Mariella Ahrens: "Es ist
ein Desaster im Moment"

Für ihre Fans strahlt die attraktive 51-Jährige stets souverän in die Kamera. Doch im persönlichen Interview sagt sie aufrichtig, wie schwierig ihre berufliche Lage im Moment ist. Lichtblick in dieser herausfordernden Zeit sind ihre Töchter Isabella und Lucia. Uns verrät Mama Mariella Ahrens, welche Zukunftspläne sie hat, wie ihr Familienleben aussieht und was sie über die Liebe gelernt hat.

von Schwere Zeit - Mariella Ahrens: "Es ist
ein Desaster im Moment" © Bild: Photoboell/www.mariella-ahrens.de
Die deutsche Schauspielerin wurde unter anderem durch ihre TV-Rollen in "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Die Wüstenrose" und Rosamunde Pilcher-Filme bekannt. Für Furore sorgte sie mit einem "Playboy"-Shooting und mit ihrem Auftritt im "Dschungelcamp". Die 51-Jährige ist Mutter von zwei Töchtern und Gründerin des Vereins Lebensherbst, der bereits seit dem Jahr 2005 pflegebedürftige Senioren im Heim unterstützt.

Wie erleben sie die Kunst- und Kulturszene in Zeiten der Pandemie?
Mariella Ahrens: Es ist eine sehr gedrückte Stimmung. Bis November 2020 habe ich noch Theater gespielt. Wir mussten unser Theaterstück eine Woche früher abbrechen, weil die neuen Corona-Regelungen kamen. Dieses völlige Hinunterfahren des Kulturbetriebs erfolgte etappenweise. Zuerst Maskenpflicht, dann wurden die Zuschauer halbiert. Am Schluss durften bei uns nur noch 70 Gäste ins Stück kommen, normalerweise ist Platz für 400.

Wie fühlt sich das an?
Das Ganze bringt mich an meine Grenzen. Es geht vielen Kollegen so. Man denkt sich: Wofür habe ich so lange geprobt? Wofür habe ich diesen Beruf gelernt? Ich möchte die Menschen ja unterhalten. Im Jänner hätte ich sogar in Österreich eine Premiere gefeiert mit dem Theaterstück "Das Blaue vom Himmel". Daraus wurde leider nichts.

»Es fehlt finanzielle Unterstützung«

Dabei würde ich hier gerne beruflich Fuß fassen, da ich viele Freunde in Wien habe. Auch mein Engagement in Düsseldorf wurde abgesagt. Es ist einfach ein Desaster im Moment. Leider fehlt auch finanzielle Unterstützung für diese Berufsgruppe.

Wie geht es für Sie beruflich weiter?
Ein Projekt wurde auf April verschoben. Und im Juni und Juli habe ich ein Engagement in München. Ich hoffe einfach, dass es auch wirklich klappt und alles stattfinden darf. Ach ja, bei der RTL-Serie "Unter uns" hatte ich einen Gastauftritt (Ausstrahlungstermin 10.02.2021). Zusätzlich bin ich gerade dabei, mir ein zweites Standbein aufzubauen. Da schreibe ich gerade an einem Konzept.

Um was geht es genau?
Ich will mein Wissen weitergeben und Managern als Coach zur Seite stehen. Da geht es jetzt nicht um Mental-Training, sondern um Praxiswissen wie zum Beispiel Interviewtraining. Oder wie man Gestik und Sprache richtig einsetzt und sich vor einer Kamera richtig bewegt.

Folgt man Ihnen auf Instagram, sah man zuletzt viele Aufnahmen in exotischer, sehr sonniger Umgebung? Was hat es damit auf sich?
Da war ich bei einem Fotoshooting einer befreundeten Designerin, die dort ihre Sommerkollektion fotografiert hat. Die Einladung habe ich gerne angenommen. Und diese eine Woche hat mir richtig gutgetan. Einfach mal alle Sorgen hinter sich lassen und abschalten.

Ihre Urlaubsfotos haben geteilte Reaktionen hervorgerufen. Können Sie das nachvollziehen?
Ja, kann ich total nachvollziehen. Was ich nicht verstehe, ist, dass man es anderen Menschen nicht gönnt, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, in die Sonne zu fliegen. Mir haben aber auch ganz viele Menschen in privaten Nachrichten geschrieben, dass sie sich durch mich Energie geholt haben. Durch die Fotos hat es sich für sie ein bisschen so angefühlt, als wären sie dabei gewesen, und daraus haben sie Kraft geschöpft.

Wie gehen Sie generell mit Kritik um?
Ich habe es leider über die Jahre nicht geschafft, mir eine dicke Haut zuzulegen. Ich nehme vieles persönlich. Selbst wenn Freunde mir sagen, ich soll es nicht so an mich rankommen lassen, weil es ja immer Kritiker gibt. Trotzdem denke ich viel darüber nach, was andere sagen.

