Manfred Deix gestorben

Satirischer Zeitkommentator und Porträtist der österreichischen Seele starb mit 67

Der große österreichische Zeichner und Karikaturist Manfred Deix ist am Samstag 67-jährig gestorben. Das bestätigte der Direktor des Karikaturmuseums Krems, Gottfried Gusenbauer, am Montagfrüh gegenüber der APA. Seine gezeichneten und gemalten Zeitkommentare machten ihn beim breiten Publikum populär. Er verlieh der österreichischen Seele erschreckend genau Ausdruck.

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    Manfred Deix ist tot

    Manfred Deix im Juni 1987 bei der Eröffnung von André Hellers Luna

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    Manfred Deix ist tot

    2004 in Frankfurt am Main

"In erster Linie war er politischer Karikaturist, aber er zählte mit Sicherheit zu den ganz großen Künstlern Österreichs", so Gusenbauer in einer ersten Einschätzung.

Nach Angaben von Gottfried Gusenbauer starb der Künstler in einem Spital. Er erlag einer langen, schweren Krankheit, beruft sich das Karikaturmuseum auf Marietta Deix, die Witwe des Künstlers. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder beunruhigende Nachrichten über seinen Gesundheitszustand gegeben, 2014 musste eine Buchpräsentation nach einem Zusammenbruch kurzfristig verschoben werden.

Manfred Deix ist im Karikaturmuseum Krems, an dessen Gründung er beteiligt war, mit einer Dauerpräsentation vertreten. Wie kein anderer Zeichner hat er es verstanden, die Skurrilitäten und Besonderheiten des Durchschnitts-Österreichers pointiert herauszuarbeiten und satirisch zu überhöhen - seinen sprichwörtlichen "Deix-Figuren" konnte man nahezu auf Schritt und Tritt im wirklichen Leben begegnen. Seine Zeichnungen wurden in zahlreichen renommierten Magazinen und in vielen Sammelbänden veröffentlicht. Zuletzt erschienen 2015 "Neue Zeichnungen" sowie sein achtzehntes Buch "Tierwelt. Katzen & Co".

Zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst und Politik äußern ihre Betroffenheit über den Tod Deix' und würdigen dessen Lebenswerk. Hier ein kleiner Auszug.

Gottfried Gusenbauer, Direktor des Karikaturmuseum Krems: "Manfred Deix war einer der großen Künstler Österreichs. Es gab und gibt viele Tabus und unangenehme Wahrheiten, die man nicht ansprechen durfte oder konnte, hier hat uns Deix mit seinen Bildern die Augen geöffnet. Die MitarbeiterInnen des Karikaturmuseum Krems sind über den Tod von Manfred Deix tief betroffen und trauern um ihn. Mit ihm verliert die österreichische Karikatur- und Zeichnerszene einen der kritischsten und einflussreichsten Künstler unserer Zeit."

Schriftsteller Thomas Glavinic via Twitter: "Manfred Deix war ein ganz Großer. Dieses Jahr kann mich mal."

Kulturminister Thomas Drozda: "Manfred Deix war ein kompromissloser Beobachter unserer Gesellschaft, der das Beobachtete auf geniale Weise in seinen Karikaturen zu Bild brachte. Mit seinen Zeichnungen hat er mehr als 40 Jahre lang pointiert und ohne Tabu aktuelle gesellschaftliche und politische Vorgänge aufgezeigt, kommentiert und mit viel Humor verarbeitet. (...) Deix' Porträts und Bildgeschichten weisen eine mitreißende Geschmacklosigkeit auf – wie das Satiremagazin Titanic über seinen unverwechselbaren Stil schrieb. Die grotesk überhöhte Kommentierung der Welt und die oft schockierenden Motive waren sein Markenzeichen und sein künstlerischer Blick auf die österreichische Seele war einzigartig."

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner: "Mit Manfred Deix verlieren wir einen großen Künstler und Kenner der österreichischen Seele. Hat uns allen den Spiegel vorgehalten, wird fehlen."

