Todesopfer bei Explosion

Explosion in Gasstation im Marchfeld forderte ein Todesopferund 21 Verletzte

Bei der Explosion in der Gasstation von Gas Connect in Baumgarten in Niederösterreich ist am Dienstag in der Früh eine Person ums Leben gekommen. 21 Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Ursache für den Unfall dürfte ein technisches Gebrechen gewesen sein. Die Anlage wurde im "kontrollierten Zustand" heruntergefahren und war am Nachmittag noch außer Betrieb. Bei dem Todesopfer handle es sich laut Medienbericht um einen TÜV-Mitarbeiter.

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Marchfeld - Todesopfer bei Explosion

Das Landeskriminalamt hat Ermittlungen aufgenommen. Man gehe derzeit von einem technischen Gebrechen aus. Ein terroristischer Hintergrund werde aktuell ausgeschlossen.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) geht ebenfalls von einem technischen Gebrechen in der Gasstation in Baumgarten a.d. March aus. "Es gibt derzeit keinerlei Hinweise auf einen intentionalen Angriff oder eine anderweitige Tathandlung", hieß es am Dienstagnachmittag in einer Aussendung.

»Keinerlei Hinweise auf intentionalen Angriff oder anderweitige Tathandlung«

Somit sei "zum jetzigen Zeitpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit von keiner Indikation mit einem möglichen terroristischen Hintergrund auszugehen", teilte das Referat "Schutz kritischer Infrastrukturen und Cyber Security" mit.

Todesopfer war Mitarbeiter einer Fremdfirma

Bei den Opfern handle es sich mehrheitlich um Gas-Connect-Mitarbeiter, sagte Unternehmenssprecher Andreas Rinofner. Der Verstorbene war allerdings Mitarbeiter einer Fremdfirma. Laut einem "Kurier"-Onlinebericht handle es sich bei ihm um einen Mitarbeiter des TÜV (Technischer Überwachungsverein). Die Landespolizeidirektion wollte dies auf Anfrage nicht bestätigen. Der Verstorbene sei männlich, bezüglich der Identität müsse man einen DNA-Abgleich abwarten, so ein Sprecher.

Die Leiche weist schwerste Verbrennungen auf. Laut "Kurier" soll der 32-Jährige mit Überprüfungen am Gelände in Baumgarten an der March in der Gemeinde Weiden an der March beschäftigt gewesen sein, als es zur Explosion kam. Offenbar war dem Bericht zufolge am Montag ein neuer Anlagebehälter in Betrieb genommen und mit sechs Bar Druck begast worden. Nachdem am Dienstag kein Druckverlust bemerkbar gewesen sei, sollte er demnach in Vollbetrieb übernommen werden - das sollte vom TÜV überprüft werden. In diesem Bereich soll es zu einer Verpuffung gekommen sein. Die Erhebungen der Brandermittler werden morgen in der Früh fortgesetzt, sagte Sprecher Heinz Holub von der Landespolizeidirektion Niederösterreich.

Das mit Verbrennungen schwerverletzte Opfer wurde nach ÖAMTC-Angaben von "Christophorus 9" ins AKH Wien geflogen. Weitere Verletzte wurden ins Wiener SMZ Ost und UKH Meidling sowie ins Landesklinikum Hainburg transportiert, teilte Kellner mit. Etwa 50 Personen wurden in der Folge von Kriseninterventionsteams (KIT) betreut. Die gewaltige Explosion war laut der Nachrichtenagentur TASR auch von slowakischer Seite sichtbar.

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    Eine Explosion in der Gasstation in Baumgarten in der Gemeinde Weiden a.d. March (Bezirk Gänserndorf) hat Dienstagfrüh, 12. Dezember 2017, nach Polizeiangaben 21 Verletzte und ein Todesopfer gefordert.

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    Eine Gasleitung unter der Erde ist explodiert - die Ursache dafür ist noch unklar.

Die Explosion hatte sich laut dem Sprecher im westlichen Bereich der Anlage ereignet. Die Ausdehnung der Explosion auf dem 17 Hektar großen Areal beschrieb Gas Connect-Geschäftsführer Stefan Wagenhofer mit etwa 100 mal 100 Metern. Es handle sich um einen Bereich, wo es zuletzt eine Bautätigkeit gegeben habe. "Heute nicht", fügte der Geschäftsführer hinzu. Erst gegen 15.30 Uhr hat es schließlich Brand aus gegeben. Nachlöscharbeiten dauerten aber weiter an. Zudem sollte eine Brandwache die gesamte Nacht auf Mittwoch aufrecht bleiben. Wann die Gasstation den Betrieb wieder aufnehmen kann, wurde am Nachmittag von Experten beraten.

Großaufgebot an Einsatzkräften

Die Explosion hatte ein Großaufgebot an Einsatzkräften gefordert. So wurden etwa 22 Feuerwehren mit 240 Mann alarmiert, wie Landeskommandant Dietmar Fahrafellner mitteilte. Das Rote Kreuz stellte 40 Mitarbeiter. Hinzu kamen noch vier Notärzte und drei Mediziner aus der unmittelbaren Region sowie zwei Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT). Seitens der Rettungskräfte waren zudem "Christophorus 3" und "Christophorus 9", zwei Notarzteinsatzfahrzeuge und zwölf Rettungswägen aufgeboten. Die Polizei entsandte 14 Streifen und 41 Mann der Einsatzreserve. Zudem wurde die Feuerwehr vom Hubschrauber "Libelle" aus mit Live-Bildern bei der Findung des Brandherdes unterstützt.