»Ich nehme vieles persönlich. Selbst wenn Freunde mir sagen, ich soll es nicht so an mich rankommen lassen«

Mir ist es einfach wichtig zu verstehen, warum manche Menschen so über mich denken. Nur zu schimpfen ohne den Hintergrund zu erklären, warum man so denkt, davon halte ich nichts. Das bringt niemanden weiter. Konstruktive Kritik ist ja dafür da, dass man etwas verändert

Sie wohnen mit Ihren Töchtern in einer Wohnung in Berlin. Wie funktioniert das Zusammenleben mit einem Teenager (13) und einer Studentin (21)?
Es funktioniert sehr gut. Es ist ein bisschen so wie eine Mädchen-WG. Im Bad müssen wir uns alle absprechen. Da gibt es schon kleine Zoffereien, weil wir alle so lange brauchen (schmunzelt). Die kleine Tochter ist im Zwei-Wochen-Rhythmus bei mir, weil ich mich mit ihrem Vater abwechsle. Dann sitzen wir gern alle drei zusammen und schauen einen Film oder unsere Lieblingsserie "Modern Family" - das fühlt sich gut an.

© Photoboell/www.mariella-ahrens.de

Wie sieht ein typischer Tag bei ihnen zuhause aus?
Corona-bedingt sind wir ja alle drei zuhause. Es gibt zurzeit nur Online-Vorlesungen und Homeschooling. Wir sitzen alle drei am Laptop, dann koche ich etwas und das höchste der Gefühle ist ein Spaziergang oder der Weg zum Supermarkt. Auf den Lebensmitteleinkauf freue ich mich immer. Ich hätte mir nie gedacht, dass der Supermarkt mal so eine Bedeutung bekommt in meinem Leben (lacht).

»Meiner großen Tochter Isabella gebe ich schon Ratschläge in Liebesdingen«

Haben Ihre Töchter schon eine klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft?
Meine 13-jährige Tochter Lucia möchte in meine Fußstapfen treten und Schauspielerin werden. Sie möchte unbedingt, dass ich sie bei Castingagenturen vorstelle. Das habe ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen. Bisher habe ich sie immer vertröstet, die Schule ging einfach vor. Aber dieses Jahr werde ich sie bei ihrem Vorhaben unterstützen. Meine große Tochter Isabella studiert BWL und ist als Werkstudentin in einem Immobilienbüro tätig. Das gefällt ihr sehr gut, vielleicht bleibt sie ja dabei.

Inwieweit wollen sie Ihre Töchter vor ihrem "künstlerischen Lebensmodell" schützen?
Meine Kinder können selbst entscheiden, ob sie im Rampenlicht stehen möchten oder nicht. Wenn ich merke, dass kein Talent vorhanden ist, würde ich natürlich eingreifen. Grundsätzlich würde ich meinen Töchtern natürlich lieber einen anderen Beruf als Schauspielerin empfehlen - gerade in unsicheren Zeiten wie diesen.

In Beziehungsangelegenheiten haben Sie viel Erfahrung. Stehen Sie Ihren eigenen Töchtern inzwischen "beratend" zur Seite?
Meine große Tochter hat mich schon öfter um Rat gebeten. Das finde ich sehr schön. Es zeigt, wie vertrauensvoll unser Verhältnis ist. Meine kleine Tochter sucht noch keinen Rat in Liebesdingen, kommt aber mit anderen Teeangerproblemen zu mir. Ich habe so etwas früher eher mit Freundinnen besprochen.

Aktuell sind Sie Single. Glauben Sie noch an die "große Liebe"?
Ja, auf jeden Fall. Ich bin mir sicher, dass es nicht nur die eine große Liebe im Leben gibt, sondern mehrere tiefgehende Beziehungen. Ich bin zuversichtlich, dass ich noch einmal jemanden treffe, mit dem ich mein Leben gemeinsam verbringe. Hoffentlich dann bis zum Lebensende.

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Was wäre Ihnen am neuen Partner an Ihrer Seite besonders wichtig?
Am Anfang ist die gegenseitige Anziehungskraft das Wichtigste. Das darf man nie unterschätzen. Danach sollte man zusammenwachsen und füreinander da sein. Wichtig ist, dass man Spaß miteinander hat und gute Gespräche führen kann. Auch mit Streit umgehen zu können ist sehr wichtig. Eine Beziehung oder ein Ehe sollte niemals auf Grund eines Streits zerbrechen. Lieber sollte man sich darum bemühen, die Ursachen dafür zu klären, bevor man alles hinschmeißt. Ich weiß inzwischen, wie schwer es ist, einen passenden Partner zu finden. Wenn ich ihn gefunden habe, würde ich ihn nicht mehr leichtfertig aufgeben.