So wirken sich Mineralöle auf die Gesundheit aus
Mineralöle sind Kohlenwasserstoffverbindungen, die in erster Linie aus Rohöl stammen oder synthetisch aus Kohle oder Erdgas hergestellt werden können. Unterteilt werden sie in puncto Gesundheitsrisiko grob in gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (MOSH, "mineral oil saturated hydrocarbons") und aromatische Kohlenwasserstoff-Verbindungen (MOAH, "mineral oil aromatic hydrocarbons"), deren chemischer Aufbau aus Ringsystemen besteht. Letztere stehen laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) in Verdacht krebserregend zu sein. Durch Tierversuche wurde festgestellt, dass die MOSH Schädigungen von Leber und Lymphknoten verursachen können.
Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat gegenüber "Ökotest" gefordert: "Es sollte kein nachweisbarer Übergang von MOAH auf Lebensmittel stattfinden." Auch wenn ein Gesundheitsrisiko vorliegt, fehlen bisher noch klare Richtlinien und Vorgaben. Das BfR schreibt dazu in einer Mitteilung: "Da die Stoffgemische aus MOSH und MOAH noch nicht ausreichend charakterisiert sind und auch keine toxikologisch relevante Leitsubstanz genannt werden kann, ist derzeit eine tägliche tolerierbare Aufnahmemenge (ADI) nicht ableitbar." Unternehmen können sich also gegebenenfalls darauf berufen, keine Grenzwerte zu überschreiten. Die Bestimmungsgrenzen liegen laut Agentur für Ernährung und Gesundheit (Ages) bei 6 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel für MOSH und bei 3 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel für MOAH.
"Ökotest" hat insgesamt 40 Schokoladensorten (eine Produktliste finden Sie hier) untersucht und in allen Rückständen von Mineralölen gefunden.
Das sagt Hofer zum Testergebnis
Betroffen ist unter anderem die getestete Schokoladen-Sorte "Moser Roth", die ebenfalls in Österreich bei Hofer erhältlich ist. Die "Hofer KG" hat sofort reagiert. Gegenüber news.at nimmt das Unternehmen wie folgt Stellung zu den Testergebnissen: Man würde den "Ökotest"-Bericht "sehr ernst" nehmen. "Hofer befasst sich seit längerer Zeit mit dem Thema Mineralöle und arbeitet gemeinsam mit seinen Lieferanten an einer Minimierung dieser Stoffe in Lebensmitteln. Wir haben das Ziel formuliert, dass zukünftig keine Mineralölbestandteile mehr in Lebensmitteln nachweisbar sind, und alle relevanten Lieferanten aufgefordert, entsprechende Lösungsansätze zu erarbeiten", heißt es in der Stellungnahme. Es sei ein wichtiges Anliegen, nur Lebensmittel zu verkaufen, auf deren gesundheitliche Unbedenklichkeit die Kunden vertrauen können.
In Bezug auf die "Moser Roth"-Schokolade teilt das Unternehmen mit: "Im konkreten Fall konnte das explizit für Lebensmittel zugelassene Verpackungsmaterial als Ursache für die Mineralölbefunde identifiziert werden. Unverzüglich hat unser Lieferant damit begonnen ein alternatives Material für die Verpackung zu verwenden. Die Anlieferung der Schokoladensorten in neuer Verpackung in unsere Filialen wird in Kürze beginnen."
Wo noch häufig Mineralöl drinnen steckt
Soweit zum aktuellen Test - doch Mineralöl steckt nicht nur häufig in Schokolade-Produkten. Auch in speziell vegetarischen Produkten sind bereits Mineralöle nachgewiesen worden, ebenso bei verpacktem Reis oder Cornflakes. Das liegt daran, dass das Mineralöl oft durch das Verpackungsmaterial in die Lebensmittel gelangt. Insbesondere Recycling-Kartons und Recycling-Papier können Mineralöle aus Druckfarben enthalten. Für Lebensmittelverpackungen aus Kartons empfehlen Experten daher, eine sogenannte Sperrschicht zu verwenden, wie zum Beispiel eine Plastikfolie. Weitere Kontaminationsmöglichkeiten sind in der Produktion, bei der Lagerung oder beim Transport zu finden.
Erst Ende 2016 hat die Arbeiterkammer Oberösterreich Schokoladen-Nikoläuse auf Rückstände untersucht. Bei 7 von 17 Proben wurde die AK fündig. MOAH-Rückstände wurden nicht gefunden, dafür MOSH-Rückstände über der Bestimmungsgrenze.
Außerdem kommen Mineralöle in der Kosmetik zum Einsatz. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung erlaubt die EU-Kosmetikverordnung diese in kosmetischen Mitteln, "wenn der Raffinationsprozess vollständig bekannt und der Ausgangsstoff frei von kanzerogenen Substanzen ist oder das Destillat mit bestimmten Methoden geprüft wurde. Damit soll verhindert werden, dass Mineralöle eingesetzt werden, die Substanzen enthalten, die gesundheitlich bedenklich sind." Dazu hieß es weiters, dass nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand aus Sicht des BfR gesundheitliche Risiken durch die Aufnahme von Mineralölen in Kosmetika über die Haut unwahrscheinlich seien. (Stand 2015)
Jedenfalls sind laut BfR "Mineralöle in Schokolade und anderen Lebensmitteln unerwünscht". Derzeit plant die EU nach Angaben der Ages, ein Überwachungsprogramm für Mineralöle in Lebensmitteln und deren Verpackungsmaterialien für 2017 und 2018.