Wer ist Michael Linhart?

Erst im Oktober übernahm Michael Linhart das Amt des österreichischer Außenministers. Er folgte Alexander Schallenberg (ÖVP) nach, der vorübergehend zum Kanzler aufsteigt, nachdem sich ÖVP-Chef Sebastian Kurz wegen Korruptionsvorwürfen aus dem Amt zurückgezogen hat. Seine Zeit als Außenminister ist für Linhart nun aber vorbei.

von Porträt - Wer ist Michael Linhart? © Bild: Trend Wolfgang Wolak
  • Name:Michael Linhart
  • Geburtsdatum: 31. August 1958
  • Geburtsort: Ankara, Türkei
  • Tätigkeiten: 2013 bis 2018 Generalsekretär im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Bis 2021 Botschafter der Republik Österreich in Frankreich. Ab 11.10.2021 Außenminister der Republik Österreich
  • Familienstand:verheiratet
  • Kinder: 3
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Salzburg und Wien. Linhart promovierte 1985 in Wien zum Doktor der Rechtswissenschaften
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Notwendig geworden war die Personalrochade im Oktober 2021, weil der bisherige Kanzler Kurz nach tagelangem auch innerparteilichen Druck wegen der Untreue- und Bestechungsvermittlungen gegen ihn schließlich doch die Notbremse gezogen und seinen Rückzug aus dem Kanzleramt bekannt gegeben hatte. Er wechselte als Klubchef ins Parlament. Als seinen Nachfolger im Kanzleramt schlug Kurz Außenminister Schallenberg vor, weshalb für das Außenministerium ein neuer Chef gesucht wurde.

Gesucht, gefunden. Doch nicht für allzu lange Zeit. Mit dem endgültigen Rückzug Kurz' aus der Poltik kehrt Schallenberg zu seinem Posten als Außenminister zurück - und drängt Linhart damit sozusagen aus dem Amt.

Tätigkeit als Berater Schüssels

Linhart wurde am 31. August 1958 in Ankara geboren. Seit August 2018 ist er Botschafter in Paris. Davor war er viereinhalb Jahre lang Generalsekretär im Außenministerium und galt dort als äußerst versiert. Linhart war auch für den ehemaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) als außenpolitischer Berater tätig.

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Ausbildung und Karriere

Der graumelierte 63-Jährige ist ein klassischer Karrierediplomat vom korrekt gezogenen Scheitel bis zur Sohle. Da er von 1995 bis 2000 im Kabinett des damaligen ÖVP-Außenministers und späteren Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel auch als außenpolitischer Berater wirkte, ist seine politische Heimat klar abgesteckt.

Dazu trägt auch bei, dass er laut einem Interneteintrag seit 1977 Mitglied der katholischen Studentenverbindung KHV Babenberg Wien im Österreichischen Cartellverband ist. Wie seinem zum Bundeskanzler avancierten Vorgänger Alexander Schallenberg wurde auch Linhart die Diplomatie quasi in die Wiege gelegt. Er erblickte am 31. August 1958 in Ankara das Licht der großen, weiten Welt, weil sein Vater seinerseits in der türkischen Hauptstadt als Diplomat stationiert war.

Zuletzt war Michael Linhart seit 2018 Botschafter in Paris, davor hatte er ab 2013 das Amt des Generalsekretärs im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) bekleidet, war damals also der ranghöchste Beamte im BMEIA. Bis dorthin hatte er nach der in Feldkirch (Vorarlberg) absolvierten Matura (1976) und dem Abschluss eines Studiums der Rechtswissenschaften (Promotion 1985) einen klassische, aber steile Laufbahn im Auswärtigen Dienst durchlaufen.

1986 trat Linhart in das Außenministerium ein und absolvierte Tätigkeiten in mehreren Abteilungen (OSZE, Konsularangelegenheiten, multilaterale Wirtschaftspolitik) sowie an der Botschaft in Addis Abeba (Äthiopien). Es folgten Zuteilungen an die Botschaften in Syrien (1988-1992) und Kroatien (1992-1995).

Nach dem Engagement im Büro von ÖVP-Minister Schüssel avancierte Linhart selbst zum österreichischen Botschafter in der syrischen Hauptstadt Damaskus (2000 - 2003). Damals trat er laut Medienberichten auch als Fürsprecher von Einsätzen des Bundesheers im Nahen Osten hervor. Die internationalen Friedenseinsätze" seien "eine wesentliche außenpolitische Visitkarte", kommentierte er etwa das Engagement österreichischer Soldaten am Golan zur Überwachung des Truppentrennungsabkommens zwischen Israel und Syrien. Der Einsatz wurde 2013 wegen einer Gewalteskalation in der Pufferzone beendet.

Ab 2003 übernahm Linhart bis 2007 die Agenden des Geschäftsführers der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Außenamt. "Vor allem in den Wirtschaftskooperationen wurden neue Akzente gesetzt", zog Linhart dazu einmal Bilanz. Unter anderem seien Unternehmenspartnerschaften unter seiner Ägide auf Schienen gebracht worden.

Privatleben

Von 2007 bis 2012 war Linhart als Botschafter nach Athen entsandt, eher er in Wien zum Leiter der Sektion für Entwicklungszusammenarbeit und internationale Entwicklungspolitik bestellt wurde. Ab 2. Dezember 2013 war Linhart dann Generalsekretär im Außenministerium. Unter der FPÖ-Außenministerin Karn Kneissl (2017-2019) wurde er jedoch durch Johannes Peterlik ersetzt. Infolge trat er im Sommer 2018 den Posten als österreichischer Botschafter in Paris an.

Ein Privatleben führt Linhart abseits seiner Karriere natürlich auch. Seine Ehefrau ist laut BMEIA-Angaben Mittelschulprofessorin, zudem hat er zwei Töchter (Anna und Agnes) sowie einen Sohn (Johannes). Sein um rund ein Jahr jüngerer Bruder Markus Linhart (ÖVP) ist ebenfalls in türkis-schwarze Wolle gefärbt. Er war von 1998 bis 2020 Bürgermeister in Vorarlbergs Landeshauptstadt Bregenz.