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll: "Mit Manfred Deix verlieren wir einen weit über die Grenzen unseres Landes hinaus anerkannten und etablierten Künstler. Er war unverwechselbar in seiner Kunst und einzigartig in seiner Persönlichkeit. Sein scharfer Blick und seine spitze Feder werden uns sehr fehlen. Er war ein Vordenker, der uns zum Nachdenken und Umdenken gebracht hat. Damit hat er der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten und Oasen des Humors und der Lebensfreude geschaffen. (...) Manfred Deix war eine ganz besondere Persönlichkeit, die einem stets ehrlich, direkt und unverfälscht begegnet ist."

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny: "Manfred Deix war ein kompromissloser Karikaturist, der mit den Mitteln der Übertreibung die österreichische und Wiener Seele liebevoll und gleichzeitig unbarmherzig nachzeichnete. (...) Als politischer Cartoonist kommentierte er gesellschaftspolitische und aktuelle Vorgänge pointiert und verschonte dabei niemanden. Mit spitzer Feder entlarvte er Borniertheit, Kleingeist und dumpfe Gesinnung. Deix war auch selbst Teil seiner von ihm geschaffenen Welt. Er hatte einen Blick, der nicht von oben, nicht mit elitärer Verachtung kam, sondern von innen. Seine Bilder zeugen stets von großer Empathie für die Menschen."

Die wichtigsten Stationen seines Lebens

1949 Manfred Deix wird am 22. Februar in St. Pölten geboren

1960 Erste wöchentliche Comic-Strip-Serie in der "Niederösterreichischen Kirchenzeitung"

1965 Eintritt in die Höhere Graphische Lehr-und Versuchsanstalt in Wien, wo er auf die Maler Josef Bramer und Gottfried Helnwein sowie den späteren Roncalli-Gründer Bernhard Paul trifft

1968 Beginn des Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien

1972 Erste Veröffentlichungen in den Magazinen "profil", "trend", "Economy"

1978 Titelblätter und Zeichnungen für Medien wie "Stern", "Der Spiegel", "Pardon", "Tempo", "Titanic", "Playboy", "Die Zeit"

1980 Erstes Buch "Cartoons" erscheint

1984 Heirat mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Marietta in Las Vegas; erster persönlicher Kontakt mit den Beach Boys in Los Angeles

1985 Erstes TV-Porträt "Manfred Deix" für die ORF-Serie "Ohne Maulkorb"

1986 Ausstellung in der Galerie am Chamissoplatz in Berlin

1987 Gestaltung eines Plakats für Bertolt Brechts "Arturo Ui" am Wiener Burgtheater

1988 Verleihung des Nestroy-Ringes der Stadt Wien

1989 Fünftes Buch "Augenschmaus" mit einem Vorwort von Billy Wilder erscheint

1990 Entwurf der Masken für die Oper "Kehraus um St. Stephan" von Ernst Krenek an der Wiener Staatsoper

1992 Porträt in der englischen BBC-TV-Serie "Schofield's Europe"

1995 Goldene Schallplatte für die CD "Musik aus Ameriga" von Manfred Deix und die Good Vibrations Band; ab diesem Jahr wöchentliche Cartoons für "News"

1999 Gestaltung von 14 Bildern auf 1.600 Quadratmeter Fassadenfläche des Grazer Rathauses; Deix begleitet die Beach Boys für drei Songs am Wiener Donauinselfest

2000 Kulturpreis der Stadt Klosterneuburg

2001 Eröffnung des Karikaturmuseum Krems mit Dauerausstellung (Start als "Die Welt des Manfred Deix")

2004 Ausstellung "Die Welt des Manfred Deix" in Frankfurt; elftes Buch: "Der dicke Deix" erscheint

2005 Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien

2009 Verleihung des Berufstitels "Professor"; Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich; 15. Buch "Der goldene Deix" erscheint

2015 Achtzehntes Buch "Tierwelt - Katzen & Co." erscheint

2016 Aktualisierung der Dauerausstellung (läuft derzeit unter "Für immer Deix!") im Karikaturmuseum Krems; Deix stirbt am 25. Juni im Alter von 67 Jahren

Kommentare

Ein ganz begnadeter Karikaturist ,ist nicht mehr !

Mein Mitgefühl an seine Frau, welche seinen Kampf gegen Süchte und Lebenslust tapfer ertragen hat. Schade um einen großen Künstler und besonderen Menschen, welcher nie in eine Schablone zu pressen war.

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