Der Winter kommt bestimmt

Heimat-Training, Augen-OP und Olympia im Blick - Marcel Hirscher macht sich "scharf"

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    Mit Marcel Hirscher im Lammertal

    Der Medientag mit Marcel Hirscher war spektakulär. Der Ski-Star begeisterte mit zwei seiner liebsten Hobbies - eines davon war Kajakfahren.

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    Am Weg zur Kajaktour

    "Kraftkammern gibt es überall. Hier hat alles begonnen, hier bin ich aufgewachsen", erklärte Hirscher. Allerdings: Wer Natur möchte, der muss sie sich offenbar erarbeiten. Vor der Kajaktour folgte ein Fußmarsch.

"Kraftkammern gibt es überall. Hier hat alles begonnen, hier bin ich aufgewachsen", erklärte Hirscher, warum er die wunderschöne Natur des Lammertals nutzt, um Körper und Sinne "scharf" zu machen. Etwas, was der im Gebirge aufgewachsene Bewegungsfreak aus seiner Kindheit mitgenommen hat. "Ich habe auf Felsblöcken Gehen gelernt. Um Freunde zu sehen, musste ich 40 Kilometer mit dem Rad fahren", erinnerte Hirscher daran, dass ein guter Teil seiner Kraft und seiner Talente durch das Aufwachsen in der Natur gefördert wurden.

Und zum Teil auch sein außergewöhnliches Balancegefühl und seine Reaktionsfähigkeiten erklärt. Nach einer Augen-Operation fühlt sich Hirscher zudem als neuer Mensch. "Jetzt weiß ich, dass mein Hausberg auch ein Gipfelkreuz hat", scherzte der Atomic-Fahrer am Mittwoch vor Medienvertretern, die auch aus Russland, Norwegen, Schweden, Deutschland und der Schweiz ins Winterstellgut gekommen waren.

Interview auf Niederländisch
Dem extra angereisten Vertreter des "De Telegraaf" stand Hirscher sogar auf "holländisch" Rede und Antwort. Mama Sylvia stammt aus Den Haag, die gesamte Familie Hirscher spricht ihre Sprache, Marcel wird in den dortigen Gazetten als "halber Holländer" gefeiert.

Hirscher ist von seiner "Wahnsinns-Saison" fast nahtlos ins Training für den kommenden Winter, dessen Höhepunkt die Olympischen Spiele in Sotschi sind, übergegangen. Selbst der Mauritius-Urlaub mit Freundin Laura wurde wegen eines Zyklons vorzeitig abgebrochen. "Die Saison hat eigentlich nie aufgehört", so Hirscher.

Privatsphäre war gestern
Spätestens mit seinen Goldmedaillen bei der Heim-WM in Schladming hat Hirscher seine Privatsphäre endgültig abgegeben. "Man muss lernen, mit einer Star-Rolle umzugehen", ist ihm längst bewusst, "dass ich diesbezüglich künftig auch ein bisschen härter zu mir selbst werden muss." Denn Termine., Ehrungen und die Verpflichtungen gegenüber Fans haben noch stärker zugenommen.

"Derzeit habe ich noch alles super im Griff. Die Frage ist nur, wie lange noch", zeigte sich der Ski-Star nachdenklich. "Es wird nicht immer so weitergehen können." Skirennen fahren möchte Hirscher noch zehn Jahre, vom aktuell gefühlten Stress her seien es "eher nur noch zwei Jahre", versuchte er die Beanspruchung in Worte zu kleiden.

Auch sportlich könne es nicht immer gleich gut weitergehen. Um einen Einbruch zu verhindern, bereitet er sich weiterhin möglichst akribisch vor, versucht, sich ständig zu verbessern. Deshalb wird er heuer den Sommer "opfern", im August erstmals das einwöchige Training der ÖSV-Abfahrtsgruppe in Portillo (Chile) mitmachen und danach auch mit der Kombigruppe in Ushuaia in Argentinien trainieren.

Keine Abfahrten geplant
Bei Weltcup-Abfahrten wird man Hirscher deshalb trotzdem - noch - nicht sehen. "Es geht darum, auf den langen Skiern das Gefühl für das Gelände und Sprünge zu bekommen", erklärte Coach Michael Pircher, der das "ÖSV-Privatteam" rund um Hirscher leitet. Neben Pircher gehören dazu u.a. Servicemann Edi Unterberger, Alex Fröis als voraussichtlich neuer Physio sowie Medienbetreuer Stefan Illek. Einzig Vater Ferdinand Hirscher wird "privat" bezahlt.

Hirscher und Pircher hoffen, dank der Sonderstellung weiter flexibel und effektiv arbeiten zu können um. Mit dem Ziel, weitere Kristallkugeln und Medaillen für Österreich zu holen, auch wenn Hirscher Olympia nicht überbewerten will. "Rennen mit besonderer Auszeichnung halt." Für ihn sei wichtig, weiterhin sein persönlich Bestes zu geben. "Egal, ob es dann für den Sieg oder Platz zehn gereicht hat. Ich denke nicht, dass ich noch etwas beweisen muss."

Sonderstatus für Hirscher
Der Sonderrolle ist man sich im Hirscher-Team bewusst. "Aber nach den Erfolgen wird respektiert, was Marcel geleistet hat und dass er deshalb Prioritäten genießen sollte", sieht Pircher keinen Anlass für Neid. "Wir wissen, dass wir beobachtet werden. Wir werden uns keine Fehler leisten."

Die neue Super-Kombination in Kitzbühel mit dem Super-G am Freitag begrüßte Hirscher ausdrücklich. Hier schloss sich auch der Kreis dieses Tages. "Das Motocross-Fahren ist kein Show-Off für die Medien. Ich mach' das wöchentlich, auch wenn es gefährlich ist, eigentlich dumm für einen Skifahrer", erklärte der Freund von Weltmeister Matthias Walkner. "Aber es ist auch dumm, in Kitzbühel die Abfahrt runter zu fahren", scherzte Hirscher am Ende. "Über die Hahnenkamm-Abfahrt hätte ich mich sicher nicht drübergetraut."

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