Mariahilfer Straße:
Eine Shoppingmeile bewegt

Was läuft schief? Ein Stimmungsfang bei Passanten und Geschäftsleuten

von Mariahilfer Straße: Die Anrainer stimmen im Februar über die Zukunft ab. © Bild: NEWS.AT

Seit 16. August 2013 wandeln Fußgänger ohne die Konkurrenz von Autofahrern die Shoppingmeile zwischen der Andreasgasse und der Kirchengasse entlang. Neben den Fußgängern dürfen derzeit nur Lieferanten und Radfahrer die Strecke nutzen. NEWS.AT ist der Frage nachgegangen: Nutzen Passanten und Anrainer die Fußgängerzone auch?

Lokalaugenschein auf der "Mahü":

© Video: NEWS.AT

Der Lokalaugenschein macht eines deutlich: Das Volk zeigt sich gespalten, Tendenz negativ. Das Thema ist ausgelutscht, viele sind mit dem Altbewährten zufrieden. Offen für eine Veränderung zeigt sich vor allem die jüngere Generation. Die Leute werden sich schon daran gewöhnen, heißt es von den Befürwortern. Die Kritiker des Projekts behaupten ihrerseits: Unter der Woche liegt die Fußgängerzone wie ausgestorben da; zum Auslagenschauen schlendert man lieber am Gehsteig.

Geschäftsruin oder Neubeginn?

Nicht alle Geschäftsleute stehen dem Projekt negativ gegenüber: Dass sich große Ketten wie Desigual auf der "Mahü" ansiedeln, sehen sie als gutes Omen. Die Läden, die weichen, dürfen sich außerdem mit Verkaufssummen im Millionenbereich trösten - vom großen Sterben also keine Spur. Natürlich gibt es sie: die Gegenstimmen. Sie klagen über unflexiblen Ladezonen und - zeiten, eine steigende Zahl an Strafzetteln, Umsatzeinbußen und fehlende Parkplätze für Kunden. Wobei sich hier die Frage aufdrängt, wie günstig sich die Parksituation vor der Verkehrsberuhigung gestaltet hat; ein Park-Paradies war die "Mahü" wahrlich noch nie. Doch leider fehlt von neuen Parkgaragen, wie sie für Einkaufszentren existieren, im neuen Konzept der Mariahilfer Straße Neu jede Spur.

Der ewige Vergleich

Dabei hat die Stadt in Sachen Fußgängerzonen bereits Erfahrung: Die Kärntnerstraße wird immer wieder gerne als positives Beispiel herangezogen. Im Jahr 1974 verwandelt sich dort die befahrene Straße in eine Fußgängerzone - und auch damals nicht ohne Widerstand. Heute ist die Kärntnerstraße die Touristen-Shoppingmeile der City. Einige kleine Traditionsgeschäfte müssen weichen, mehrere Kettenkonzerne lassen grüßen. Ob die Veränderung zum Positiven oder zum Negativen stattgefunden hat, darüber lässt sich streiten. Geschadet hat es der Stadt definitiv nicht.

Alte Aufnahme vom Stephansplatz in Wien Anfang der 1960er Jahre.
© Wiener Linien Der Stephansplatz, aufgenommen im Februar 1961 von den Wiener Linien.

Derzeit richtet sich die Stimmung eher gegen die neue Mariahilfer Straße. Viele haben die Diskussion einfach schon satt. Doch woran hapert es letztendlich? Die Idee einer Fußgängerzone in den Wiener Innenbezirken ist weder neu noch besonders aufregend. Aufregen kann allerdings die fehlgeleitete Politisierung des Themas und die ungeschickte Umsetzung. Dabei ist es egal, ob es sich um "Grünes Versagen" oder "Blaue Schlechtmacherei" handelt, dem Konzept schaden beide Szenarien. Was wäre denn so falsch an einer Abstimmung für ganz Wien gewesen, bevor man das Projekt auf die Straße bringt und rund drei Millionen Euro in Öffentlichkeitsarbeit investiert? Dann gilt es ein hieb- und stichfestes Konzept zu erstellen. Doch das Projekt "Mariahilfer Straße Neu" schwankt schon in den ersten Wochen aufgrund von rasenden Radfahrern, streikenden Busfahrern und empörten Anrainern. Nicht die fehlenden Passanten sind also der Tod der Fußgängerzone, sondern das Fehlen eines ausgefeilten Konzepts und einer stringenten Umsetzung.

Kommentare

Es wir dort immer blöder! Nun haben sie auf der Einmündung des 13A zu beiden Seiten Stopptafeln aufgestellt. Die Radfahrer brausen durch, Autos auf der Vorrangstraße hupen und bremsen scharf ab um einen Unfall zu verhindern... gibt es wirklich niemanden der dort für Sicherheit sorgt?

Ist das Gerüst am Dom noch immer das selbe? Und - Autos mit Charakter- apropos den sollten auch die Grünen schön langsam haben

Die SPÖ will in Wien neue, noch höhere Schulden machen, aber in der Öffentlichkeit beschäftigt man sich mit der "MAHÜ".

Rückbau und sparsames Hashalten fordern, auch wenn Sie kein Anrainer des 6. und 7. sind:
www.petition-online.at

Warum konzentrieren sich die Grünen nicht auf wirkliche Probleme (ausufernde Schulden, Bildung, Korruption im AKH, Umweltprobleme) statt - wie bei der MaHü - auf Probleme, die sie selbst geschaffen und die es vorher überhaupt nicht gegeben hat. Die MaHü war vorher in Ordnung (ev. noch eine durchgehende Radspur dazu), die Lebensqualität im Bezirk war rekordverdächtig. Jetzt ist alles kaputt.

seidenstraße

der widerstand gegen die echte(!) fußgängerzone in der kärntnerstraße wäre seinerzeit ins unermessliche gestiegen, hätte man wie heute auf der mahistra scheinbar radrennen absolvierenden pedalrittern und -amazonen gestattet, passanten zu gefährden.

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