So geht es
beim ÖSV weiter

Der Österreichische Skiverband steht unter Druck. Bereits zwei ehemalige Skirennläuferin erheben schwere Missbrauchsvorwürfe. Aber wie geht es jetzt weiter? Was ändert sich im Verband? Petra Kronberger, „Konsulentin Damensport“ des ÖSV, spricht mit news.at über Kommunikation, Verschwiegenheitspflicht und die künftige Ablaufstrategie des ÖSV.

von Missbrauchsvorwürfe - So geht es
beim ÖSV weiter © Bild: AFP PHOTO / MICHAL CIZEK

Im Jahr 2015 war es eine völlig neu geschaffene Stelle, die Petra Kronberger antreten sollte. Die zweifache Olympiasiegerin von Albertville 1992, Abfahrtsweltmeisterin von Saalbach 1991 und dreifache Gesamt-Weltcup-Gewinnerin (1990 bis 1992), fungiert seit diesem Zeitpunkt als "Konsulentin für Damensport".

Die Idee eine „Frauenbeauftragte“ im ÖSV zu engagieren, gab es schon länger. Einer der Auslöser war der Eklat zwischen Anna Fenninger (heute Veith) und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel im selben Jahr. Aber was genau bedeutet diese Funktion?

„Meine Aufgaben haben sich erst entwickelt. Ich bin die erste Ansprechperson für junge Athletinnen wenn es zum Beispiel um Ausbildung, Sozialversicherungsthemen oder darum geht Kontakte für Schulungen herzustellen“, sagt die ehemalige Spitzensportlerin im Gespräch mit news.at. Neben dem praktischen Zugang gebe es aber auch eine soziale Komponente. Und gerade diese sei nun gefragt.

Denn jetzt, zwei Jahre später - fast auf den Tag genau, wie sie im Gespräch verrät – wurden die Missbrauchsvorwürfe der ehemaligen Skirennläuferin Nicola Werdenigg publik. Zudem meldete sich eine zweite ehemalige österreichische Skirennläuferin gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" und berichtete von sexuellen Übergriffen in den 70er-Jahren "Wir waren ja Freiwild", sagte die Sportlerin, die anonym bleiben will.

»Es hat sich noch nie jemand wegen sexuellen Missbrauchs an mich gewandt«

Darauf angesprochen, ob sich in den zwei Jahren in ihrer Tätigkeit schon einmal eine Sportlerin mit ihr über solche Themen geredet hat, verneint Kronberger. „Es hat sich in meiner zweijährigen Tätigkeit als Konsulentin noch nie jemand wegen sexuellen Missbrauchs an mich gewandt", sagt sie. Darüber hinaus unterliege sie ohnehin der Verschwiegenheitspflicht.

Viel wichtiger sei es, ein Umfeld für die Athletinnen zu schaffen und ein Netzwerk mit Professionalisten und Institutionen aufzubauen. „Das ist aber kein Prozess der von heute auf morgen entstehen kann. Es müssen viele Gespräche stattfinden.“ Immerhin würde der Ablauf eine Strategie zu finden, durch die aktuellen Vorwürfe in den Medien schneller ins Rollen kommen. Ein Termin mit Präsident Schröcksnadel stehe schon lange auf der To-Do-Liste, jetzt findet dieser auch endlich statt.

»Wie können wir Bewusstsein schaffen?«

Primär soll folgende Frage geklärt werden: „Wie können wir Bewusstsein schaffen?“ Das gelte nicht nur für den ÖSV sondern für jeden einzelnen Verband im Sportbereich. „Jeder und jede ist aufgefordert, sich mich dem Thema auseinanderzusetzen.“ Auch der Blick in die Zukunft ist Kronberger besonders wichtig. „Ich möchte nicht analysieren, wie es damals war, sondern schauen wie es jetzt ist.“

Auch bei der Frage, ob sie während ihrer Profisport-Karriere selbst Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht hätte, bevorzugt sie den Blick nach vorne. "Es geht nicht um mich." In ihrer Zeit als Skirennsportlerin habe sie viel Schönes aber auch harte und anstrengende Zeiten erlebt. Nicht mehr und nicht weniger. Aber: Jeder der an die Öffentlichkeit treten wolle, der habe das gute Recht dazu.