten, überlegt die Austria, das Dokument gegen den Ex-General-Manager im Rahmen des Rechtsstreits einzusetzen. Polster hatte Ende März in erster Instanz vom Arbeitsgericht Wien wegen "rechtswidriger Entlassung" kolportierte 420.000 Euro zugesprochen bekommen.

Sein geplanter "Umsturzversuch" ist nun offenbar endgültig im Sand verlaufen, denn erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das Stadion-Projekt von Stronach für die Austria auf Schiene ist und der Austro-Kanadier deshalb den "Veilchen" als Mäzen noch länger als bis zum Sommer 2007 erhalten bleiben könnte. Allerdings könnte das Bekanntwerden des "Austria neu"-Plans Beteiligte teuer zu stehen kommen: Im Falle eines Zuwiderhandelns gegen das vereinbarte Stillhalteabkommen sei nämlich eine Konventionalstrafe von 100.000 Euro vereinbart worden.

In einem Telefon-Interview mit dem ORF-Sport hat Polster am Samstagabend dementiert, dass er "Rädelsführer" beim Projekt "Austria neu" gewesen sei. Er sei lediglich zu dem Treffen gegangen und habe sich die Vorschläge angehört. "Da es aber zu keinem zweiten Treffen gekommen ist, war die Sache für mich und Herbert erledigt", betonte Polster.

(apa)