Michi Walchhofer verhindert ÖSV-Debakel: Salzburger gewinnt die Streif-Abfahrt in Kitz!

Liechtensteiner Büchel auf Platz 2, Rahlves ist Dritter Buder als Zweitbester ÖSV-Mann 8., Maier nur 23.

Michael Walchhofer hat am Samstag vor Marco Büchel (LIE) und Daron Rahlves (USA) erstmals die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel gewonnen. Der 30-jährige Salzburger sorgte damit einen Tag nach dem Triumph von Hermann Maier im Super G erneut für einen österreichischen Kitz-Sieg und übernahm mit seinem neunten Weltcup-Erfolg, dem sechsten in der Abfahrt, auch die Führung im Disziplinen-Weltcup.

Details, die Walchhofer angesichts seines so lange ersehnten und mit 65.000 Euro (brutto) belohnten Triumphes nur am Rande kümmerten. Die Abfahrt musste wegen Windes zwar verkürzt werden, pünktlich um 11.30 Uhr ging es aber unter der Mausefalle los. Zehntausende Zuschauer erlebten ein Deja Vu des Super G. Nämlich einige geschlagene ÖSV-Favoriten und am Ende doch ein Happy End mit einem Hundertstel-Krimi um den Sieg.

Kitz-Debütant Buder lange in Führung
Zunächst führte der mit Nummer eins gestartete Kitz-Debütant Andreas Buder bis zur Nummer 20. Der Niederösterreicher wurde am Ende sensationell als Achter zweitbester Österreicher und schaffte sein bestes Weltcup-Ergebnis, während viele Routiniers patzten. Hermann Maier wurde nur 23., Topfavorit Fritz Strobl stürzte nach der Querfahrt ins Tor vor dem Zielschuss und musste mit einer Handverletzung, die sich später als Bruch des Mittelhandknochens herausstellte, zur Untersuchung ins Spital. Zudem wurde Strobl wegen seines Einfädlers nachträglich disqualifiziert. Daron Rahlves begrub als Dritter seinen Traum vom Ski-"Grand Slam". Bode Miller rehabilitierte sich aber als Vierter.

So blieb es diesmal Walchhofer überlassen, der Retter der Nation zu sein. Am Freitag hatte Maier mit Nummer 29 gewonnen, Walchhofer rollte am Samstag als 30. das Feld von hinten auf und siegte wie Maier mit fünf Hundertstel Vorsprung auf einen Außenseiter. Der 34-jährige Büchel, der noch nie so intensiv trainiert hat wie vor dieser (letzten) Saison, hatte erst im Dezember seine erste Weltcup-Abfahrt gewonnen. "Ich dachte schon, es geht sich für mich aus", so Head-Fahrer Büchel.

Walchhofer verhinderte ÖSV-Pleite
Der Weg zur Erfüllung des großen Traumes war für Walchhofer freilich eine alpine Hochschaubahn. Bei der zweiten Zwischenzeit noch fast drei Zehntel zurück, fuhr der Zauchenseer in der Gleitpassage dank seiner Atomic-"Raketen" 0,36 Sekunden Vorsprung heraus und rettete nach einem wilden Ritt über die finale Traverse einen Mini-Vorsprung ins Ziel. Der Salzburger verhinderte damit auch ein kurioses Ergebnis aus ÖSV-Sicht, denn Buder (8.) und Weltcup-Gesamtleader Benjamin Raich (10.) waren die nächstbesten ÖSV-"Abfahrer"

"Endlich! Ein Riesenritt! Ich dachte in der Querfahrt schon, es war etwas zu viel des Guten", gestand Walchhofer nach seinem ersten Abfahrtstriumph in Kitzbühel. "Ich habe wie der Hermann gestern gar nicht auf die Anzeigetafel schauen müssen, so groß war der Jubel. Es ist ein derart riesengroßer Traum, hier endlich einmal zu gewinnen, dass man es im ersten Moment gar nicht wahr haben will", strahlte Walchhofer, der vor drei Jahren schon Kitz-Kombisieger gewesen war. "Dieser Sieg hier ist aber fast noch schöner als mein WM-Titel."

Ergebnisse Herren-Abfahrt Kitzbühel:
1. Michael Walchhofer AUT 1:46,75 Minuten
2. Marco Büchel LIE +0,05
3. Daron Rahlves USA +0,33
4. Bode Miller USA +0,38
5. Erik Guay CAN +0,68
6. Didier Defago SUI +0,83
7. Kristian Ghedina ITA +0,84
8. Andreas Buder AUT +0,93
9. Antoine Deneriaz FRA +1,05
10. Benjamin Raich AUT +1,25
Didier Cuche SUI +1,25
12. Andreas Schifferer AUT +1,30
13. Christoph Gruber AUT +1,33
14. Marco Sullivan USA +1,40
15. Pierre-Emmanuel Dalcin FRA +1,41
16. Roland Fischnaller ITA +1,43
17. Bruno Kernen SUI +1,44
18. Hannes Reichelt AUT +1,47
19. Klaus Kröll AUT +1,50
20. Scott Macartney USA +1,74
21. Konrad Hari SUI +1,82
22. Ambrosi Hoffmann SUI +2,01
23. Hermann Maier AUT +2,06
24. Yannick Bertrand FRA +2,11
25. Finlay Mickel GBR +2,16
26. Steven Nyman USA +2,18
27. Patrik Järbyn SWE +2,19
28. Peter Fill ITA +2,34
29. Bjarne Solbakken NOR +2,38
30. Stefan Johann Thanei ITA +2,44

disqualifiziert: Fritz Strobl (AUT)
nicht angetreten: Lasse Kjus (NOR), Jürg Grünenfelder (SUI)

(apa/red)