Arbeitslos im Chor

Über die Premiere von Ulf Schmidts Stück "Der Marienthaler Dachs" am Volkstheater

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"Der Marienthaler Dachs - Zuletzt stirbt endlich die Hoffnung" am Wiener Volkstheater © Bild: News

Das Beste ist der Chor der Arbeitslosen zu Beginn. Wie diese Menschen ihre Schicksale vermitteln, sich auf der Bühne bewegen, gemeinsam agieren, berührt. Sie erzählen von Hoffnung, die nach Jahren des vergeblichen Ringens um Arbeit stirbt, was bleibt, ist Resignation. Das gibt der Studie aus den Dreißigerjahren Recht.

Realitäten werden im Text erstickt

Weshalb diese Realitäten in einem Text erstickt werden, der sich ausufernd in einfachen Sätzen und Kampfparolen ausbreitet, erschließt sich nicht. Wirklich etwas zu erzählen hat Autor Ulf Schmidt auch nicht. Eine Fabrik wird geschlossen, Menschen werden arbeitslos, aggressiv, lynchen den Bürgermeister, vertrauen einem Medium, das die Weissagungen des Dachses vermittelt, neue Kandidaten für den Bürgermeisterposten kommen aus der Fremde, der eine, Andi Arbeit (Jan Thümer), die andere, Siegrid aus Hagen (Steffi Krautz), symbolisieren den Kampf Links gegen Rechts.

Quälende, grelle Show

Am Ende siegt keiner. Volker Lösch inszeniert das als fast fünf Stunden währende, quälende, grelle Show auf Carola Reuthers mit blassrosa Möbeln ausgestatteten Bühne. Die Farbe der Requisiten und der Schriftzug Marienthal gleichen den Verpackungen eines österreichischen Schnittenherstellers. Am Ende wird auch noch platt politisiert. Man spricht die Namen der vermutlichen Übeltäter im Chor, führt dabei real-existierende Firmenbosse und Politiker an und verweist damit nur noch mehr auf das literarisch-theatralische Minimalformat des Textes.

Weder der fabelhaft agierende Gabor Biedermann (Medium) im goldenen Anzug noch Größen aus dem früheren Stamm-Ensemble wie Günter Franzmeier (Vater Staat), Claudia Sabitzer (Mutter Konzern) und Haymon Maria Buttinger (Opa Rosemarie) können da etwas retten.

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