Markus Rogan: Aufstieg und Fall eines glänzenden Sportidols

FORMAT-Chefredakteur Peter Pelinka PLUS: Wie ist IHRE MEINUNG zu diesem Thema?

Markus Rogan: Aufstieg und Fall eines glänzenden Sportidols © Bild: NEWS/ Ricardo Hergott

Es war im Februar 2005: NEWS startete eine große Serie über persönliche und berufliche Erfolgsrezepte. In Folge 1 sollte dazu ausführlich eine bekannte Persönlichkeit befragt werden, am besten ein überraschender „neuer“ Typ. Ich schlug dafür Markus Rogan vor und erntete in der Redaktionskonferenz vorerst Staunen: Spitzensportler kommen nicht oft in „Verdacht“, besonders reflexionsfähig zu sein, nachdenken zu können über die wirklichen Dinge des Lebens unter ihrer glänzenden Oberfläche. Nach einem zweistündigen Gespräch in den Redaktionsräumen fühlte ich mich voll bestätigt. Der junge Mann, seit der Erringung von zwei Silbermedaillen bei Olympischen Spielen von Athen 2004 trotz der hierzulande beschränkten Strahlkraft des Schwimmsports ein echter „Volksheld“, hatte sich als kluger, angenehmer, zurückhaltender Gesprächspartner erwiesen. Hatte den harten Erfolgsweg eines täglichen, mehrstündigen Trainings beschrieben, den Einfluss seines Studiums in Stanford, den Stellenwert seines familiären Umfelds, vor allem den seiner Mutter Margot, einer bekannten Psychiaterin. Und hatte kurz nach Entdeckung einer bösartigen Geschwulst auch das Ende seiner sportlichen Laufbahn vor Augen: „Der Gedanke an ein Karriereende löst keine Urangst aus. Wenn mir mein Arzt eben gesagt hätte, Herr Rogan, hören Sie mit dem Schwimmen auf, sonst überleben Sie das nächste Jahr nicht, wäre das zwar schade gewesen, aber ich definiere mich nicht nur über meine Karriere. Ihr Ende würde mich nicht abstürzen lassen.“

Hoffentlich gilt dies auch heute noch. Denn Markus Rogan steht vor dem Ende seiner sportlichen Karriere. Er hat dafür klug vorgesorgt: Nach absolvierter Ausbildung zum „private banker“ hatte er schon vor seinem Debakel bei der Weltmeisterschaft in Rom angekündigt, bald nach New York übersiedeln zu wollen – als Banker, nicht als Sportler. Das entsprach seinem Image: Der Wiener, der 2008 bei der Kurzbahn-WM in Manchester noch eine Goldmedaille errungen hatte, galt stets auch als ein wenig arrogant und besserwisserisch. Bei den wenigen Begegnungen nach unserer ersten wirkte er auf mich nicht so: zwar zunehmend selbstbewusst und „Society-orientiert“ (unter anderem deswegen hatte er sich von seinem Stiefvater als Manager getrennt und mit Ronald Leitgeb einen diesbezüglich erfahrenen gesucht), aber keineswegs blasiert oder präpotent. Auch die medial breit abgefeierte Liaison mit der Ex-Miss-Austria Christine Reiler wurde vernünftig gelöst, ohne wechselseitiges Ausleeren von Schmutzkübeln. Dennoch hat sich Rogan viele Neider und Feinde geschaffen: In Österreich ist die Kultur des Niedermachens ein weit verbreiteter Volkssport, das weiß nicht nur André Heller. Diese negative Leidenschaft trifft nun Rogan: Während die meisten Sportfans mit ihrem schon viel länger wenig erfolgreichen Idol Hermann Maier mitleiden, öffnen sich gegen Rogan in Internet-Foren wahre Fluten von Häme, fast Hass.

Das hat sich Rogan wahrlich nicht verdient. Sportlich zahlt er den Preis für die Tatsache, dass professioneller Spitzensport sich nicht mit der gleichzeitigen Ausbildung in einem anderen beruflichen Metier verträgt. Menschlich den Preis dafür, dass glänzende Erfolge auch verführen können: in seinem Fall wohl auch zur narzisstischen Fehleinschätzung, nichts und niemand könne ihn aufhalten, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt, keine Mauer einer Disko, keine prügelnden Saalschützer, keine „feindlichen“ Journalisten. Jetzt sollte sich Rogan eine Auszeit gönnen. Er wird für sich einen