Tampon war gestern - jetzt
kommt der Menstruationsbecher

Igitt oder praktisch und hygienisch? Und wie funktioniert dieses Ding überhaupt?

Menstruationsbecher. Schon davon gehört? Geht ganz einfach. Falten, einführen, volllaufen lassen, ausleeren, spülen und wieder einführen. Doch kann das tatsächlich funktionieren? Wie fühlt sich das an? Und, vor allem, wie ist es bei diesem Ding um die Hygiene bestellt. News.at fragte nach.

von Eine Frau hält einen Menstruationsbecher in der einen und einen Tampon in der anderen Hand. © Bild: Shutterstock.com

Es braucht schon ein bisschen an Übung, um die Sache einwandfrei hinzubekommen, weiß Dr. Andrea Kottmel, Fachärztin für Gynäkologie, aus der Praxis. "Immerhin bleibt die Flüssigkeit, also das Blut, ja flüssig. Es sammelt sich im Becher, der, wenn er voll ist, so entfernt werden muss, dass das Blut nicht in der ganzen Toilette verteilt ist." Sind die Anfangshürden aber erst einmal überwunden, fällt das Feedback erstaunlich positiv aus.

Was ist überhaupt ein Menstruationsbecher?

Doch beginnen wir am Anfang. Frage Nummer eins - für all jene, die auf diesem Feld noch unbewandert sind: Was ist überhaupt ein Menstruationsbecher und wie handhabt man ihn? Ganz einfach: Bei dem Ding handelt es sich um einen aus medizinischem Silikon gefertigten Becher, den frau während der Menstruation in der Vagina trägt. Man ... also frau faltet ihn und führt ihn so ein, dass er den Muttermund umfasst. Dort fängt er das Menstruationsblut auf.

Eine Frau hält einen Menstruationsbecher in der Hand.
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Ist der Becher voll, muss er entleert werden. Man holt man ihn also aus der Vagina, leert seinen Inhalt in die Toilette, spült ihn unter fließend Wasser ab und setzt ihn wieder ein. Klingt ein bisschen umständlich, doch "wenn die Frau motiviert ist, sich zu spielen, bis sie das problemlos hinbekommt, dann geht das ganz gut", weiß Kottmel. Ist die Periode vorüber, wird der Becher ausgekocht. So werden allfällige Keime abgetötet.

Wie fühlt sich das Ding in der Scheide an?

Den Becher gibt es in verschiedenen Größen. So wird eine Frau, die keine Kinder hat, einen kleineren brauchen als eine, die bereits mehrfache Mutter ist. Von seinem Durchmesser her ist er etwas größer als ein Standardtampon - immerhin muss er ja über den Muttermund passen. Für die meisten Frauen sei das aber akzeptabel. Und noch mehr: Der Tragekomfort ist laut Kottmel erstaunlich gut, was zur Folge hat, dass jene Frauen, die den Becher verwenden, sagen, sie würden ihn gar nicht spüren.

Grafik der Vagina
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Dem pflichtet die Sexualtherapeutin Dr. Elia Bragagna bei: Frauen, die den Menstruaionsbecher erprobt hätten, wären durchaus zufrieden mit ihm. Einzig Frauen mit Vulvabeschwerden, etwa Schmerzen oder einer Hauterkrankung in besagtem Bereich, würde Kottmel von der Verwendung des Bechers abraten. "Für sie ist jeder Millimeter Durchmesser mehr ein Thema. Das führt beim Einführen zu mehr Irritation an der Vulva und letztlich zu Frustration."

Feuchtes Scheidenmilieu bleibt erhalten

Einigen Herstellern zufolge sinkt bei der Verwendung des Menstruationsbechers das Pilzrisiko im Intimbereich. Laut Prof. Herbert Kiss von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien eine Behauptung, die es erst einmal wissenschaftlich zu belegen gilt. Tatsache aber ist, dass hier das feuchte Milieu der Vagina besser erhalten bleibt. "Weil die Flüssigkeit, anders als bei Tampons, nicht komplett weggesaugt wird. Das ist deutlich angenehmer und wirkt natürlicher", erklärt Kottmel.

Eine Frau hält ein Tampon und einen Menstruationsbecher
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Dennoch zeigt sich Kiss kritisch: "Wir haben vor 15, 20 Jahren eine Studie durchgeführt. Damals ist die orale Pilzmedikation aufgekommen." Vor allem die Unter-50-Jährigen hätten sich mehrheitlich für eine orale gegenüber einer vaginalen Medikation ausgesprochen. Man dürfe die Rechnung also nicht ohne den Wirten machen. Dass dem so ist, bezweifelt Bragagna: "Für manche ist das nichts, und für andere eben schon." Jede Frau müsse, wie auch Kiss betont, frei entscheiden können, welche Methode die für sie richtige ist.

Die Menstruation wird enttabuisiert

Neben Praktikabilität, Hygiene und Tragekomfort betont Bragagna einen weiteren Aspekt. Nämlich den der Enttabuisierung der Menstruation. Während der letzten Jahrzehnte hätte man darauf abgezielt, den Kontakt zum eigenen Blut so gering wie möglich zu halten. Heute würden immer mehr Frauen die Regelblutung öffentlich thematisieren. "Diese Bewegung zielt darauf ab, dass die Menstruation als etwas Normales angesehen wird."

Bragagna zufolge greifen vor allem jüngere Frauen auf alternative Methoden der Monatshygiene wie den Menstruationsbecher oder aber auch auswaschbare Stoffbinden zurück. Frauen, "die die Umwelt nicht mehr in gewohnter Weise belasten und das Thema nicht länger tabuisieren wollen." Frauen, die alles in allem einen entspannteren Umgang mit ihrem eigenen Blut haben. Auf welche Methode frau nun auch zurückgreift - sie sollte sich nicht dafür genieren, dass sie blutet. "Egal, was wir verwenden - Hauptsache wir empfinden keinen Ekel gegenüber etwas, das aus uns kommt, das wir sind."

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