Harvey Weinstein in
Handschellen abgeführt

Der Ex-Hollywood-Produzent Harvey Weinstein ist am Freitag formell einer Vergewaltigung und mehrerer weiterer sexueller Vergehen beschuldigt und festgenommen worden.

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Missbrauch - Harvey Weinstein in
Handschellen abgeführt

Der Ex-Hollywood-Produzent Harvey Weinstein ist am Freitag formell einer Vergewaltigung und mehrerer weiterer sexueller Vergehen beschuldigt und festgenommen worden. Das teilte die Polizei in New York mit, der sich Weinstein zuvor gestellt hatte. Weinstein soll noch am Freitag einem Richter vorgeführt werden.

Der 66-Jährige wurde in Handschellen aus der Polizeiwache geführt. Dutzende Journalisten und Schaulustige standen vor dem Gebäude. In der kurzen Erklärung der Polizei hieß es Weinstein sei "festgenommen, erkennungsdienstlich behandelt und der Vergewaltigung, krimineller sexueller Handlungen, des sexuellen Missbrauchs und sexuellen Fehlverhaltens in zwei verschiedene Frauen betreffenden Fällen beschuldigt" worden. Mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, werfen dem 66-Jährigen vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben.

Produzent offiziell der Vergewaltigung beschuldigt

Vor der Polizeiwache wurde Weinstein von dutzenden Fotografen und Fernsehteams erwartet. Der frühere Erfolgsproduzent erschien kurz vor 7.30 Uhr (Ortszeit, 13.30 Uhr MESZ) in Jeans, Hemd, einem königsblauen Pullover und einem dunklen Jackett und trug mehrere Bücher unter dem Arm. Später wurde Weinstein mit Händen auf dem Rücken aus dem Revier geführt und später dem Gericht vorgeführt. Die "New York Post" hatte im Voraus geschrieben, nach Experteneinschätzung werde Weinstein dort voraussichtlich auf nicht schuldig plädieren.

Die Polizei teilte knapp mit, Weinstein sei "festgenommen, erkennungsdienstlich behandelt und der Vergewaltigung, krimineller sexueller Handlungen, des sexuellen Missbrauchs und sexuellen Fehlverhaltens in zwei verschiedene Frauen betreffenden Fällen beschuldigt" worden.

Die "New York Times" hatte unter Berufung auf namentlich nicht genannte Strafverfolger berichtet, es gebe eine Vereinbarung, dass Weinstein nach seinem Erscheinen vor den Behörden unter Auflagen freikomme. Er soll demnach eine Million Dollar (853.000 Euro) als Kaution hinterlegen, seinen Reisepass abgeben und sich elektronisch überwachen lassen.

Weinsteins Anwalt Ben Brafman, einer der erfolgreichsten Strafverteidiger der USA, sowie Staatsanwaltschaft und Polizei äußerten sich nicht zu dem Bericht.

Bei dem Verfahren in New York geht es US-Medien zufolge um die Vorwürfe, Weinstein habe eine Frau vergewaltigt und eine weitere zum Oralsex gezwungen. Bei letzterer handelt es sich laut "New York Daily News" um die damals aufstrebende Schauspielerin Lucia Evans, die 2004 von Weinstein gezwungen worden sei, ihn oral zu befriedigen.

Weinstein bestreitet die Vorwürfe

In der Vergangenheit hatte die New Yorker Polizei Ermittlungen wegen Evans' Vorwürfen bestätigt und außerdem mitgeteilt, dass gegen Weinstein wegen zwei mutmaßlicher Vergewaltigungen der Schauspielerin Paz de la Huerta Ende 2010 ermittelt werde.

Die ersten Vorwürfe gegen Weinstein waren im Oktober bekannt geworden. Inzwischen werfen ihm mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow, vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Der früheste Fall soll etwa 40 Jahre zurückliegen.

Auch in Los Angeles und London laufen gegen Weinstein Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe. Der 66-Jährige bestreitet die Vorwürfe: Nach seiner Darstellung war der Sex immer einvernehmlich.

Auch wenn Weinstein vor Gericht gestellt werde, wäre es bis zu einer Verurteilung wegen sexueller Übergriffe noch ein weiter Weg, sagte die Strafverteidigerin und Ex-Staatsanwältin Julie Rendelman. Es sei zu erwarten, dass Weinsteins Anwalt Brafman für seinen Mandanten "sehr hart kämpfen" werde.

Brafman hatte schon den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, vor einer Verurteilung wegen eines sexuellen Übergriffs auf ein Zimmermädchen im Jahr 2011 bewahrt. Der Strafverteidiger hatte die Anklage des Manhattaner Bezirksstaatsanwalts Cyrus Vance zerpflückt. Dieser steht derzeit in der Kritik, weil er vor drei Jahren ein Verfahren gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe eingestellt hatte.

Die Vorwürfe gegen Weinstein traten die sogenannte #MeToo-Debatte los, in der weltweit zahlreiche mutmaßliche Opfer sexueller Gewalt an die Öffentlichkeit gingen. Mit solchen Vorwürfen sieht sich nun auch US-Schauspieler Morgan Freeman konfrontiert. Auf CNN berichteten am Donnerstag 16 Menschen, darunter acht mutmaßliche Opfer, über Fälle sexueller Belästigung durch den heute 79-Jährigen. So habe Freeman bei einer Produktionsassistentin mehrfach versucht, ihren Rock hochzuheben.

Freeman entschuldigte sich "bei jedem, der sich unbehaglich oder nicht respektiert fühlte". "Jeder, der mich kennt oder mit mir zusammengearbeitet hat, weiß, dass ich niemanden absichtlich beleidigen oder jemanden wissentlich in Verlegenheit bringen würde", erklärte er.

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