"ZiB2"-Moderatoren:
Zwei von drei

Es war nur eine Frage der Zeit: Seit Jahren gab es Gerüchte, Martin Thür, journalistisches Aushängeschild des Privatsenders ATV, werde zum ORF wechseln.

von Anna Gasteiger © Bild: News/Ricardo Herrgott

Es war nur eine Frage der Zeit: Seit Jahren gab es Gerüchte, Martin Thür, journalistisches Aushängeschild des Privatsenders ATV, werde zum ORF wechseln. Befeuert wurden sie von anerkennenden öffentlichen Äußerungen des prominenten ORF-Stars Armin Wolf. Der prägte auch das mittlerweile geflügelte Wort vom "Mann beim falschen Sender". Nach einer gut einjährigen Cool-off-Phase bei der Rechercheplattform Addendum hat Thür nun vor einigen Wochen als Redakteur bei der "Zeit im Bild" begonnen. Ab 2019 wird er die neu geschaffenen Sonntags-"ZiB 2" moderieren. Der neue ORF2-Chefredakteur Matthias Schrom streute seinem neuen Nachrichten-Gesicht vorab Rosen: Thür sei einer der Besten seiner Branche. Es wachse zusammen, was zusammengehöre. Starke Worte, auch wenn man die Vergangenheit bedenkt:

Zu einem der Besten wurde Thür im Verlauf seiner langen, stabilen Erstkarriere bei ATV, damals noch im Besitz der Münchner Medienmoguls Herbert Kloiber. Im Hauptabendprogramm lief oft Trash -der einstige Programm-und spätere Senderchef Martin Gastinger investierte viel Energie in die Entwicklung von Reality-Fomaten wir "Saturday Night Fever" oder "Teenager werden Mütter", die auch im deutschen Privatfernsehen reüssierten. Die Nachrichtensendung "ATV aktuell", um 19.20 Uhr, also kurz vor der ORF-"Zeit im Bild" ausgestrahlt, bot stabil Qualität und nebenbei auch gute Quoten. Thür begann dort sehr jung als Reporter, und entwickelte sich mit der Zeit zum Aushängeschild des damals führenden österreichischen Privatsenders. Er gestaltete zahlreiche Reportagen und Dokumentationen, berichtete live von Ereignissen auf der ganzen Welt und verantwortete die ATV-Wahlsendungen.

Das Moderatorenpult der "ZiB 2" wird er sich ab 2019 mit einer ehemaligen Kollegin teilen. Lou Lorenz-Dittlbacher begann ihre TV-Karriere in denselben Räumlichkeiten in der Wiener Aspernbrückengasse, beim ATV-Vorgängersender W1. Sie wechselte 1999 zum ORF. 2000 wurde W1 in ATV umbenannt und ausgebaut. Den größten Teil ihrer journalistischen Laufbahn hat Lorenz-Dittlbacher beim ORF verbracht. Dennoch: Bald zwei von drei Moderatoren der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes haben -mehr oder weniger starke - Wurzeln im Privatfernsehen. Ein Erfolg für das spät entwickelte, mühsam in die Gänge gekommene und bis heute immer wieder in Frage gestellte duale System (also: Nebeneinander von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk) in Österreich.


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