Die Gasstation ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern wird dort übernommen, gemessen, geprüft und für den Weitertransport verdichtet. Zudem wird vor allem der Osten Österreichs versorgt. Obwohl die Station heruntergefahren wurde, droht vorerst aber kein Engpass an Erdgas. Gas Connect Austria sagte zu, dass die nationale Erdgasversorgung auf "absehbare Zeit abgedeckt werden kann".

Internationale Leitungen bald in Betrieb

Indes teilte die Gas Connect Austria GmbH, die die Leitungen betreibt, am Abend in einer Aussendung mit, dass die Gasleitungen nach Italien, Deutschland und Ungarn noch heute wieder in Betrieb genommen werden. Nach eingehender Kontrolle durch die Feuerwehr und das Landeskriminalamt wird Gas Connect Austria die Systeme der Trans-Austria-Gasleitung in Richtung Italien, der West-Austria Gasleitung nach Deutschland, der Hungaria-Austria Gasleitung nach Ungarn noch vor Mitternacht wieder in Betrieb nehmen.

Der Transit durch Österreich über Baumgarten werde derzeit wieder in Betrieb genommen "und somit kann die Gasversorgung der belieferten Länder gesichert werden". Die nationale Erdgasversorgung sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen.

Die Unternehmen der EAA Gruppe - Energie Burgenland, EVN und Wien Energie - haben nach eigenen Angaben vorsorglich "große Mengen Erdgas für ihre Kunden in leistungsfähigen Speichern gelagert". "Über die sogenannte Westschiene, eine leistungsstarke Transportleitung von den Gasspeichern in Oberösterreich in den Osten, kann Erdgas zu den Kunden in Ostösterreich transportiert werden", versicherte die Allianz in einer Aussendung.

Gaspreise zogen scharf an

Nach der Explosion zogen die Gaspreise in Europa scharf an. In Italien stieg der Day-ahead-Großhandelspreis um 87 Prozent auf 44,50 Euro je Megawattstunde (MWh). Der Preis für britisches Gas zur sofortigen Lieferung schnellte um 32 Prozent nach oben. Italien zeigte sich zwar besorgt. Es sei jedoch nicht mit Engpässen in den Gaslieferungen zu rechnen, da Italien auf Reserven zurückgreifen könne, hieß es in einer Presseerklärung des Wirtschaftsministeriums. Die Lage sei unter Kontrolle.

Mikl-Leitner drückt ihre Anteilnahme aus

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat am Dienstagnachmittag den Unglücksort in Baumgarten a.d. March besucht. Sie sprach im Anschluss von einer herausfordernden und dramatischen Situation, die in der Früh zu bewältigen gewesen sei.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat auf Facebook seine Anteilnahme ausgedrückt: "Meine Gedanken sind bei der Familie, den Freunden und Arbeitskollegen des Mannes, der heute im Marchfeld ums Leben gekommen ist. Meine aufrichtige Anteilnahme sowie viel Kraft für die schweren Stunden der Trauer".

Technisches Gebrechen vermutet

Zur Ursache der folgenschweren Explosion in der Gasstation in Baumgarten an der March hieß es am Dienstagnachmittag seitens der Polizei, man gehe von einem technischen Gebrechen aus. "Die Anlage wurde im kontrollierten Zustand heruntergefahren und ist außer Betrieb", sagte der Sprecher von Gas Conncect, Armin Teichert.

Nach Angaben des Landesfeuerwehrkommandos Niederösterreich war aus zunächst ungeklärter Ursache auf dem Areal eine Gasleitung im Freien explodiert. Sprecher Franz Resperger berichtete von einer "ohrenbetäubenden Explosion" und einer heftigen Druckwelle. Das Feuer erfasste sechs Objekte, die zum Teil in Vollbrand gerieten. Die Hitzeentwicklung sei so enorm gewesen, dass abgestellte Autos verschmorten.

"System Change" verweist auf Gefährlichkeit

Die Gasexplosion in Niederösterreich zeige, dass Gas, Öl und Kohle gleichermaßen gefährlich für Menschen und Klima seien, hielt "System Change, not Climate Change!" in einer Aussendung am Dienstag fest. Die Organisation forderte in einer Aussendung von der Politik, den Ausstieg aus gefährlichen und klimaschädlichen Technologien einzuleiten.

Der Vorfall in Baumgarten beweise, dass man so schnell wie möglich aus fossiler Energie aussteigen müsse. "Dazu gehört auch Erdgas, das oft als 'saubere Brückentechnologie' verkauft wird. Obwohl dessen Klimaschädlichkeit und Gefahren bekannt sind, wird in Europa weiter in neue Gasinfrastruktur investiert", kritisierte Iris Frey von "System Change!".

Verwiesen wurde auf die "gerade heute" anstehende Entscheidung der Europäischen Investitionsbank über einen Kredit über 1,5 Milliarden Euro für die "Transadriatische Pipeline", als Teilstück des südlichen Gaskorridors, über den Erdgas aus Aserbaidschan nach Europa transportiert werden soll. Bei einem Unfall seien auch dort massive Gefahren für Umwelt und die lokale Bevölkerung zu befürchten.