Medikamente per E-Card abstimmen: Pilot-
projekt will Arzneimittelsicherheit erhöhen

Patienten können jetzt Wechselwirkungen überprüfen Jedes fünfte Medikament wird falsch eingenommen

Nur in den Apotheken habe man den Überblick über alle von verschiedenen Ärzten verschriebene Medikamente oder Arzneimittel, die ohne Rezept gekauft werden, begründete Bachleitner-Hofmann die Initiative, die vom Gesundheitsministerium, dem Gesundheitsressort des Landes Salzburg und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger unterstützt wird.

Der "Arzneimittelsicherheitsgurt" ist ein freiwilliges und kostenloses Angebot. Experten rechnen, dass in Österreich rund jedes fünfte Medikament falsch oder in einer pharmakologisch gefährlichen Kombination eingenommen wird. Hochgerechnet bedeutet das einen Verlust von 400 Millionen Euro für das Gesundheitssystem, berichtete Bachleitner-Hofmann.

Patienten können Wechselwirkungen überprüfen
Die Patienten können die Zustimmung geben, dass ihre gekauften oder verschriebenen Medikamente elektronisch erfasst werden. Die Daten werden nicht auf der E-Card gespeichert, sondern von der Pharmazeutischen Gehaltskasse gespeichert. Die am System beteiligten Apotheken können auf diese Daten zugreifen. Mit einer dahinter liegenden Software werde überprüft, ob die Arzneimittel zusammenpassen oder Kombinationen Probleme machen können, erläuterte Bachleitner-Hofmann.

In das Pilotprojekt, das bis 30. Juni dieses Jahres läuft, sind 69 von 76 Salzburger Apotheken eingebunden. Schon in den vergangenen Monaten konnten Patienten in Salzburg in ihrer Stammapotheke Wechselwirkungen überprüfen lassen, die Vernetzung der Apotheken im gesamten Bundesland ist neu. Ist das Projekt erfolgreich, soll es - als ein Vorhaben der Bundesregierung - in ganz Österreich umgesetzt werden.

Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller betonte, dass durch den "Arzneimittelsicherheitsgurt" "Effizienzpotenziale" gehoben werden könnten. Mit dem neuen System verhindere man Doppelverschreibungen oder negative Wechselwirkungen von Medikamenten.

Österreicher kaufen 70 Millionen Packungen ohne Rezept
In Österreich werden pro Jahr 45 Millionen Kassenrezepte mit rund 90 Millionen Verordnungen über die Pharmazeutische Gehaltskasse abgerechnet. Rund 70 Millionen Packungen unterschiedlichster Präparate kaufen die Österreicher ohne Rezept.

Bachleitner-Hofmann nannte auch einige typische Fälle von Unverträglichkeiten: So hebe ein Multivitaminpräparat die Wirkung eines Osteoporose-Medikaments auf. Aspirin C könnte die Wirkung eines blutdrucksenkenden Mittels abschwächen, Antibiotika die Sicherheit der Pille beeinträchtigen. In den Apotheken könne man die Patienten beraten, Tipps zur Vermeidung von Risiken geben und allenfalls Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten, erläuterte Bachleitner-Hofmann.

(apa/red)