Leben auf 16 Quadratmetern

Hanspeter Brunner macht seinen Traum wahr und baut das perfekte Mini-Haus

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  • Tiny House von Hanspeter Brunner
    Bild 1 von 11 © Bild: Hanspeter Brunner

    Schritt für Schritt zum Mini-Haus

  • Tiny House von Hanspeter Brunner
    Bild 2 von 11 © Bild: Hanspeter Brunner

    Schritt für Schritt zum Mini-Haus

Eigentlich wollte er sich nur ein kleines, feines Heim schaffen. Eines, das ihm gehört und das er sich auch leisten kann. Nachdem Hanspeter Brunner seine wohlverdiente Pension angetreten ist, musste er sich einer nicht gerade rosigen finanziellen Realität stellen: Sein Einkommen betrug nur mehr knapp die Hälfte von dem, was er vorher verdient hatte. Seine bisherige Wohnung konnte er damit nicht mehr halten. Was also tun? Hanspeter Brunner machte das einzig Richtige und aus der Not eine Tugend: Er fasste den Entschluss, ein winzig kleines Haus zu bauen.

Tiny House von Hanspeter Brunner
© Hanspeter Brunner Das Gerüst des Tiny Houses

Also legte er sich einen Doppelachsenhänger zu, wappnete sich mit entsprechenden Plänen und machte sich im Jahr 2013 auf den Weg zu einem Freund nach Frankreich, der ihm beim Bau helfen sollte. Bei der Planung orientierte er sich an dem von Jay Shafer entwickelten Modell. Shafer gilt als der Begründer der "Tiny House"-Bewegung in den USA. "Er lebte selbst zehn Jahre lang in solchen Häusern. Es war für ihn der Himmel auf Erden", weiß Brunner aus seiner intensiven Beschäftigung mit der Thematik.

Immenses Interesse am Projekt

Was Hanspeter Brunner zum Zeitpunkt, als er das Projekt startete, nicht wusste: Dass es auf solch großes Interesse stoßen würde. Täglich bekommt er Anfragen, sei es von Medien, die über sein Mini-Haus berichten, oder von Privatpersonen, die ein ebensolches bei ihm in Auftrag geben wollen. Nicht zuletzt deshalb, weil er der Erste in Deutschland ist, der sich über ein solches Projekt wagt.

Tiny House von Hanspeter Brunner
© Hanspeter Brunner Hanspeter Brunner am Werk

16 Quadratmeter werden es sein, die Brunner bewohnen wird. Wer aber glaubt, dass der Aufwand in Relation zur Größe des Hauses stünde, irrt. Die Anforderungen an den Bauherren sind dieselben - egal, ob das Haus 160 oder 16 Quadratmeter groß ist. Das Einholen der Bewilligungen wurde zum behördlichen Spießroutenlauf. Die nächste Herausforderung: die US-amerikanischen Pläne auf europäische Verhältnisse zu adaptieren. Von einfachen Maßen bis zu genormten Elektroinstallationen.

Mini-Haus im Detail

Es ist ein steiniger Weg. Doch die Mühe lohnt sich. Auf einer Grundfläche von nur acht Quadratmetern bietet das Haus alles, was man zum Leben braucht: ein vier Quadratmeter großes Wohnzimmer, eine separate Schrankwand, eine Kombüse mit Yachtherd und Kühlschrank, ein kleines Waschbecken mit Warmwasseraufbereitung, eine Dusche sowie eine Kompost-Toilette. Im oberen Stockwerk wird geschlafen. Unter dem Schrägdach ist Platz für eine 1,40 Meter breite Matratze.

Tiny House von Hanspeter Brunner
© Hanspeter Brunner Mit Liebe zum Detail gebaut

Zur Zeit widmet sich der Bauherr mit dem eisernen Willen dem Innenausbau des Hauses. Seine neueste Errungenschaft: ein Kamin für einen Ofen - beides in Miniaturformat, versteht sich. Zwei Jahre und 14.000 Euro hat Brunner bereits in sein außergewöhnliches Haus investiert. Weitere 4.000 bis 5.000 Euro werden wohl noch in das Projekt fließen, wie er NEWS.AT verrät. Würde er ein Haus wie dieses inklusive Vollausstattung verkaufen, würde er um die 40.000 Euro verlangen.

Tiny House mit Zukunft

Gut investiertes Geld, wie wir meinen. Denn ein Haus wie dieses hat sowohl auf ökologischer als auch auf ökonomischer und politischer Ebene seine Vorteile, wie Brunner weiß: "Es gibt immer mehr Singles, immer mehr Leute, die Wohnraum suchen. Darunter auch alte Menschen, die noch fit sind, nicht sehr viel Geld zur Verfügung haben, aber trotzdem nicht auf ein eigenes Haus verzichten wollen. Und der Energieverbrauch, der ist direkt an die Quadratmeterzahl der Wohnfläche gekoppelt." Soll heißen: Je kleiner das Haus, desto weniger Energie wird verbraucht.

Tiny House von Hanspeter Brunner
© Hanspeter Brunner Klein, aber oho! Das Tiny House!

Ein weiterer Vorzug des Häuschens: die Kompost-Toilette. Hier wird kein kostbares Trinkwasser zum Spülen verwendet. Und noch einen wesentlichen Vorteil bringt die reduzierte Größe des Tiny Houses mit sich: "Man kann nicht so viel überflüssiges Zeug kaufen und hineinstellen. Man wird bewusster, kauft bewusster." Und das in einer Gesellschaft, in der der Leitsatz "Weniger ist mehr" schon längst von der Devise "Mehr ist mehr" überholt wurde. So können wir uns alle - wenn wir auch kein Tiny House bewohnen - ein Beispiel an Brunners Projekt nehmen, und uns wieder ein bisschen mehr auf das Wesentliche besinnen.

Hier geht's zur offiziellen Homepage von Hanspeter Brunners Tiny House.

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