Auf heikler Mission in den USA

Besuch in den verlorenen Kolonien: Theresa May trifft Trump als Erste

Die Konservative von der Insel ist die erste europäische Regierungschefin, die vom neuen Chef im Weißen Haus persönlich empfangen wird - eine heikle Mission für Theresa May. Ihr Motto des "Global Britain" trifft auf Trumps nach innen gekehrte Weltsicht des "America First". Beide brauchen einen Erfolg. May sorgt sich über eine Isolierung ihrer Insel nach dem Brexit. Und Trump muss erstmals beweisen, dass er auf internationalem Parkett handlungsfähig ist und sich nicht bis auf die Knochen blamiert.

von
Erster Staatsbesuch - Auf heikler Mission in den USA

Wenn Theresa May heute den neuen US-Präsidenten Donald Trump in Washington besucht, muss sie zuerst einen Umweg über Philadelphia machen. Dort treffen sich Parlamentarier und Parteispitze, um nach den anstrengenden Wochen ein bisschen Abstand von der Hauptstadt zu bekommen. Für den Besuch hat Philadelphia Symbolkraft. Dort hatten sich 1776 zunächst 13 britische Kolonien vom Mutterland losgesagt - und den Grundstein für das heutige Amerika gelegt, das Trump wieder zu alter Größe führen will.

Trump ausgeliefert

Einerseits ist May fast auf Gedeih und Verderb dem Gutdünken Trumps ausgeliefert - Großbritannien braucht einen starken Partner als Ersatz für den wahrscheinlichen Verlust des europäischen Binnenmarktes. Andererseits darf sie Trump auch nicht zu sehr auf den Leim gehen. Im Gepäck hat sie eine ganze Reihe von Empfehlungen für den vollmundigen Politneuling, die Palette reicht vom Klimaschutz bis zur Verteidigung. Trumps klar negative Haltung zur EU könnte für May zur Bürde in den wichtigen Brexit-Verhandlungen werden.

Heather Conley vom Washingtoner Center for International and Strategic Studies sieht für den Besuch vor allem drei Arbeitsbereiche: Geheimdienste, NATO und Wirtschaft. "Alle drei sind Juckpunkte", sagt die Expertin. Die Briten sehen bei der bisher extrem engen geheimdienstlichen Zusammenarbeit Trumps Flirt mit Kremlchef Wladimir Putin kritisch - das britisch-russische Verhältnis liegt praktisch auf Eis. Die Briten sind ein Verfechter der NATO, Trump sieht Probleme, vor allem bei der Bezahlung.

»Wir werden sehen, ob sie für Trump eine Art Mentorin sein kann.«

Dass er das Bündnis tatsächlich für "obsolet" hält, wie er im Zeitungsinterview unter anderem mit dem von der "Times" als Journalisten geschickten innerparteilichen May-Rivalen Michael Gove erklärt, glaubt auch in Washington kaum jemand. Sein Verteidigungsminister James Mattis hat dazu eine eindeutige und vor allem fachlich fundierte Meinung.

Und wirtschaftlich? Kommt es zum großen Schulterschluss der beiden Finanzzentren London und New York? Lassen Trump und May wie einst ihre Vorgänger Ronald Reagan und Margaret Thatcher die Finanzbranche noch einmal von der Leine, die einst Brüssel auf der einen und die Regierung Barack Obamas auf der anderen Seite vergleichsweise fest in der Hand hielten? Für Gesprächsstoff ist jedenfalls gesorgt. Einige der bekannt fantasiereichen britischen Zeitungen sehen bereits die 1980er-Jahre wieder aufblühen.

Trump bei der Queen?

Die britische Regierung frohlockt besonders bei der Aussicht auf ein baldiges Freihandelsabkommen mit den USA. Den Briten geht es dabei um mehr als Wiedergutmachung für die als Demütigung empfundenen Worte Obamas. Der damalige US-Präsident hatte im Brexit-Wahlkampf prophezeit, Großbritannien werde im Falle des Brexit "am Ende der Warteschlange" stehen für ein Freihandelsabkommen mit den USA. Trump dagegen will die Briten bevorzugt behandeln. Manche munkeln, der bekanntermaßen auf Pomp stehende Baulöwe erhoffe sich vielleicht einen Empfang am Hofe von Queen Elizabeth II.

