Martin Bartenstein: Österreichs reichster Minister

Rund 70 Mio. Euro sind die Firmen-Beteiligungen, Immobilien & Aktien wert Seine Pharma-Firmen setzten im Vorjahr 84 Mio. € um

Er ist gut 70 Millionen selbst verdiente Euro schwer, trotzdem feilscht Martin Bartenstein bei Humanic um Rabatte. Doch der erfolgreiche Ex-Unternehmer steht zu seinem Geiz. Seine Sparsamkeit hat ihm jetzt mehr öffentliche Aufmerksamkeit eingebracht als die Reform der Gewerbeordnung, die Liberalisierung des Strommarkts und die neuen Ladenöffnungszeiten zusammen: Mit den Verkäufern bei Humanic fragte sich das Land: Hat das ein Bundesminister nötig?

Martin Bartenstein: Österreichs reichster Minister

Die Antwort lautet: Nein, und Bartenstein schon gar nicht. Der müsste nicht einmal mit seinem Ministersalär auskommen, denn ihm gehören eine Pharmafirma sowie Immobilien und Aktien, die ihn zusammen geschätzte siebzig Millionen Euro (oder eine Schillingmilliarde) schwer machen. Womit Bartenstein der mit Abstand reichste Minister Österreichs ist.

Sein Besitz im Einzelnen:
Über den Wirtschaftstreuhänder Klaus Hoffmann hält er siebzig Prozent an der Lannacher Heilmittel GmbH, die unter anderem Schmerztabletten herstellt. Weiters gehören Bartenstein hundert Prozent an Gerot und fünfzig Prozent an Generikon, beides Pharmafirmen, die auf gewinnträchtige Nachbaupräparate spezialisiert sind: Läuft ein Arzneipatent aus, werfen diese Unternehmen einen billigeren Nachbau unter anderem Namen auf den Markt. 2002 setzte Bartensteins Firmengruppe so stolze 84 Millionen Euro um.

Dazu kommen die Immobilien des Ministers: Da wäre das Schloss Lannach (Bild), in dem die Bartensteins wohnen. Die privaten Räumlichkeiten sind mit 200 Quadratmetern für eine siebenköpfige Familie zwar nicht groß, dafür gehören ein Hallenbad und ein Tennisplatz dazu. Außerdem besitzt Bartenstein eine Hand voll Wohnhäuser in Wien. Zum Drüberstreuen hat er eine Eigentumswohnung in Graz.

Dass Bartenstein den Multimillionär nicht heraushängen lässt, hat nicht mit kokettem Understatement oder schrulligem Geiz zu tun: "Über seine Verhältnisse zu leben hat noch keinem gut getan", sagt er. Er lebe lieber darunter, auch weil er so erzogen sei.

Auch seine Frau Ilse, die das Firmenreich seit Bartensteins Engagement in der Politik lenkt, denkt so: "Wir haben eine innere Übereinkunft darüber, dass wir Geld nicht unnötig zum Fenster hinauswerfen." Bartenstein über seine noch knausrigere Frau: "Wenn wir etwa ein Bild ausgesucht haben, trete ich errötend zur Seite, während sie den Preis aushandelt."

Die Sparsamkeit des Ehepaars Bartenstein ist die von Menschen, denen der Reichtum nicht in den Schoß gefallen ist. Als Bartenstein 1980 als Nachfolger seines Vaters die Firmenleitung übernahm, erwirtschaftete der Betrieb mit vierzig Mitarbeitern gerade 1,1 Millionen Euro Umsatz und schrieb ein paar tausend Euro Jahresgewinn. Damals sah das Schloss Lannach nicht prunkvoll aus, sondern wie ein 500 Jahre altes Gebäude, dessen Erhaltung Unsummen verschlingt.

Das lohnende Geschäft mit den Generika
Doch Bartenstein brachte von einem USA-Aufenthalt die Idee mit den Generika mit, die zu diesem Zeitpunkt in Österreich noch neu war. Stück um Stück und aus eigener Kraft baute er jahrelang an seinem Unternehmen, bis er 1996, damals schon als Minister, mit seinem Studienkollegen und Freund, dem jetzigen Andritz-Chef Wolfgang Leitner, das Geschäft seines Lebens machte: Rund 22 Millionen Euro verdiente Bartenstein beim Verkauf der 1992 billigst erworbenen ungarischen Generikafirma Pharmavit an einen amerikanischen Branchenriesen.

Er verwendete das Geld, um der eigenen Gruppe die Firma Gerot hinzuzufügen, die den Umsatz des Bartenstein-Reichs auf einen Schlag verdreifachte. Der Umsatz der Unternehmensgruppe wächst auch unter der Ägide von Ilse Bartenstein und Wolfgang Leitner, der die zweiten fünfzig Prozent an der Generikon hält. Denn wegen der knappen Staatskassen wollen weltweit immer mehr Regierungen, darunter auch Österreich, die teuren Originalmedikamente durch billigere Generika ersetzen.