Theresa May würde das wohl, entsprechende Vorteile im Blick, zu arrangieren wissen. Die britische Regierungschefin muss dringend Erfolge vorweisen, denn sie hat versprochen, Großbritannien zum globalen Vorreiter in Sachen Freihandel zu machen. Auch wenn die britische Autoindustrie jüngst wieder einen neuen Rekord meldete: Die britische Wirtschaft ist längst nicht stabil, vor allem aber nicht ausgewogen. Sie fußt weiter auf den Künsten der Finanzjongleure in der City.

Auch deshalb beschwört die Frau, die den "harten Brexit" befürwortet, ausgerechnet jetzt die "besondere Beziehung" zum alten transatlantischen Partner USA. Gleichzeitig sagt sie aber auch: "Ich fürchte mich nicht vor dem US-Präsidenten." Sie werde klarmachen, dass es etwa beim Klimaschutz unterschiedliche Sichtweisen gebe, betonte May kurz vor ihrer Abreise im Unterhaus. Auch die erklärte Macho-Haltung des US-Präsidenten, der damit prahlte, Frauen ungefragt und ungestraft in den Schritt greifen zu können, spricht nicht dafür, dass es mit der selbstbewussten Britin zu einer Freundschaft auf Augenhöhe kommt. Vielleicht aber, so glaubt Conley, könnte Mays Rolle eine ganz andere sein: "Wir werden sehen, ob sie für Trump eine Art Mentorin sein kann."

Wo sich Donald Trump und Theresa May einig sind - und wo nicht

NATO: Die USA und Großbritannien gehören zu den wenigen NATO-Mitgliedern, die ihr Soll an Militärausgaben erfüllen. Sie haben beide ein Interesse daran, dass auch andere Länder mehr in ihre Verteidigung investieren. Doch während Trump die NATO als "obsolet" bezeichnet, sind die Briten glühende Verfechter der Militärallianz.

HANDEL: May braucht dringend die Aussicht auf ein Freihandelsabkommen mit den USA. Großbritannien soll nach dem Brexit weltweit Vorreiter für den freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen werden. Davon hält Donald Trump allerdings nichts. Er will sein Land getreu dem Motto "Amerika zuerst" von ausländischer Konkurrenz abschotten. Trotzdem macht er den Briten Hoffnungen.

TERRORISMUS: Den islamistischen Terrorismus wollen beide bekämpfen. Uneinig sind sie sich, welche Rolle Russland dabei spielen soll. Während sich die Briten in den vergangenen Monaten als schärfste Kritiker der russischen Intervention in Syrien profiliert haben, will Trump mit Putin zusammenarbeiten.

EUROPÄISCHE UNION: Trump gibt nicht viel auf die EU. Von ihm aus kann sie weiter zerfallen. Großbritannien hat dagegen ein Interesse an Stabilität vor seiner Haustüre. Sollte May tatsächlich von Trump als Partnerin ernst genommen werden, könnte sie sich als Vermittlerin zwischen Europa und dem neuen US-Präsidenten inszenieren.

KLIMAWANDEL: May steht zum Pariser Klimaschutzabkommen. Der US-Präsident dagegen nannte die Klimaerwärmung schon einmal einen "Scherz". In jüngster Zeit zeigte er sich etwas nachdenklicher.

Kommentare

Es geht hier auch um symbolische Schritte. Wenn D. Trump demonstriert, dass GB für ihn ein bevorzugter Partner ist, steigen dort die Chancen auch mit anderen Ländern Handelsabkommen zu vereinbaren.
Der realwirtschaftliche Nutzeffekt ist zunächst zweitrangig.

Roland Mösl
Roland Mösl melden

Der Klimawandel aus grünlicher Sicht:

Sparen Einschränken Verzichten

Natürlich lehnt Trump dies ab. Die wirksamen Maßnahmen gegen den Klimawandel sehen ganz anders aus:

Investitionslawine Innovationslawine Wirtschaftsboom

Siehe http://Boom.PEGE.org

Spinatpirat melden

Mit Finanzen kennen Sie sich ja voll aus:

https://www.trend.at/branchen/bonitaet/out-business-insolvenzfaelle-juli-6858162

Vielleicht ist Sparen und Einschränken vielleicht doch nicht so dumm?

Roland Mösl

Wie erklärt man Trump das mit den Klimawandel?
Am besten das von den grünlichen zum Unwort degradierte Wort "Klimawandel" überhaupt nicht erwähnen, sondern nur die wirtschaftlichen Vorteile eines schnellen Umstiegs auf erneuerbare Energie aufzeigen. http://www.PEGE.org/2016/2016-11-09.htm

Seite 1 von 1